11. Oktober 2024
Ein Hamburger auf Stippvisite in der Hauptstadt – mit Abstecher in die Geschäftsstelle des Deutschen Schachbundes im Olympiapark. Dort stellte sich Bundestrainer GM Jan Gustafsson einem Interview mit Matthias Wolf vom Team Öffentlichkeitsarbeit des DSB. Dabei ging es diesmal im Wesentlichen um Sport. Auch, weil der Bundesliga-Titelsammler Gustafsson zwar mittlerweile für den ambitionierten Düsseldorfer SK antritt („Ich will nochmal Meister werden“), aber mit Fragen zu rheinländischer Folklore wenig anfangen konnte. Karneval – das hat er mal in Köln erlebt. „Aber ich vertrage nicht so viel Alkohol“, sagt er und lächelt die offensichtlich eher unnötige Frage an einen kühlen Hanseaten weg: „Und nüchtern ist das eine schwere Veranstaltung.“ Umso nüchterner sein Tipp, wer in Kürze Schach-Weltmeister wird.
Natürlich ging es in dem Gespräch auch um ein Fazit zur Olympiade – und den Ausblick auf 2025. In einem Jahr steht die Mannschafts-Europameisterschaft in Batumi, Georgien, an. Da gelte es schon, an einigen Stellschrauben zu drehen, um den siebten Platz von Budapest („Damit sind wir nicht völlig happy“) zu verbessern. Die Lücke bei einer Olympiade zu Top-Nationen wie Indien, USA, China und Usbekistan zu schließen, sei nicht einfach. Gleichzeitig habe man aber in Budapest zu den besten europäischen Teams gehört – und das mache für die EM auch Mut. Deutschland ist schließlich amtierender Vizemeister.
„Was wir uns angucken müssen, mit Blick auf die Elo“, so Gustafsson: „In Budapest waren drei Spieler nicht im Soll, nur zwei über den Erwartungen. Die Frage wird für das nächste große Turnier sein: Wie können wir es schaffen, dass unsere 2650er-Spieler stabil 2680er-Spieler sind? Dann können wir auch als Mannschaft was holen.“ Hinzu kamen in Budapest „zu viele Unfälle in den Schwarzpartien“. Daran müsse er ebenfalls arbeiten, was er aber mit viel Energie angehe. Der Vertrag des Bundestrainers verlängerte sich kürzlich, weil beide Seiten mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden sind. Gustafsson: „Ich mache das unheimlich gerne als Bundestrainer. Mit den Jungs arbeiten und Deutschland zu repräsentieren ist schon etwas Besonderes.“ Der Kreis der Nationalmannschaft, so glaubt Gustafsson, werde sich bis Batumi vermutlich nicht verändern. Es bleibe bei den fünf Budapest-Nominierten plus GM Rasmus Svane, der ihm als Sekundant bei der Olympiade eine wertvolle Hilfe gewesen sei. Für dahinter lauernde Spieler wie GM Dennis Wagner und GM Niclas Huschenbeth werde es schwer.
In einigen Tagen trifft sich die Nationalmannschaft im Weissenhaus-Resort an der Ostsee – auf Einladung von Jan Henric Büttner. Da werde es zwar auch um Schach gehen, so Gustafsson, aber im Vordergrund stehe das Zusammenkommen. Der Strand nur einen Steinwurf entfernt, die ganze Umgebung mit herrlicher Natur und Stille – ideal für Spaziergänge, Einzelgespräche und ein bisschen Sport. „Ich freue mich darauf, diese zwei Tage mit den Jungs zu verbringen“, sagt der Bundestrainer. Voller Elan. (mw)
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