23. Juli 2005
Heute war der Tag der Salonremisen. Nur eines der insgesamt sechs Unentschieden kann mit Fug und Recht als ausgekämpft tituliert werden, nämlich die Partie Berglitz-Blodig. Berglitz hatte Blodigs Königsstellung arg bedrängt, aber dabei zwei Bauern geopfert. Im Zuge des abflauenden Angriffs gingen diese zwar zurück, aber Blodigs Friedensschluss zum Damentausch war wohl - wenn auch psychologisch verständlich - etwas zu früh, denn im Endspiel hätte sie die besseren Chancen gehabt.
Auch die Führende, Sandra Krege, remisierte bereits im 24. Zug. Sie hatte zwischenzeitlich einen Bauern verloren, hätte ihn zum Zeitpunkt des Abbruchs zwar wiederbekommen, sich aber dafür eine remisverdächtige Konstellation mit ungleichen Läufern eingehandelt. Kopylova dagegen fuhr einen weiteren souveränen Sieg gegen Germann nach Hause. Sie scheint nun endgültig zu ihrer Form gefunden zu haben. Damit liegen Krege und Kopylova nun gleichauf mit jeweils 6½ Punkten. Alleine zwei Buchholz-Punkte sichern Krege noch den ersten Platz. Spannender könnte es kaum sein vor der letzten Runde. Beide müssen somit auf Sieg spielen. Ihre beiden Gegnerinnen morgen sind schwer einzuschätzen. Nominal, also von den Wertungszahlen her, bekommt Krege mit Isabel Hund den größeren Brocken. Doch was den bisherigen Auftritt im Turnier angeht, hat Kopylovas Gegnerin Stefanie Schulz deutlich mehr überzeugt, was sich auch an ihren erzielten Punkten ablesen lässt....
Die Berg- und Talfahrt von Elke Müller bleibt weiterhin erstaunlich. Nach zwischenzeitlich drei Verlustpunkten hat sie nun den dritten Sieg in Folge erzielt und sich damit auf den dritten Platz emporgehangelt. Im Turnier weist sie noch kein einziges Remis auf, was wohl an ihrer kämpferischen und taktikbetonten Spielweise liegt. Da geht es kompromisslos zur Sache, was für den Zuschauer meist eine echte Freude ist. Auch heute wieder stand das Brett in Flammen und Opfer und Zwischenzug wechselten einander ab, so dass das Variantengestrüpp undurchdringlich schien. Als das Matt nicht mehr zu vermeiden war, gab Großmann auf. Leider hat die Partie einen Schönheitsfehler, denn der vorletzte Zug von Müller - und damit ihr vorletztes Opfer - war ein Patzer, denn Großmann hätte mit 28...Dxf4 Müllers Angriffselan stoppen können. Der Turm wäre, weil gefesselt, verloren gewesen und letztendlich wäre ein großes Bauernplus geblieben. Aber Großmann sah dies nicht, und so ging der Punkt an Müller.
Am hinteren Ende des Feldes hat sich Dorothee Schulze nun ihren zweiten ganzen Punkt in Folge geholt. Vielleicht versöhnt dies ein wenig, nachdem sie mit ihrem schwachen Turnierbeginn doch etwas gehadert hatte. In einer starken Partie drang sie auf der gegnerischen siebten Reihe ein und verschaffte sich einen starken Freibauern auf der a-Linie. Der Gegenangriff von Hafenstein blieb dagegen weitgehend wirkungslos. Im Endspiel verpasste letztere aber die Chance, mit 49...Txe3 die Qualität zurückzuopfern, den gefährlichen Bauern zu eliminieren und in ein remisliches Endspiel mit ungleichen Läufern abzuwickeln. So brachte Schulze ihren Bauern durch und den ganzen Punkt auf ihr Konto.
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