1. Februar 2025
Es wird ein Mix aus Trainingslager und Teambuilding. Gleich 15 deutsche Kaderspieler und -spielerinnen des Deutschen Schachbundes rücken ab Montag, 3. Februar, für eine Woche in die Sportschule Oberhaching bei München ein - das führende Leistungszentrum des bayerischen Sports. Mit einer Gesamtfläche von 220.000 Quadratmetern bietet die Anlage modernste Sportanlagen für über 40 verschiedene Sportarten. „Solche Fortbildung sind wichtig. Es geht immer auch um neue Impulse“, sagt GM Rasmus Svane, neben WGM Josefine Heinemann Aktivensprecher des Deutschen Schachbundes. Im Gespräch mit Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit erklärte er auch, warum sich die Spielerinnen und Spieler ausdrücklich den indischen GM Ramesh Ramachandran gewünscht haben. Auch wenn der 48jährigeTalentschmied auf Chennai sich vornehmlich aufs Männerteam konzentrieren wird – und Bundestrainer GM Yuri Yakovich auf die Frauen - wird es auch viele Gelegenheiten zu gemeinsamer Fortbildung geben.
Rasmus, Team-Trainingslager kennt man aus Sportarten wie Fußball – da wird dann richtig gekeult, geschwitzt. Warum ist so ein Trainingscamp auch im Schach wichtig?
Wir haben in Oberhaching wieder die Möglichkeit, mit sehr starken Trainern zusammenzuarbeiten, von ihnen zu lernen – und das in vielen Bereichen, wie der Herangehensweise an eine Partie, an bestimmte Stellungen oder auch wie wir zuhause Schach trainieren sollten. Und es ist immer gut, wenn man in einer größeren Gruppe trainieren kann – denn ich lerne als Spieler auch von den anderen Spielern. Jeder kann irgendwas besser als der andere. Man tauscht sich aus, schnappt vieles auf, das einen weiterbringt. Und dann ist da der Aspekt Teambuilding.
Wie wichtig ist das in einer Einzelsportart wie Schach?
Es gibt ja zwei Trainingslager im Jahr – und die sind durchaus wichtig. Wir kommen als Nationalspieler auch in die Situation, dass wir als Team funktionieren müssen. In diesem Jahr wieder bei der Mannschafts-Europameisterschaft. Es hilft dann, wenn man sich gut versteht. Unser Tagesablauf in Oberhaching wird viele Raum für Teambuilding lassen – vor allem, weil wir in einer Sportschule sind, die zahlreiche Möglichkeiten für ein Rahmenprogramm bietet.
Wie sieht denn der Tagesablauf bei dem Trainingslager aus?
Sportschule – das bedeutet früh aufstehen. Frühstück um neun, dann Schachtraining bis zur Mittagszeit, Essen, Spazierengehen, dann weitere drei Stunden Training. Dann wird Sport gemacht – entweder noch vor oder direkt nach dem Abendessen. Ich denke, dass es ähnlich laufen wird wie in Kienbaum, wo wir Zugriff auf eine Sporthalle hatten und jeden Tag ein bis zwei Stunden Sport gemacht haben. Basketball, Fußball, Badminton, Tischtennis – oft bilden wir gemischte Mannschaften. Bei den Trainingslagern in Berlin und Oberhof haben wir sogar draußen gemeinsam gekickt.
Also nicht nur rauchende Köpfe…
…nein, und ich muss sagen: In der Vergangenheit haben unsere Trainer, wie zum Beispiel Peter Leko, immer dafür gesorgt, dass es sehr abwechslungsreich war. Ich erinnere mich daran, wie wir mit ihm mal in Magdeburg eine Stellung nach der anderen ausgespielt haben – das war so wettkampfnah, hat so viel Spaß gemacht, dass die Zeit wie im Fluge verging und man uns regelreicht rausreißen musste – so fokussiert waren wir.
Warum habt Ihr Euch diesmal für Ramesh Ramachandran als Trainer stark gemacht?
Warum habt Ihr Euch diesmal für Ramesh Ramachandran als Trainer stark gemacht?
Es geht immer auch um neue Impulse. Ramesh ist sehr berühmt für seine Fähigkeit, junge Spieler weiter zu bringen. Chennai ist bekanntlich das Zentrum des indischen Spitzenschach. Er hat im Laufe der Jahre gefühlt die Hälfte der indischen Superkids trainiert, ich nenne nur mal Aravindh Chithambaram, Rameshbabu Praggnanandhaa oder Dommaraju Gukesh. Er ist mithin der bekannteste Trainer in Indien und jeder weiß um seinen Variantenreichtum im Training. Ich denke, das wird sehr innovativ. Wir erhalten bestimmt unschätzbar wertvolle Einblicke in eine andere Schach-Schule und profitieren von seinem großen Erfahrungsschatz. Bei Spaziergängen werden wir bestimmt auch die ein oder andere spannende Geschichte über Schach in Indien von ihm erfahren. Ich denke, wir werden viel mitnehmen.
Wie wertvoll dieses Trainingslager für die Spieler ist, sieht man auch daran: Dein Bruder Frederik eilt direkt vom Tata Steel in Wijk aan Zee nach München. Klingt nach Stress pur…
(lacht) … ja, aber er ist ja auch noch jung und voller Energie. Für mich wäre das hart: fast einen ganzen Monat, ohne Unterbrechung, nicht Zuhause sein zu können. Er steckt das ziemlich gut weg. Aber, ich vermute mal: Sollte Frederik ausgelaugt in München ankommen, ist keiner sauer, wenn er auch mal eine Trainingssession sausen lässt
Inwiefern spielt bei dem Trainingslager auch schon die Mannschafts-EM in Georgien eine Rolle?
Weniger. Bei uns liegt der Fokus eher auf der Einzel-EM im März in Rumänien. Da kann das Trainingslager auch ein Teil für eine gute Vorbereitung sein. Was die Team-Wettbewerbe angeht – da kommt dann vorher noch das zweite jährliche Trainingslager und bei uns auch der Bundestrainer Jan Gustafsson mit Trainingsmaßnahmen im Herbst in Spiel.
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GM Alexander Donchenko, GM Dennis Wagner, GM Dmitrij Kollars, GM Frederik Svane, GM Rasmus Svane, GM Matthias Blübaum, WGM Kateryna Dolzykhova, IM Dinara Wagner, WGM Jana Schneider, WGM Hanna Marie Klek, WFM Lisa Sickmann, WGM Fiona Sieber, WFM Charis Peglau, IM Marius Deuer, IM Leonardo Costa. WGM Josefine Heinemann nimmt online teil.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36283