26. Mai 2021
Nach dem vorgestrigen Tag standen aufgrund ihrer Auftaktniederlagen fünf Spieler mit dem Rücken zur Wand: Fiona Sieber, Frederik Svane, Falko Bindrich, Alexander Krastev und Ashot Parvanyan mussten ihr Rückspiel im klassischen Schach zwingend gewinnen, um den Tiebreak zu erzwingen. Zwei Spielern sollte dieses Kunststück gelingen!
Frederik Svane überspielte den ehemaligen Weltklassespieler und ukrainischen Nationalspieler Alexander Moisejenko (Elo 2620) erst sehenswert in einem komplexen Mittelspiel und berechnet zum Schluss die finale Kombination sicher bis ins letzte Detail. Auch Kaderspieler Ashot Parvanyan konnte noch ein letztes Ass aus dem Ärmel zaubern und seine Partie gegen den Großmeister Jergus Pechach (2519) siegreich gestalten. Ashot war lange Zeit am Drücker und es sah lange so aus, als ob tatsächlich in dieser Partie etwas gehen würde. Schalten wir uns in die kritische Stellung der Partie ein:
Damit hatten sich Frederik und Ashot für den Tiebreak qualifiziert.
Im Gegensatz zu den beiden Youngstern gelang es den übrigen deutschen Startern nicht, ihre Auftaktniederlagen wettzumachen. Im Bestreben noch einen Sieg einzufahren erreichten Fiona Sieber und Falko Bindrich komplizierte Stellungen. In diesen fanden sich jedoch die Gegner besser zurecht und mit jeweils einer zweiten Niederlage war für beide das Turnier zu Ende. Dasselbe gilt für Alexander Krastev, der in seiner zweiten Partie gegen den starken GM Boris Sawtschenko zu wenig Zählbarem kam. Die angebotene Punkteteilung nahm der Russe dankend an und besiegelte damit das Erstrundenaus des Nachwuchskaderspielers. Alexander zieht trotzdem ein positives Fazit:
Hast Du Dir heute an irgendeiner Stelle Chancen ausgerechnet?
Chancen hatte ich auf jeden Fall gehabt! Schade, dass ich sie nicht genutzt habe, sonst wäre es im Tiebreak vielleicht nochmal spannend geworden.
Was kannst Du aus den zwei Partien gegen einen so starken Spieler mitnehmen?
Durch die beiden Partien konnte ich gut Schwächen in meinem Eröffnungsrepertoire erkennen und sie jetzt verbessern.
Ebenfalls nach den klassischen Partien mussten Witali Kunin, Richard Bethke und Valentin Buckels die Segel streichen. Insbesondere für unsere jungen Spieler Richard und Valentin ist das schade. Hatte sich der gebürtige Hesse Bethke gestern noch wunderbar gegen den großen Favoriten Tomas Polak verkauft und mit Schwarz einen halben Punkt eingetütet, lief im Endspiel heute leider wenig zusammen und die Partie ging verloren. Valentins Gegner suchte den Kampf mit offenem Visier und brachte ein Figurenopfer, das Valentin auch annahm – am Ende allerdings vielleicht lieber ausgeschlagen hätte. Für Witali lief schon die Eröffnung schief. Die unkoordinierten Figuren kamen nie richtig ins Spiel und so musste der in Russland spielende Kunin zusehen, wie sein italienischer Gegner ihm die Butter vom Brot nahm.
Aber es gab auch gute Neuigkeiten!
Direkt in die nächste Runde zogen Rasmus Svane, Arik Braun und Dmitij Kollars ein. Rasmus akzeptierte aus einer Position der Stärke gegen seine Gegnerin ein Remis, was ihm den Matchsieg sicherte. Dmitrij hingegen gewann seine zweite Partie in souveränem Stil und damit das Match ebenfalls mit 1,5:0,5. Einen glatten Durchmarsch legte Arik Braun hin, der seinem gestrigen Weißsieg gegen Nikola Djukic (2510) noch einen mit den schwarzen Steinen folgen ließ.
Aufgrund ihrer Siege in den klassischen Partien standen Ashot Parvanyan und Frederik Svane bereits als Spieler der Tiebreaks fest. Hinzu gesellte sich Vincent Keymer, der in seiner zweiten klassischen Partie im Doppelturmendspiel zwar am Drücker war, aber sich vielleicht dann doch lieber auf seine ausgezeichneten Qualitäten in Partien mit reduzierter Bedenkzeit verlassen wollte. Das kann man ihm auch nicht verdenken: Mit 2:0 in den Schnellschachpartien gegen GM Rasik (2451) zeigte Vincent eindeutig, dass mit ihm in jedem Tiebreak zu rechnen ist, selbst wenn es im klassischen Schach einmal nicht reichen sollte.
Für Ashot hingegen war die Reise in der europäischen Weltcup-Qualifikation im Tiebreak zu Ende. Die erste Partie gegen seinen Gegner verlor er und auch, wenn er in der zweiten wie ein Löwe kämpfte – bei zwei blanken Königen zum Ende der Partie war hier einfach der ersehnte Ausgleich nicht mehr zu holen.
Die Sensation des Tages aber lieferte Frederik Svane. Nach seinem Sieg in der klassischen Partie gewann er auch noch seine zweite Weißpartie des Tages in berauschenden Stil. Mit Schwarz hielt unser U16-Weltmeister den Ball betont flach und auch wenn Moisejenko 74 Züge lang versuchte, irgendwie zum bitter notwendigen Sieg zu kommen: An diesem Tag war gegen den Lübecker einfach kein Kraut gewachsen. Mit 1,5:0,5 im Schnellschach-Tiebreak wirft Frederik damit einen ehemaligen Weltklassespieler aus dem Wettbewerb. Wir gratulieren ganz, ganz herzlich zu dieser fantastischen Leistung!
Br. | Wir |
Elo | - | Gegner |
Elo |
---|---|---|---|---|---|
16 | WIM Fiona Sieber |
2259 |
0:1, 0:1 |
GM Manuel Petrosjan |
2625 |
18 | FM Frederik Svane |
2438 |
0:1, 1:0 |
GM Alexander Moisejenko |
2620 |
23 | GM Rasmus Svane |
2615 | 1:0, ½:½ |
IM Natalja Buxa | 2414 |
28 | GM Arik Braun |
2609 | 1:0, 1:0 |
GM Nikola Djukic | 2510 |
33 | GM Dmitrij Kollars |
2607 | ½:½, 1:0 |
GM Marian Petrov | 2464 |
52 | GM Vincent Keymer |
2591 | ½:½, ½:½ |
GM Vitezslav Rasik | 2451 |
58 | GM Falko Bindrich |
2584 | 0:1, 0:1 |
IM Ravi Haria |
2440 |
73 | GM Witali Kunin |
2567 | ½:½, 0:1 |
IM Lorenzo Lodici |
2483 |
89 | FM Richard Bethke |
2332 |
½:½, 0:1 |
GM Tomas Polak |
2553 |
103 | FM Alexander Krastev |
2340 |
0:1, ½:½ |
GM Boris Sawtschenko |
2538 |
112 | IM Valentin Buckels |
2448 |
½:½, 0:1 |
IM Martin Petrov |
2524 |
118 | IM Ashot Parvanyan |
2436 |
0:1, 1:0 |
GM Jergus Pechac |
2519 |
134 | GM Matthias Blübaum |
2669 | +:- |
Freilos | |
137 | GM Alexander Donchenko | 2660 | +:- |
Freilos |
Am 26. Mai starten damit sieben deutsche Starter in die zweite Runde der europäischen Weltcup-Qualifikation und kämpfen um Weltcup-Tickets. Neben Frederik und Rasmus Svane, Arik Braun, Dmitrij Kollars und Vincent Keymer gesellen sich zu diesem erlesenen Kreis auch noch unsere Top-Großmeister Matthias Blübaum und Alexander Donchenko. Beide hatten in Runde 1 aufgrund ihres hohen Ratings ein Freilos gezogen und steigen nun ins Turnier mit ein. Zusammen mit dem Schweizer Noël Studer, der sein Match im klassischen Schach bereits mit 1,5:0,5 für sich entscheiden konnte, werden damit am morgigen Tag acht Spieler von Magdeburg aus den Kampf um den Einzug in Runde drei aufnehmen.
Am 26. Mai geht es um 14:00 Uhr los! Großmeister Klaus Bischoff wird dabei auf SchachdeutschlandTV die Partien der deutschen Starter als auch die der schweizerischen (Studer) und österreichischen (Dragnev) Spieler kommentieren.
Br. | Wir | Elo | - | Gegner | Elo |
---|---|---|---|---|---|
27 | GM Matthias Blübaum | 2669 | - | IM Sebastian Mihajlov | 2384 |
32 | GM Dmitrij Kollars | 2607 | - | GM Gergely Kantor | 2527 |
33 | GM Alexander Donchenko | 2660 | - | IM Tadeas Kriebel | 2527 |
42 | GM Arik Braun | 2609 | - | GM Ivan Rozum | 2549 |
49 | GM Vincent Keymer | 2591 | - | GM Viktor Laznicka | 2647 |
52 | GM Rasmus Svane | 2615 | - | GM Imre Balogh | 2578 |
62 | FM Frederik Svane | 2438 | - | GM Velimir Ivic | 2581 |
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Die Fragen stellte Kevin Högy.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10653