6. Juni 2019
Zu einem über einwöchigen Schachgipfel gehören nicht nur die zahlreichen Meisterschaften, wo es virtuose Könner unseres Schachsports zu bewundern gab, sondern auch ein reichhaltiges Rahmenprogramm. Für jeden war es etwas dabei - vom Gelegenheitsspieler bis zum Schachprofi, vom Software-Experten bis zu schachgeschichtlich Interessierten. Wir haben für Sie die Rahmenveranstaltungen in Bild, Text und Partien festgehalten.
Der ehemalige Weltmeisterschaftskandidat und beste deutsche Schachspieler der 1970er bis 1990er Jahre, Dr. Robert Hübner, hat viele Fans. Schon beim Vortrag vor einigen Wochen im Berliner Hotel Maritim gab es nur noch Stehplätze. Und nun mußte auch in der Festung Mark noch aufgestuhlt werden, um die zahlreichen Zuschauer unterzubringen, die am 1. Juni um 16 Uhr zu ihm drängten. Thema des Vortrags war sein Wettkampf gegen den Ungarn Lajos Portisch 1980. Der Fokus lag dabei auf der 9. Partie aus diesem Match, doch auch Episoden aus anderen Partien kamen nicht zu kurz in den zwei Stunden. Pointiert und witzig kommentierte er sein schachliches Schaffen und sorgte damit für den ein oder anderen Lacher. Humorvoll begleitete er auch die Versuche von Arno Nickel, ihm das Mikrofon auf einem Bücherstapel mit seinen Werken zu drapieren: "Jetzt weiß man wozu Bücher gut sind!"
Johan de Koning wird es gefreut haben, als Ossi Weiner ihm per E-Mail die frohe Botschaft überbrachte, das sein "Baby" Millennium The King Element in zwei 15-Minuten-Partien einen Großmeister besiegte. Es war kein Geringerer als Klaus Bischoff, der sich dem Silizium-Monster stellte. Der ist immerhin ein ausgesprochenes Genie im Schach mit kurzen Bedenkzeiten. 13 deutsche Blitz- und vier Schnellschachmeisterschaften gewann Bischoff seit 1981. Respekt flößt diese Titelsammlung höchstens Menschen ein. Der Millennium-Computer zeigte sich davon unbeeindruckt. Und das obwohl beide Kontrahenten wertungsmäßig ungefähr auf demselben Level agieren. Millennium bewirbt das Gerät mit einer Spielstärke von Elo 2400 und höher. Das Wiki schach-computer.info nennt 2491 als Richtwert. Das alles zusammen ist immer noch etwas weniger als die 2511 von Bischoff.
Klaus Bischoff verlor zwar beide Partien, doch es hätte durchaus auch anders ausgehen können. Die Chancen zum Gewinnen waren da. Letztendlich machte der Computer trotz gegenüber PC-Engines sehr bescheidener Hardware mit 300 MHz und 0,348 MByte Arbeitsspeicher weniger Fehler als sein menschlicher Gegner.
Begleitet wurden die Duelle von Klaus Bischoff mit Millennium The King Element zu Beginn von einer Podiumsdiskussion mit Ossi Weiner zum Thema „Künstliche Intelligenz trifft Mensch“. Moderiert wurde der Abend (am 25. Mai) vom bekannten Magdeburger eSport-Kommentator Marius Lauer.
Das City Carreé ist ein Einkaufszentrum in Magdeburg mit mehr als 30.000 m² Verkaufsfläche und über 25.000 Besuchern täglich. Am 31. Mai war es von 12 bis 15 Uhr Schauplatz eines Simultanspiels von GM Klaus Bischoff. Einer seiner Kontrahenten war Rainer Nitsche, der in der Landeshauptstadt Magdeburg Beigeordneter im Dezernat Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit ist. Seine Stadt hat den Meisterschaftsgipfel tatkräftig unterstützt.
Das Simultan und das anschließende Konditions- und Fussballschach wurde organisiert von den Schachzwergen Magdeburg. Der Präsident des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt, Andreas Domaske, moderierte die Veranstaltung. "Chessy" war auch zu Gast und dazu extra aus Berlin mit angereist. Nach der Rückkehr brauchte das DSJ-Maskottchen erst einmal drei Tage Wellness-Urlaub in der Reinigung. Am Donnerstag, dem 6. Juni, wartete nämlich schon die anstrengende Reise nach Willingen zu den Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften.
Martin Fischer ist in ganz Deutschland bekannt. Man trifft ihn auf zahlreichen größeren Schachturnieren, wo er die Produkte von ChessBase unter die Leute bringt und in zahlreichen Seminaren interessierten Nutzern der gleichnamigen Datenbanksoftware Tips und Tricks vermittelt. So auch beim Meisterschaftsgipfel in Magdeburg, wo er rund 20 bis 25 Besuchern über neunzig Minuten lang Einblicke in die Geheimnisse der Partieanalyse mit ChessBase gewährte.
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10048