25. März 2025
Der Terminplan ist voll. Nicht zuletzt wegen des Freestye Grand Slam. Über den ging es vorwiegend im ersten Teil des Interviews mit GM Vincent Keymer. Trotz Terminhatz hat er sich in diesem Monat schon zweimal an der Basis blicken lassen. Ein Event mit Keymer - das ist für viele Veranstalter ein Highlight. Beim 100jährigen Bestehen des Schachklubs Schwandorf spielte er simultan gegen acht Jugendspieler des Vereins - und gewann natürlich alle Partien. Im Gymnasium Salzgitter-Bad, in Zusammenarbeit mit der Schachvereinigung Salzgitter, versuchten gleich 35 Teilnehmer gegen Deutschlands Top-Großmeister ihr Glück. Doch nur einem einzigen Teilnehmer gelang es, ihm ein Remis abzutrotzen. "Auch so etwas macht richtig Spaß", sagte Keymer danach. Im zweiten Teil des großen Interviews stellte sich der 20-Jährige den Fragen von Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit zu seinen ganz persönlichen Zielen im traditionellen Schach. Klar wird dabei: Es bleibt sein große Traum, sich einmal die WM-Krone aufzusetzen.
Die Deutschen Meisterschaften in München sind in diesem Jahr sehr stark besetzt. Warum hast Du Dich entschieden, diesmal mitzuspielen? Stichwort Fide-Circuit.
Erstmal: Nach 2022 ist es wieder einmal an der Zeit, dabei zu sein. Und natürlich achte ich auf die Fide-Circuit-Punkte. Auch das sprach für meine Zusage.
Es wird in München viele spannende Duelle unter den Nationalspielern geben – die ersten Kampfansagen, wie von Matthias Blübaum, wurden schon gemacht. Er sieht Dich als Favorit, aber rechnet sich auch große Chancen auf den Turniersieg aus...
Ja, sicherlich hat er Chancen…
Frederik Svane peilt auch die 2700-Elo-Grenze an. Erwächst hier ein Rivale um die deutsche Nummer eins?
Frederik und allen anderen deutschen Nationalspielern traue ich eine ganze Menge zu und freue mich über jeden Elo-Fortschritt.
Welche klassischen Turniere wirst Du 2025 noch spielen?Welche sind Dir besonders wichtig?
Da muss ich zurückhaltend antworten. Vieles steht noch gar nicht fest - und Turnierveranstalter sollten die Möglichkeit haben, als erste die Teilnehmer anzukündigen. Sicherlich werde ich aber die Fide-Turniere Grand Swiss und World Cup spielen, durch die man sich direkt für das Kandidatenturnier qualifizieren kann.
Du hast zu Jahresbeginn gesagt, Du willst in die Top Ten der Weltrangliste. In welchem Zeitraum ?
Niemand kann in die Zukunft sehen. Ich weiß also nicht, ob und wann es mir gelingen wird, die Top Ten zu erreichen. Ich wünsche es mir aber und arbeite dafür.
Und in welchen Bereichen musst Du mit Blick auf dieses Ziel noch arbeiten?
Das wechselt. Die Fehlerauswertung nach Turnieren führt je nach Turnier zu erstaunlich unterschiedlichen Befunden. Es gibt wirklich viele Rädchen, an denen man drehen kann.
In Deutschland träumen viele von einem deutschen WM-Teilnehmer. Wie groß ist auch Dein persönlicher Traum in dieser Hinsicht?
Wenn Du es als Traum bezeichnest, schließe ich mich an. Ich versuche dranzubleiben und einen Schritt nach dem anderen zu machen.
Inwiefern war auch Deine Sekundanten-Tätigkeit für Gukesh unter diesem Aspekt zu sehen, Erfahrungen zu sammeln für eine mögliche eigene Teilnahme?
Das war ein wesentlicher Punkt. Als Beobachter von außen kann ich niemals die Einblicke bekommen, die ich als Sekundant hatte. Aber auch andere Aspekte, zum Beispiel ganz persönliche, haben für meine Entscheidung eine Rolle gespielt.
Lass uns mal über andere reden. Es gibt aktuell viele deutsche Talente, die gut unterwegs sind: Christian Glöckler, Marius Deuer, Leonardo Costa – wer hat das Zeug zum Großmeister? Und vielleicht ähnliche Fähigkeiten wie Du?
Großmeister werden vermutlich alle drei werden. Um mehr zu sagen, müsste ich sie als Schachspieler und ihre Partien besser kennen.
Wagen wir mal einen Ausblick: Die Mannschafts-Europameisterschaft steht in diesem Jahr an. Mit welcher Zielsetzung? Ihr seid immerhin amtierender Vize-Europameister…
Da möchte ich nicht vorpreschen. Die Zielsetzung für die Nationalmannschaft wird Jan Gustafsson, der Bundestrainer, ausgeben.
Hast Du bei der Terminhatz, die für 2025 ansteht, überhaupt Zeit für andere Dinge als Schach? Vielleicht sogar mal Urlaub?
Regenerationsphasen sind in der Tat sehr wichtig. Ob es in diesem Jahr für einen richtigen Urlaub reicht, weiß ich allerdings noch nicht.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36345