10. Juli 2021
Fünf deutsche Spieler nehmen an dem am 11. Juli startenden Weltcup im russischen Sotschi am Schwarzen Meer teil. Matthias Blübaum, Arik Braun und Rasmus Svane treten im offenen Turnier an, bei dem 206 Spieler am Start sind. Im Frauenturnier werden die deutschen Farben durch Elisabeth Pähtz und Jana Schneider vertreten. Hier sind insgesamt 103 Spielerinnen am Start.
Der Weltcup wird seit 2005 im zweijährlichen Rhythmus durchgeführt. Die beiden Erstplatzierten qualifizieren sich für das Kandidatenturnier, bei dem der Herausforderer des Weltmeisters ermittelt wird. Amtierender Weltmeister ist seit 2013 der Norweger Magnus Carlsen. Er besiegte damals Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) in einem Match in Chennai (Indien) mit 6½:3½. 2014 in Sotschi erneut gegen Anand, 2016 in New York gegen Sergej Karjakin (Russland) und 2018 in London gegen Fabiano Caruana (USA) verteidigte er seinen Titel. Der Weltmeisterschaftskampf 2020 wurde wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verlegt. Er soll als Teil der Weltausstellung vom 24. November bis zum 16. Dezember in Dubai stattfinden. Gegner ist der Russe Jan Nepomnjaschtschi.
Ursprünglich sollte der Weltcup 2021 in der weißrussischen Hauptstadt Minsk stattfinden, wurde später aber nach Sotschi verlegt. Carlsen als auch Nepomnjaschtschi hatten als Weltmeister bzw. der Elo-Zahl einen Startplatz im Weltcup sicher. Der Russe verzichtet auf eine Teilnahme, doch Carlsen wird sein Startrecht wahrnehmen. Er ist in Runde eins topgesetzt und hat spielfrei. Mögliche Gegner in Runde zwei sind GM Kaido Külaots (Elo 2548, Estland) oder GM Sasa Martinovic (Elo 2548, Kroatien). Auf einen der drei deutschen Großmeister wird Carlsen, falls er nicht vor dem Halbfinale ausscheidet, frühestens im Finale oder im Wettkampf um Platz drei treffen. Aber so weit ist noch nie ein deutscher Spieler gekommen.
Bei den Frauen erlebt der Weltcup seine Premiere. An Nummer eins gesetzt ist Vizweltmeisterin Alexandra Gorjatschkina (Russland), die seit 2018 unglaubliche Leistungen zeigt und sich Elo 2600 nähert. Im Januar 2020 unterlag sie nur knapp der Titelverteidigerin Ju Wenjun (China) im Kampf um den Weltmeistertitel. Elisabeth Pähtz könnte frühestens im Viertelfinale auf Gorjatschkina treffen. Wenjun nimmt nicht am Weltcup teil.
Name | 1. Runde (12.-14.7.) |
2. Runde (15.-17.7.) |
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GM Matthias Blübaum (Elo 2669) | - | GM Viktor Erdös (Elo 2614, Ungarn) IM Saparmyrat Atabajew (Elo 2425, Turkmenistan) |
GM Arik Braun (Elo 2609) | FM Karolis Juksta (Elo 2438, Litauen) | GM Boris Gelfand (Elo 2675, Israel) |
GM Rasmus Svane (Elo 2615) | GM Essam El Gindy (Elo 2420, Ägypten) | GM Ivan Cheparinov (Elo 2667, Bulgarien) |
IM Elisabeth Pähtz (Elo 2466) | - | IM Nurgjul Salimowa (Elo 2395, Bulgarien) WIM Ingrid Aliaga Fernandez (Elo 2191, Peru) |
FM Jana Schneider (Elo 2353) Artikel von Jana bei der Bayerischen Schachjugend |
IM Medina Warda Aulia (Elo 2360, Indonesien) | GM Dronavalli Harika (Elo 2515, Indien) |
Datum | Uhrzeit (MESZ) |
Weltcup Männer | Uhrzeit (MESZ) |
Weltcup Frauen |
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10.07.2021 | Anreise | Anreise | ||
11.07.2021 | 16:00 | Pressekonferenz | 16:00 | Pressekonferenz |
17:00 | Technisches Meeting | 17:00 | Technisches Meeting | |
12.07.2021 | 14:00 | 1. Runde, 1. Partie | 14:00 | 1. Runde, 1. Partie |
13.07.2021 | 14:00 | 1. Runde, 2. Partie | 14:00 | 1. Runde, 2. Partie |
14.07.2021 | 14:00 | 1. Runde, Stichkämpfe | 14:00 | 1. Runde, Stichkämpfe |
15.07.2021 | 14:00 | 2. Runde, 1. Partie | 14:00 | 2. Runde, 1. Partie |
16.07.2021 | 14:00 | 2. Runde, 2. Partie | 14:00 | 2. Runde, 2. Partie |
17.07.2021 | 14:00 | 2. Runde, Stichkämpfe | 14:00 | 2. Runde, Stichkämpfe |
18.07.2021 | 14:00 | 3. Runde, 1. Partie | 14:00 | 3. Runde, 1. Partie |
19.07.2021 | 14:00 | 3. Runde, 2. Partie | 14:00 | 3. Runde, 2. Partie |
20.07.2021 | 14:00 | 3. Runde, Stichkämpfe | 14:00 | 3. Runde, Stichkämpfe |
21.07.2021 | Ruhetag | Ruhetag | ||
22.07.2021 | 14:00 | 4. Runde, 1. Partie | 14:00 | Achtelfinale, 1. Partie |
23.07.2021 | 14:00 | 4. Runde, 2. Partie | 14:00 | Achtelfinale, 2. Partie |
24.07.2021 | 14:00 | 4. Runde, Stichkämpfe | 14:00 | Achtelfinale, Stichkämpfe |
25.07.2021 | 14:00 | Achtelfinale, 1. Partie | 14:00 | Viertelfinale, 1. Partie |
26.07.2021 | 14:00 | Achtelfinale, 2. Partie | 14:00 | Viertelfinale, 2. Partie |
27.07.2021 | 14:00 | Achtelfinale, Stichkämpfe | 14:00 | Viertelfinale, Stichkämpfe |
28.07.2021 | 14:00 | Viertelfinale, 1. Partie | Ruhetag | |
29.07.2021 | 14:00 | Viertelfinale, 2. Partie | 14:00 | Halbfinale, 1. Partie |
30.07.2021 | 14:00 | Viertelfinale, Stichkämpfe | 14:00 | Halbfinale, 2. Partie |
31.07.2021 | Ruhetag | 14:00 | Halbfinale, Stichkämpfe | |
01.08.2021 | 14:00 | Halbfinale, 1. Partie | 14:00 | Finale/Platz 3, 1. Partie |
02.08.2021 | 14:00 | Halbfinale, 2. Partie | 14:00 | Finale/Platz 3, 2. Partie |
03.08.2021 | 14:00 | Halbfinale, Stichkämpfe | 14:00 | Finale/Platz 3, Stichkämpfe |
04.08.2021 | 14:00 | Finale/Platz 3, 1. Partie | Abreise | |
05.08.2021 | 14:00 | Finale/Platz 3, 2. Partie | ||
06.08.2021 | 14:00 | Finale/Platz 3, Stichkämpfe | ||
07.08.2021 | Medientag | |||
08.08.2021 | Abreise |
Die fünf Spieler sind nicht die einzigen Deutschen, die direkt mit dem Weltcup zu tun haben. Der Internationale Schiedsrichter und FIDE-Rating-Officer des DSB, Jens Wolter, ist als Schiedsrichter in den Runden 1-4 im offenen Turnier eingeteilt.
Die Qualifikationsturniere für den für alle Geschlechter offenen Weltcup fanden in den letzten Monaten weltweit statt. Das Turnier für Europa wurde im Mai als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt, d.h. die Spieler saßen an verschiedenen Orten vor ihren Bildschirmen und spielten unter Schiedsrichterkontrolle online ihre Partien. Die 14 deutschen Teilnehmer saßen in Magdeburg und Moskau (nur Witali Kunin). Von den Ereignissen in Magdeburg berichteten wir fast täglich in Text und Bild (Playlist der Übertragungen von SchachdeutschlandTV).
Neben einem Teil der deutschen Männerspitze nahm mit Fiona Sieber auch eine Frau in Magdeburg teil. Sieben Deutsche, darunter Sieber, schieden in Runde 1 aus. Nach zwei weiteren strapaziösen Runden blieben nur noch zwei übrig: Rasmus Svane und Arik Braun. Letzterer spielte eine grandiose Weltcup-Qualifikation. Kevin Högy führte nach dem Turnier ein bisher noch nicht von uns veröffentlichtes Interview mit ihm, das wir nachfolgend wiedergeben.
Den Freiplatz für Deutschland vergab der Deutsche Schachbund an Matthias Blübaum. Im Frauen-Weltcup ging dieser an Jana Schneider. Elisabeth Pähtz hatte sich über die Europameisterschaft 2018 dafür qualifiziert.
Herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation zum Weltcup! Wie fühlst Du Dich?
Ich fühlte mich sehr erleichtert und zufrieden. Jedoch auch sehr erschöpft, ich glaube der Sonntag hat das bestätigt.
Als einziger Deutscher hast Du Dich ohne Tiebreak für den Weltcup qualifiziert. Dein Erfolgsgeheimnis?
Ich kann nicht wirklich ein Erfolgsgeheimnis anbieten. Meine Partien hatte ich als spannend und zweischneidig empfunden, in manchen Begegnungen hätte das Ergebnis auch schlechter für mich ausfallen können. Mir scheint auch immer etwas Glück dazuzugehören.
Auf jeden Fall war ich sehr froh, kein Tiebreak bestreiten zu müssen, es war schon ohne kurze Bedenkzeit nervenaufreibend genug.
In der letzten Finalpartie schien Dir die gute Stellung aus der Eröffnung etwas zu entgleiten, später musstest Du Dich lange verteidigen. Flatterten da etwa die Nerven, weil ein Remis ja reichte?
Bestimmt. Ich fand es auch sehr ungewohnt, auf Remis zu spielen. Z.b. in der Eröffnung, mein Gegner spielt 4...c5. Ich dachte während der Partie, dass der kritische weiße Zug nun 5. Sc3 sein müsste, es könnte jedoch scharf werden nach 5...Se4. Daher hatte ich mich in der Partie für 5. Lg2 entschieden, der solidere, aber weniger kritische Zug. Ich denke in einer "normalen" Situation hätte ich mich für 5. Sc3 entschieden. Die Verteidigung am Ende der Partie gelang mir lange Zeit zufriedenstellend, aber mein Gegner hat immer wieder Chancen für sich erspielt. Am Ende gab es eine knappe Rettung für Weiß im Turmendspiel.
Du hast nun sechs Partien Hybrid-Schach hinter Dir. Deine Einschätzung: Wie fühlt sich das an?
Es war das erste Mal, dass ich Hybrid-Schach gespielt habe, ich fand es interessant. Ich würde noch immer die direkte Begegnung vorziehen, aber momentan scheint es mir am nächsten an "richtiges" Schach heranzukommen. Technisch hat alles ohne Probleme funktioniert.
Chess-Results weist eine Turnierleistung von 2843 Elo aus - nur vier Punkte hinter Weltmeister Carlsens aktueller Elo von 2847. Muss der Norweger jetzt bereits um seinen Titel zu zittern beginnen?
Das wäre vermutlich etwas zu früh ;-)!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10680