13. Januar 2014
Er hat als Einziger noch die große Ära seines Klubs in den 1950er Jahren miterlebt, als dem Berliner Schachverein Berolina Mitte unter seinem alten Namen BSG Motor Mitte zwei DDR-Vizemeistertitel gelangen. Am vergangenen Freitag machte Werner Windmüller nun ernst mit seinem schon vor Jahren angekündigten Rückzug und gab den Vorsitz des - ach was sage ich, SEINES Schachvereins ab. Damit endete eine Amtszeit von über 58 Jahren, was man wohl schon Weltrekord nennen könnte!
Wäre bei der Wahlversammlung am 11. Januar im Schachcafé "en passant" die schon lange avisierte Kandidatin für die Nachfolge nicht zur Wahl angetreten, hätte der 83-Jährige wohl noch mindestens eine Amtsperiode drangehangen. Es hätte wohl niemand protestiert, denn Werner wirkt noch sehr fit und man sieht ihm sein hohes Alter nicht an. Doch auch er wußte, das irgendwann einmal die Zeit kommen würde, wo Abschied genommen werden muß. Die Versammlung ernannte ihn aber prompt einstimmig zum Ehrenvorsitzenden, wohlwissend das er zwar kürzertreten aber auch sozusagen seine (selbstauferlegten) Aufgaben "abtrainieren" muß. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß er trotzdem immer noch Stunden vor Beginn des Spielabends oder der Mannschaftswettkämpfe ins "en passant" oder in das Zweitlokal in der Husemannstraße fährt und die Tische und Bretter vorbereitet.
Über Werner Windmüller wurde in den vergangenen Jahren schon viel auf diesen Seiten geschrieben, was mit Sicherheit auch damit zu tun hat, daß ich seit 2003 enger mit dem jeweiligen Webmaster zusammenarbeitete, bevor ich selbst dieses Amt übernahm. Und natürlich auch, weil ich seit 1991 Mitglied bei Berolina bin und ich mich mit Werner seitdem intensiv austausche.
Hier die Beiträge früherer Jahre:
Interessant in dem Zusammenhang ist auch ein Artikel über Bruno Jäck, der 46 Jahre lang bis 2010 Vorsitzender der Schachfreunde Conweiler (Baden) war und heute deren Ehrenvorsitzender ist.
Noch vor wenigen Jahren war der Name der neuen Vorsitzenden nur Insidern im Verein bekannt. Katja Sommaro war rund 14 Jahre lang bis 2009 schachlich kaum in Erscheinung getreten. Doch auch in dieser Zeit pflegte sie den Kontakt zur schachspielenden Zunft und bewarb sich 2006 sogar um ein Volontariat bei der Schach-Europameisterschaft 2007, die als letzter wichtiger Test für das Dresdner Organisationsteam vor der Olympiade 2008 galt. Bei Olympia gehörte sie dann zum Presseteam um den damaligen DSB-Öffentlichkeitsreferenten Klaus-Jörg Lais.
Die 47-Jährige gehörte in ihrer Jugend zu den besten schachspielenden Mädchen in der DDR. 1977 wurde sie DDR-Meisterin in der Altersklasse 11/12, drei Jahre später holte sie den Titel in der Altersklasse 13/14. Auch mit ihrem Verein ASP Hoyerswerda gewann sie DDR-Meistertitel im Nachwuchs. Später nahm sie mehrfach an DDR-Meisterschaften der Frauen teil.
Aktuell spielt sie - neben Einsätzen bei den Männern von Berolina in der Landes- und Stadtliga - in der Frauen-Mannschaft des SV Empor Berlin. In der 2. Frauenbundesliga kam Katja am 5. Januar im vorgezogenen Punktspiel gegen Rotation Pankow erstmals zum Einsatz. Es war auch so etwas wie ein Comeback im Frauenschach. Und erfolgreich dazu: An Brett eins besiegte sie die DDR-Meisterin von 1988, WIM Antje Göhler!
Die neue Aufgabe im Verein ist eine Premiere für Katja. Mit ehrenamtlichen Tätigkeiten hatte die Trainerin für praktische Lebenshilfe bisher nur außerhalb des Schachs zu tun. Nun ist sie nach Brigitte Große-Honebrink (Schach-Club Kreuzberg) die zweite weibliche Vorsitzende eines Berliner Schachvereins. Wünschen wir ihr viel Erfolg dabei!
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9370