7. März 2019
Am vergangenen Wochenende waren alle Augen in Schach-Deutschland auf Berlin gerichtet. Im dritten Jahr in Folge luden die Schachfreunde Berlin zur Zentralen Runde der Schachbundesligen ein und die Weltspitze folgte der Einladung! Etliche Großmeister zeigten ihr Können in der Bundesliga, alleine für die OSG Baden-Baden hätte sich ein Kommen gelohnt: Mit der Nummer zwei der Welt Fabiano Caruana, Ex-Weltmeister Viswanathan Anand, Maxime Vachier-Lagrave (Nr. 7 der Welt), Levon Aronian, Richard Rapport, Arkadij Naiditsch und Peter Svidler trat die Mannschaft in Bestbesetzung an. Aber auch Shakhriyar Mamedyarov (Nr. 5 der Welt), Samuel Shankland, Europameister Ivan Saric, Peter Leko sowie aus Deutschland die Nationalspieler Daniel Fridman und Liviu Dieter Nisipeanu, die Nummer eins der Frauen Elisabeth Pähtz, Nachwuchshoffnung Vincent Keymer sowie der ehemalige und der aktuelle Bundestrainer Uwe Bönsch und Dorian Rogozenco gehörten zum hochklassig besetzten Teilnehmerfeld. Rund 1800 Zuschauer kamen ins Maritim Hotel um hautnah dabei sein zu können. Neben der Bundesliga wurde bei der Endrunde der Frauenbundesliga ein neuer Meister ermittelt. Die zahlreichen Veranstaltungen des DSB, das offene Blitzturnier, ein Jugend-Schnellschachturnier, ein Hochschulturnier, die Jugendbundesliga und ein Politikerturnier rundeten das vielfältige Programm ab. Als Zuschauer hatte man daher schnell die Qual der Wahl, welche der hochkarätigen Veranstaltungen man denn nun besuchen sollte. Der 1. Vorsitzende der Schachfreunde Berlin Jörg Schulz äußerte sich begeistert: „Wir wollten ein schachliches Highlight bieten und das ist uns zusammen mit den Bundesligavereinen und den vielen Unterstützern gelungen! Unser Dank geht an UKA an erster Stelle, an Grenke, an d-fine, play magnus, ChessBase und chess24 sowie den DSB und den Berliner Schachverband. Ein großer Dank gebührt auch den vielen Helfern von den SF Berlin!"
Das Hauptevent war natürlich die Schachbundesliga, die ihre Runden 9 bis 11 inklusive Videoübertragung der wichtigsten Partien im großen Saal austrug. Wer noch tiefer in die Schachtaktik einsteigen wollte, konnte im Nebensaal den Live-Kommentaren von GM Robert Rabiega, GM Jan Gustafsson und GM Sebastian Siebrecht lauschen. Trotz Bestbesetzung reichte es für die OSG Baden-Baden nur zu einem Sieg in den drei Runden, gegen Hockenheim und Viernheim musste sie sich mit Remis zufrieden geben. Besonders Aufsteiger Viernheim überraschte: Anton Korobov konnte dabei Vishy Anand zur Aufgabe zwingen. Zum Sieg reichte es gegen Deizisau und das obwohl Caruana und Vachier-Lagrave überraschend gegen Leko und Kamsky verloren hatten. Lekos Schützling Vincent Keymer kam in der letzten Runde gegen Europameister Ivan Saric nach aussichtsreicher Stellung zu einem beachtlichen Remis. Vor der 12. Runde liegen nun Baden-Baden und Solingen punktgleich an der Spitze.
Eine sehr gute Saison krönte der SC Bad Königshofen mit der zweiten Meisterschaft nach 2014 in der Frauenbundesliga. In der 8. Runde hatten sie die Führung in der Liga übernommen und lösten dort den Hamburger SK ab, der überraschend gegen den SK Lehrte verlor. In den letzten drei Runden behaupteten die Königshoferinnen ihren knappen Vorsprung von einem Mannschaftspunkt. Den Schachticker-Preis für die beste Nachwuchsspielerin der Saison erhielt WGM Josefine Heinemann (20), die in der Mannschaft der OSG Baden-Baden 7/8 erreichte. Als beste Spielerin der Saison wurde WGM Dina Belenkaja (25) vom SC Bad Königshofen ausgezeichnet. Belenkaja erreichte ein Ergebnis von 8½ aus 9!
Rund 300 Spieler kamen am Samstagabend zusammen, um sich beim 2. Emanuel-Lasker-Blitzturnier miteinander zu messen. Besonders auf Fabiano Caruana, der noch Minuten vorher in der Bundesliga im Einsatz war, freuten sich die Schachfans im Teilnehmerfeld. Mit 14 aus 16 enttäuschte er nicht und gewann das anschließende Finale gegen Falko Bindrich mit 1,5 zu 0,5. Für den Sieg konnte er 1.200€ Preisgeld mit nach Hause nehmen. Das Jugendschnellturnier U25 konnte Kaderspieler Daniel Kopylov vom SK Norderstedt für sich entscheiden – Ebrahim Ahmadinia von der BTU Cottbus triumphierte beim 1. d-fine Hochschulturnier.
Die dritte Bundesvereinskonferenz von DSB und DSJ eröffnete am Freitagmorgen das Schach-Wochenende. Der dreitägige Referate- und Diskussionsmarathon begann mit der Eröffnung von Walter Rädler, dem Vizepräsidenten Verbandsentwicklung des DSB, und dem Vorsitzenden der DSJ, Malte Ibs. In den verschiedenen Workshops und Diskussionen konnten sich die rund 70 Teilnehmer zur Vereinsarbeit austauschen und wertvolle Tipps zu unter anderem Sponsoring, Mitgliedergewinnung, Turnierorganisation und Datenschutz mit nach Hause nehmen.
Im weiteren Rahmenprogramm hatte der Deutsche Schachbund einen ganz besonderen Gast eingeladen: GM Robert Hübner war für drei Tage in Berlin, um etwas von seinem Können zu zeigen und aus seinem Leben zu erzählen. Den Anfang machte am Freitag ein Simultanschachturnier an 25 Brettern. Dem folgte am Sonnabend ein mehr als zweistündiger Vortrag mit Momenten aus seinen Qualifikationsturnieren zur Weltmeisterschaft, dem weit über 100 Zuschauer folgten. Nach dem Vortrag hatten die Zuhörer noch die Gelegenheit den Meister persönlich bei einer Signierstunde zu treffen.
Für das Simultan hatten wir in den letzten Monaten bei der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft und auf unserer Website Plätze verlost. Weitere Kontrahenten des Großmeisters rekrutierten sich u.a. aus jungen Kaderspielern des DSB, den Preisträgern vom Lasker-Tag des Schachs und Vertretern des Berliner Schachverbandes. Robert Hübner beendete das Simultan mit dem Ergebnis 20½:4½ - 18 Siege, 5 Remis und 2 Niederlagen. Leo Katz und Jörg Feikes konnten den Großmeister besiegen. Die Punkteteilungen schafften U12-Kaderspielerin Saskia Pohle, Sven Aßmus, Dominik Laux, Dr. Christian Hoffmann und Prof. Dr. Arndt Borkhardt.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 23389