Trainieren wie die Super-Großmeister: Vier intensive Tage für Talente mit Vidonyak, Hertneck und Vökler in München

24. September 2024

Gruppenbild mit Roman Vidonyak

Es war ein Trainingslager der besonderen Art. Vier Tage mit IM Roman Vidonyak. 30 Stunden Training auf höchstem Niveau mit diesem gefragten Trainer, der auch schon mit zahlreichen renommierten Großmeistern zusammengearbeitet hat. Vidonyak, nach Votum einer Jury von Deutschem Schachbund und Deutscher Schachjugend auch der „Trainer des Jahres 2023“. „Roman ist einer, der mit den Spielern an die Belastungsgrenze geht“, sagte Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler nach den vier Tagen in München, „und genau darum ging es für unsere Talente: den Blick dafür zu bekommen, wie umfangsreich und hart Spitzen-Großmeister trainieren.

„Masterclass München“ hieß die Trainingsmaßnahme, in Kooperation mit der Weissenhaus-Schach-Akademie (Dank hier an GM Sebastian Siebrecht) und der Münchner Schachakademie mit GM Gerald Hertneck, der sich neben Vökler und Vidonyak als Trainer einbrachte. Das Trainingscamp fand an drei Standorten statt: In der Münchner Schachakademie, in der Jugendherberge München und – als besonderes Highlight für die Jungs: Am FC-Bayern-Campus, der Fußball-Talentschmiede des deutschen Rekordmeisters. „Das war eine sehr wichtige, intensive Maßnahme“, so Vökler, „anstrengend und lehrreich.“ Passend dazu regnete es sehr viel – ideales Schachwetter.

Mit dabei waren die C-Kader-Spieler IM Marius Deuer, IM Leonardo Costa, FM Hussain Besou, sowie die DC-Kader Magnus Ermitsch, Anton Belin, Constantin Paul Stichter, Tingrui Shen, Lloyd Shang Burkart, Simon Max Skembris und Alexis Buchinger.

Gerald Hertneck stellte einige klassische Partien zur Diskussion. Er konstatierte eine zumeist taktisch geprägte Herangehensweise der jungen Leute, die mehrfach diametral zu den Gedanken steht, die Großmeister haben.

In Vöklers Training wurden taktische Aufgaben gelöst. Die Talente beschäftigten sich anhand von Studien mit typischen Berechnungsmethoden. Ganz besonders rauchten die Köpfe in folgender Position:

1995, Studie Avni & Afek
1995, Studie Avni & Afek

1. Lc3! dxe5 2. Th1!! Dg4 [2. ... Df5 3. Kg3+ Abzugsschach 3. ... Dh7 4. Lxe5+ Txe5 5. Txh7 nebst Txg5] 3. Txg4 Sxg4+ 4. Kg3+ Sh6 5. Txh6+ Kg7 6. Td6!! [6. Th3? Txd3 7. Kg4 Txh3 8. Lxe5 Kf7 9. Kxh3 Ke6 10. Lxc7 Kd5 =] 6. ... cxd6 [ 6. ... Txd6 7. Lxe5+] 7. d4! exd4 8. c7 dxc3 9. c8D +-

Roman Vidonyak arbeitet nach seinem System, welches er seit Jahren immer weiter verfeinert. Ausspielstellungen unter Zeitdruck gehören natürlich dazu:

Hier erlag Hussain Besou der Verführung 1. Dxg8+, was den g7-Bauern gewinnt aber nicht die Partie! Viel besser ist 1. Dxc6! Txc6 2. Th1+! Dh7 3. Txh7+ Kxh7 4. Ka2 und Weiß gewinnt. In Zeitnot und nach sieben Stunden greifen aber nicht nur angehende Schachmeister manchmal daneben.

Diese Trainingshärte auch auf die Partien zu projizieren, ist immanenter Teil seines Trainingscredos, so Vidonyak: „Ich habe die praktischen Fähigkeiten, also Skills, eines Schachspielers separiert und spezielle Test- und Übungsaufgaben zu jedem einzelnen Skill entwickelt. Die Spieler werden getestet und in jeweiligen Bereichen durch viele – tausende - Übungsaufgaben trainiert. In regelmäßigen Abständen erfolgt die Verifizierung des Trainingsprozesses.“ Ein spannender Ansatz, den Deutschlands Talente vier Tage lang genießen durften. (mw)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11516

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