† Vlastimil Hort

13. Mai 2025

Vlastimil Hort (* 12,01.1944; † 12.05.2025)

Ehemaliger Weltklassespieler, der auch für Deutschland am Brett saß, verstarb nach schwerer Krankheit

Vor einigen Wochen erreichte den Deutschen Schachbund die Bitte eines Journalisten, einen Kontakt zu GM Vlastimil Hort herzustellen. Seine Gattin Brigitte Hort teilte damals schon mit, dass ihr Mann "sehr krank" sei und es ihm schwerfallen werde zu antworten. Die Kraft verließ ihn von Tag zu Tag mehr. Nun ist klar: Vlastimil, den viele nur "Vlasti" nannten, lebt nicht mehr. Das Herz des früheren Weltklassespielers und vielfachen tschechoslowakischen und deutschen Nationalspielers hörte am gestrigen 12. Mai auf zu schlagen. Hort wurde 81 Jahre alt.

Vlastimil Hort in der Weltspitze

Ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gehörte Vlastimil Hort zu den besten Schachspielern der Welt. Beim Interzonenturnier im tunesischen Sousse 1967 erreichte er den geteilten sechsten Platz. Die Qualifikation für die WM-Kandidatenkämpfe verfehlte er nur knapp.

Im ersten legendären Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt 1970 in Belgrad gewann er für die Weltauswahl an Brett vier mit 2½:1½ gegen den späteren WM-Kandidaten Lew Polugajewski (1934-1995). Hort war damals die Nummer 12 der Welt und nach Bobby Fischer (1943-2008), Bent Larsen (1935-2010) und Lajos Portisch (* 1937) der viertbeste nichtsowjetische Spieler.

Hort etablierte sich in den folgenden Jahren, trotz einiger Rückschläge, in der Weltspitze. Im WM-Zyklus, bei dem 1972 Bobby Fischer als neuer Weltmeister triumphierte, kam Hort beim Interzonenturnier 1970 nicht in die Nähe der Qualifikationsplätze. Auch 1973 in Petropolis fehlten ihm wichtige Punkte für den Vorstoß in die Kandidatenwettkämpfe. In diesem WM-Zyklus setzte sich Anatoli Karpow (* 1951) durch, der 1975 durch Nichtantritt von Fischer zum Weltmeister ernannt wurde. Das Interzonenturnier 1976 in Manila (Philippinen) beförderte ihn dann endlich in die begehrten Kandidatenkämpfe. Nach zähem Ringen unterlag er im Viertelfinale unglücklich dem Exweltmeister Boris Spasski (1937-2025) mit 7½:8½.

Im Januar 1978 erreichte Hort mit 2620 seine höchste FIDE-Wertungszahl und war die Nummer sieben in der Welt. In den folgenden Jahren nahm er nur noch einmal am Interzonenturnier teil. Nach Platz sechs in Tunis 1985 setzte er seine jahrelang geplante Flucht von der CSSR in die Bundesrepublik Deutschland in die Tat um.

Deutsche Staatsbürgerschaft und BRD-Nationalmannschaft

Nachdem Hort Ende 1986 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, war er auch spielberechtigt für die Nationalmannschaft der Bundesrepublik. Bei der Schacholympiade in Saloniki (Griechenland) gab er sein Debüt und erreichte am ersten Brett 8 aus 12 an der Seite von Eric Lobron, Stefan Kindermann, Jörg Hickl, Klaus Bischoff und Ralf Lau. Bis 1999 folgten noch zwei weitere Schacholympiaden und zahlreiche Länderkämpfe. Der zehnrundige Wettkampf im August 1999 in Zürich gegen die Schweiz war Horts letzter Auftritt in der A-Auswahl. Knapp 21 Jahre später bestritt er für Deutschland 1 im März 2020 noch sieben Partien bei der Senioren-Mannschaftsweltemeisterschaft in Prag, so dass insgesamt 71 Einsätze in seiner Vita standen.

Fernsehkommentator, Simultanrekordhalter und Blindspieler

2011 war Vlastimil Hort (rechts) Support für den Blindsimultanweltrekordversuch von Marc Lang. Hier ist er im Gespräch mit Gerhard Hund (1932-2024).

Einer breiten Masse von schachinteressierten Menschen wurde Hort bekannt durch seine Auftritte als Co-Kommentator an der Seite von GM Dr. Helmut Pfleger in der WDR-Sendung "Schach der Großmeister". Von 1983 bis 2005 spielten einmal jährlich zwei bekannte Großmeister um den Fernsehschachpreis. Moderiert wurde die Sendung von Claus Spahn, der 1983 und 2001 dafür vom Deutschen Schachbund den Deutschen Medien- bzw. Schachpreis erhielt. In der letzten Sendung 2005 (s.u.) spielten die beiden Kommentatoren selbst gegeneinander und trennten sich Remis.

Große Bekanntheit erlangte Hort auch durch seine Simultanvorstellungen. In Köln 1985 nahm er es mit 635 Gegnern auf einmal auf und erhielt prompt einen weiteren Eintrag (nach 1977) im "Guinnessbuch der Weltrekorde".
Während er diese Partien sehend bestritt, setzten andere Simultanvorstellungen ein ausgeprägtes Gedächtnis und räumliches Vorstellungsvermörgen voraus. So nahm es Hort in den 1970er Jahren mit bis zu 20 Gegnern gleichzeitig ohne Ansicht der Bretter auf. Als FM Marc Lang am 26./27. November 2011 bei einer spektakulären Veranstaltung in Sontheim/Brenz einen Blindsimultan-Weltrekord an 46 Brettern aufstellte, folgte Vlastimil Hort gern der Einladung Partien zu kommentieren und selbst aktiv zu werden. Wir berichteten damals ausführlich, u.a. hier und hier. (fb/mw)

Schach der Großmeister 2005 | Helmut Pfleger - Vlastimil Hort

06.07.2017: André Schulz im Interview mit Vlastimil Hort

23.07.2020: Michael Busse im Interview mit Vlastimil Hort

Vlastimil Hort in der Wikipedia

Redaktioneller Hinweis: In einer ersten Version unseres Artikels schrieben wir, das Hort 2018 bei der Senioren-WM in Radebeul seine letzten Einsätze für Deutschland hatte und auf insgesamt 64 Länderkämpfe kam. Leider vergaßen wir dabei die abgebrochene Senioren-WM 2020 in Prag. Wir haben den Artikel entsprechend korrigiert. (13.05.2025 20:30)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11586

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