„Bei uns arbeiten nur Schachexperten, die kompetent beraten können“ - Firma Niggemann versorgt Kunden weltweit mit Schachmaterial

Aaron Kamp, Christoph Kamp, Reiner Mantwill, Andreas Krois, Silvia Kamp, Thomas Schlagheck, Alexander Bösel und Michael Stein

Schach-Niggemann ist der größte Schachhändler in Deutschland und wahrscheinlich auch in Europa. Nur in den USA gäbe es noch größere Schachartikel-Firmen, so Firmenchef Christoph Kamp. Seit 1985 gibt es die Firma Niggemann, die vom Ehepaar Erika und Günter Niggemann gegründet wurde und heute Christoph Kamp gehört, seit 2018 ist sie offizieller Partner des DSB und unterstützt deutschlandweit Turniere mit Material und Sachpreisen.

Das Team von Christoph Kamp am Münsteraner Standort des großzügigen Ladengeschäftes besteht aus zehn Vollzeitkräften, darunter seine Frau Silvia. Eine besondere Qualität schweißt das Team zusammen: „Bei uns sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Schachexperten, was mir besonders wichtig ist, denn damit heben wir uns unter anderem vom Onlineriesen und dem normalen Buchhandel ab. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen sich aus, können kompetent beraten und informieren“, so Kamp, der übrigens selber FIDE-Meister und seit Jahrzehnten für den SK Münster aktiv ist, der zu den größten Schachvereinen in Deutschland zählt und 1983/84 auch in der 1. Bundesliga vertreten war. Ehefrau Silvia ist seit vielen Jahren Jugendwartin des SK Münster.

Der aktuelle Schachboom ist global und das wirkt sich auf den Schachhandel aus: „Wir haben eine weltweite Kundschaft, unsere Website ist auch auf Englisch, so wie viele Bücher und Videos aus unserem Sortiment. Der Anteil internationaler Käufer ist bei uns hoch. Der Versand macht über 98 Prozent von unserem Umsatz aus. Unser Ladengeschäft wird auch gerne von Schachfans besucht, aber überwiegend leben unsere Kunden zu weit entfernt, um mal vorbeizuschauen“, erklärt Kamp.

Trotz des Onlineschachbooms mit zahlreichen Spiel- und Lernplattformen, das Interesse am Schachbuch habe überraschenderweise nicht nachgelassen, berichtet er: „Schachliteratur macht nach wie vor rund 50 Prozent unserer Bestellungen aus. Meiner Meinung nach liegt das auch daran, dass es heute sehr viel mehr gute Schachliteratur als früher gibt. Es gibt zu jeder Eröffnung ein breites Spektrum an ausgezeichneten, computergeprüften Analysen. Dabei können die Varianten im Buch so genau besprochen werden, wie es in einem Video wegen des begrenzten zeitlichen Umfanges gar nicht geht. Mittlere und stärkere Spieler greifen darum nach wie vor zu Schachbüchern fürs Training.

 

Als 2020 die Netflix-Geschichte um Beth Harmon die Welt im Sturm eroberte, hatte dies auch etwas mit Niggemann zu tun, erinnert sich Kamp: „In der „Damengambit“-Serie, die weitgehend in Berlin gedreht wurde, sind viele ältere mechanische Schachuhren und antiquarische Bücher zu sehen, die die Produktionsfirma bei uns bestellte. Auf den Schachboom, der diese Serie dann ausgelöst hat, waren wir nicht wirklich vorbereitet. Allein im Bereich Material wurde nach dieser Serie 100 Prozent mehr bestellt, insbesondere mechanische Schachuhren und Holzschachspiele waren sehr gefragt. Viele Neueinsteiger wollten Schach lernen, entsprechend wurde verstärkt Anfängerliteratur gekauft. Als die Coronazeit dann vorbei war, gab es einen regelrechten Präsenzturnierboom bei Open und auch der DSAM, den wir vielfach mit kostenfreiem Leihmaterial unterstützt haben.“

Die begehrtesten Schachartikel 2024

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Aus der Fülle von 6000 bei Niggemann erhältlichen Artikeln hat Christoph Kamp eine kleine Auswahl der 2024 am meisten nachgefragten Schachprodukte für Sie zusammengestellt:

  • Die Bücher „Schach aber richtig“, „Schach mit neuem Schwung“ und das Endspiel-Buch des 2023 leider verstorbenen Spitzenautors und Weltklassetrainers Jeremy Silman gehören zu den Dauer-Bestsellern von Niggemann. Das Silmansche Konzept der „Ungleichgewichte im Schach“ ist inzwischen legendär und hat bei vielen Leserinnen und Lesern ein besseres Verständnis der Schachtechnik bewirkt.
  • Die „Tigersprung-Serie“ von Schachlegende Artur Jussupow ist ein bewährtes Ausbildungswerk gerade für jüngere Spielerinnen und Spieler, welches sich an verschiedene Spielstärkestufen richtet und mit dem Lernende sich Schritt für Schritt schachlich weiterentwickeln kann.
  • „100 Endspiele, die Sie kennen müssen“ von Jesus de la Villa ist ebenfalls ein sehr erfolgreiches Buch und für jeden aufstrebenden Schachinteressenten zu empfehlen.
  • Mit „Master your chess with Judith Polgar“ hat die weltbeste Schachspielerin ein interessantes Lehrbuch vorgelegt, welches von Chessable herausgegeben wird und eine Printausgabe des entsprechenden Online-Kurses darstellt. In dem Werk im ungewöhnlichen Mehrfarbdruck führt Judith Polgar lehrreiche Partien mit interaktiven Fragen vor. Drei weitere biographische Titel von Judit Polgar mit Partien ihrer Karriere sind ebenfalls sehr erfolgreich.
  • Die Bücher der „Woodpecker“-Serie des schwedischen Großmeisterautorenpaares Axel Smith und Hans Tikkanen sind ein ganz heißer Tipp. Das Grundprinzip dabei ist, eine Serie von Übungen immer wieder zu wiederholen, wie ein Specht („Woodpecker“), der immer wieder seinen Schnabel ins Holz hämmert, bis er das erwünschte Ergebnis erzielt hat. Die durch die „Woodpecker“- Methode erlernten Schachmuster sollen auf diese Art in Fleisch und Blut übergehen. Den Anfang machte 2018 die Taktik-Schule nach der Specht-Methode, seit November 2024 ist zusätzlich die neue Strategie-Variante erhältlich, die Nachfrage nach beiden Titeln ist enorm.
  • Ebenso begehrt ist die Buchreihe „How to study chess on your own“ von Davorin Kuljasevic, ein Mittelspieltrainingsbuch zum Selbststudium mit verschiedenen zusätzlichen Arbeitsbüchern, nach Elo-Stärke sortiert, in englischer Sprache.
  • Im Bereich Eröffnungsliteratur liegt derzeit das sogenannte „Londoner System“ voll im Trend. Spätestens seit sie von Magnus Carlsen angewendet wurde, ist diese frühere Nebenvariante ins Rampenlicht verschiedenster Autoren gerückt: Neben den Chessbase-DVDs von Elisabeth Pähtz und Simon Williams werden vor allem die London-Bücher von Oscar de Prado oft gekauft.

Wenn man täglich inmitten von Regalen von Schachbüchern arbeitet, hat man dann auch spezielle Vorlieben, einen literarischen Favoriten? Christoph Kamp: „Eines meiner persönlichen Lieblingsbücher ist 'Die Endspiel-Universität' von Meistertrainer Mark Dworetzki. Das Faszinierende an diesem Buch ist die Tiefe der Analysen und Ideen, die für einem Normalschächer oft kaum noch nachvollziehbar sind. Ich erinnere noch, das wir zum Zeitpunkt seines Erscheinens bei den Dortmunder Schachtagen mit einem recht großen Schachstand vertreten waren und etliche Weltklassespieler uns nur besuchten, um ein einziges Buch zu kaufen: 'Die Endspiel-Universität' - ein wirkliches Meisterwerk, das auch heute noch fesseln kann, allerdings nicht für jedermann zum Training geeignet, eher für den Genuss durch recht Fortgeschrittene geschrieben.

Schon im 42. Jahrgang erscheint jetzt im Dezember der „Schachkalender 2025“ und ist damit ein Evergreen der Schachliteratur, der vom bekannten Schachjournalisten Stefan Löffler herausgegeben wird und immer ein passendes Geschenk für jeden Schachfan ist. Ein zur Jahreszeit passender Schach-Adventskalender wird ebenfalls angeboten, der besonders von weiblichen Kunden gerne gekauft wird.

Im Bereich Schachmaterial sind digitale Schachbretter aktuell der große Renner, laut den Aussagen verschiedener Trainer soll das Training an solchen Brettern effektiver als am Onlinebrett sein. DGT-Bretter sind bei Schachturnieren inzwischen allgegenwärtiger Standard zur Live-Übertragung von Partien. Zum direkten Online-Spiel auf Schachportalen wie Chess.com sind sie allerdings nicht optimal, weil sie die gegnerischen Züge nicht direkt anzeigen. Allerdings kann man DGT-Bretter mit Computerprogrammen verbinden, etwa mit der DGT-Schachuhr Pi, in der ein Satz von leistungsstarken Engines integriert ist. Auch Chessbase und andere Schachprogramme kann man mit den DGT-Brettern betreiben.

Im Bereich Brettcomputer ist das Modell „Pegasus“ von DGT seit Jahren ein Renner. Es bietet als Komfort übersichtliche leuchtende Felder und der Clou des Gerätes ist, dass die eingebaute Engine sich an die Spielstärke des menschlichen Gegenübers automatisch anpasst und somit immer spannende Partien „auf Augenhöhe“ gespielt werden können. Allerdings ist „Pegasus“ ein reiner Brettcomputer, man kann mit dem Gerät nicht online spielen und es auch nicht mit anderen Computern mit Schachsoftware verbinden.

Die elektronischen Bretter von Millennium, die es in verschiedenen Größen gibt, sind beim Onlinespiel besonders leicht zu bedienen, weil sie in den Felderecken mit Leuchtdioden ausgestattet sind, die den jeweiligen Zug des Online-Gegners anzeigen. Das „Millenium Supreme Tournament“-Holzbrett in Turniergröße mit 55 mm Feldgröße dürfte der Traum vieler Onlinespieler sein. Pro Zug, der auf dem Brett ausgeführt wird, benötigt man etwa zwei Sekunden, so dass das Onlinespielen überwiegend bei längeren Bedenkzeiten Freude macht. Die Millenium-Bretter lassen sich auch mit Schachcomputer-Modulen betreiben.

„Normale“ Schachsets, insbesondere solche aus Holz in Turniergröße, sind natürlich immer begehrt, in diesem Bereich kann Niggemann ein besonders umfangreiches Sortiment anbieten, dass keine Wünsche offen lässt.