von Wilfried Neef
Heute wird es ernst für den Stuttgarter Mathematiker und Shogi-Experten Wolfgang Erben: 70 Jahre stehen für ihn zu Buche!
Er hat sich in vielfältiger Weise für Problemschach engagiert und dabei nicht nur das Mainstream-Parkett bespielt: Schachmathematik und die Entwicklung von partienahem Elementen hin zu belastbaren Märchenschachbedingungen gehören unbedingt zu seinem Repertoire; auch die heutige Aufgabe aus dem Formenkreis scheinbarer(?) schwäbischer Frugalität entstammt diesem Fundus:
schwarzer Rollentausch:
Spieler A, der zu Beginn mit den weißen Steinen spielt, folgt immer den normalen Schachregeln. Spieler B, zunächst mit den schwarzen Steinen spielend, hat wiederholt die Möglichkeit, anstelle eines normalen Zuges (also nicht zusätzlich zu diesem!) die Steine des Gegners zu übernehmen; nach dem ersten solchen Tausch spielt also A mit den schwarzen und B mit den weißen Steinen. Nach jedem Tausch von B -egal in welcher Richtung- ist immer Spieler A am Zug!
Wir versuchen eine erste Annäherung an die Aufgabe:
Wäre Schwarz in der Ausgangsstellung am Zug, würde er sofort den Rollentausch durchführen und hätte auf der Stelle mit einem gesicherten Mehrturm gewonnen! Weiß könnte deshalb nun 1.Ta8? versuchen, um nach schwarzem Rollentausch mit Kb7xTa8 zu kontern.
Dies scheitert aber an 1. ...Kc6. Analoges gilt für den Versuch 1.Tc8 Ka6! Und Schwarz wird im nächsten Zug die Rollen tauschen mit Gewinn, egal was Weiß zieht!
Was ist also zu tun?
Wolfgang Erben ist auch der Initiator der berüchtigten, weil computerresistenten, Problemschachwettbewerbe des Schachverbandes Württemberg (SVW).
Aktuell läuft gerade die 12. Ausgabe, und Sie haben noch 3 Wochen Zeit, um einen veritablen Geldpreis einzuheimsen:
https://www.svw.info/images/stories/referate/problemschach/wettbewerb/wettbewerb12v6.pdf
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Tb8+! | Kc6 | Tb6+ | Kd5 | Td6+ | Kc4 | Td4+ | Kb3 | Tb4+ | Ka2 | Tb3! |
... | Ke4 | Td4+ | Kf3 | Tf4+ | Ke2 | Tf3! |
Schwarz droht permanent mit Rollentausch, deshalb muß der Turm durchgehend auf einem Nachbarfeld des sK stehen, damit der (ursprünglich) Weiße sofort mit Schlag des Turmes reagieren kann. Dies kann nur erreicht werden, wenn Weiß in jedem Zug auf einem Nachbarfeld des sK Schach bietet, bis die 50-Züge-Regel greift oder Schwarz die dreifache Stellungswiederholung zuläßt. Spannend wird es aber, sobald der weiße König mit ins Spel kommt! Dann greift das Orthogonalschach des Turmes auf einem direkten Nachbarfeld des Königs rollentauschtechnisch zu kurz, sobald dieser gedeckt ist, also nicht geschlagen werden kann! Und es gibt weitere Fallstricke wie (nach 3. ...Ke4 4.Td4+ Kf3 5.Tf4+ Ke2) 6.Tf2+? Kd3!
Ein Computerprogramm gibt es hierfür nicht, aber die mathematische Beweisführungstechnik hilft letztendlich bei der Korrektheitsprüfung weiter. Oldschool eben!
// Veröffentlicht von Wilfried Neef // Archiv: Problemschach // ID 24904
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