
Es sind wilde Schach-Tage. Ein echter Husarenritt über die 64 Felder. Mit Matthias Blübaum qualifiziert sich erstmals seit 34 Jahren ein Deutscher fürs Kandidatenturnier, Vincent Keymer hat noch alle Chancen, es auch zu schaffen. Wir gehen in diesem Newsletter auch ein bisschen in die Analyse. Die beiden Bundesligen gehen in ihre neue Saison - die Frauen haben vorgelegt. Und dann das kommende Wochenende: Die Team-EM in Batumi startet. Und beim Hauptausschuss wird quasi zeitgleich bestimmt wieder kontrovers diskutiert werden. Es lohnt also ein Blick zurück – und nach vorne. Auf unserer Webseite und den Social-Media-Kanälen werden wir Euch mit vielen Informationen rund um die beiden wichtigen DSB-Termine füttern. Ihr dürft Euch auf Videos und Interviews freuen. Einstweilen aber viel Spaß beim Lesen des Newsletters wünscht
das DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit.
Die Leitung unserer Geschäftsstelle in Berlin wird derzeit vom DSB-Präsidium wahrgenommen. Sie erreichen die Geschäftsführung über die Adresse geschaeftsfuehrung@schachbund.com.

Früher war es die Westfalenhalle, heute ist das Kulturzentrum Alte Schmiede Austragungsort von Deutschlands traditionsreichstem Schachevent. 1973 ins Leben gerufen, gehören die Dortmunder Schachtage auch weltweit zu den langlebigsten Veranstaltungen des königlichen Spiels, Anfang August erlebten wir die 52. Auflage (2020 fiel die Austragung der Pandemie zum Opfer). Glanzlichter waren der Sieg Garri Kasparows 1992 und das Kandidatenturnier 2002 mit Péter Léko als Triumphator und einem resultierenden Titelkampf gegen … den Dortmunder Zehnfach-Sieger Wladimir Kramnik (zwischen 1995 und 2011), so dass die Ruhrpott-Metropole in Anlehnung an Boris Becker und Wimbledon einst gern als dessen »Wohnzimmer« bezeichnet wurde.
Im Mittelpunkt standen diesmal ein doppelrundiges Vierer-Frauenturnier und ein starkes Open mit Doppel-Europameister Matthias Blübaum an der Spitze der Setzliste.
Bei den Frauen stand die 15-jährige Miaoyi Lu nach vier Siegen en suite bereits zwei Runden vor Schluss als Siegerin fest. Das hätte anders ausgesehen, wenn Dinara Wagner die Chinesin in Runde 2 nicht vom Haken gelassen hätte:
D. Wagner (2404) - Miaoyi Lu (2439)
Stellung nach 31… Tf8-a8?
32. Sxf7! Df4
Nach 32… Kxf7? 33. Dd5+ wird Schwarz mattgesetzt.
33. Sh6+! Kh8
Bei 33… Lxh6 (33… Dxh6 34. Dd5/b3+) 34. Tf6! De5 35. Db3+ Kh8 36. Dxa2 Dxe5 37. Txa6+- räumt Weiß mehr Holz ab.
34. Sg4!?
Dieser Zug kostete Dinara ihre letzten zwei Minuten Bedenkzeit – fortan sah sie sich auf die 30 Bonisekunden pro Zug zurückgeworfen –, war aber wohl eine eher intuitive/zufällige Wahl, die der Uhr Tribut zollte.
34… Dxg4?

35. Lf6??
Die Pointe von 34. Sg4!? blieb leider hinter den Kulissen: 35. Dd8+! Txd8 36. Txd8+ Lf8 37. Lf6+! Kg8 38. Tc7!
Hier galt es bei tickender Uhr aus der Ferne zu erkennen, dass Weiß a) die beiden »Mattfelder« a1 und d1 unter Kontrolle und Schwarz b) keine sinnvolle Abwehr des nach 39. Tg7+ drohenden Matts hat. Dass die Engines 38… Dd1+ als »besten« Zug auswerfen, spricht für sich: 1-0!
Jetzt gehts anders’rum.
35… L:f6 36. T:f6 Lb7 37. Tf1 L:e4 0-1
In der Rückrunde gelang Dinara die Revanche an der jungen Chinesin, wonach sie hinter Elisabeth Pähtz (der sie im Miniduell mit ½-1½ unterlag) und vor der Französin Deimante Daulyte-Cornette Rang drei belegte.


Im Open wurde Matthias Blübaum seiner Favoritenstellung gerecht. Bange Momente hatte er gegen Ashot Parwanjan in Durchgang 6 zu überstehen. Nachdem diese ausgestanden, er seinen entblößten König in Sicherheit gebracht und sich damit auf »+5« gehievt hatte, reichten drei abschließende Remisen gegen Luis Engel, Dmitrij Kollars und – zum Abschluss nach EM-Vorbild mit Weiß nach wenigen Zügen – den Inder Ganguly zum Wertungssieg vor fünf mit ihm punktgleichen 7-Punktern, darunter auch Nationalmannschaftskollege Kollars.

Zum resultierenden kleinen Eloplus Blübaums gesellte sich ein weiteres beim anschließenden Rubinstein Memorial in Polanica Zdroj dank ungeschlagener 5½/9 und Platz drei hinter Nodirbek Jakubbojew (Usbekistan) und Radoslaw Wojtaszek (Polen). Der Zugewinn von elf Punkten ließ Matthias zum 1. September auf Elo 2671 klettern. Die Tour de Force aber sollte erst noch folgen ...

Vincent Keymer hatte nach seinem überzeugenden Sieg bei der Deutschen Meisterschaft im Mai kein klassisches Schach mehr gespielt. Geplant war im Juli eigentlich – wie in den Jahren zuvor – Biel, aber das überschnitt sich mit der lukrativ(er)en Freestyle-Etappe in Las Vegas, bei der er diesmal schon in der Gruppenphase ausschied. Da kam die Einladung zum stärksten indischen Turnier mit einem Eloschnitt von 2700 als Generalprobe für den anschließenden FIDE Grand Swiss wie gerufen!
So richtig »klassisch« ging es in Chennai jedoch nicht zu: die Bedenkzeitregelung von 90 min zzgl. 30 sek/Zug (ohne weitere Zeitgutschrift nach dem 40. Zug) könnte man als eine Art »Hybrid« bezeichnen, mit der zuvor eher in Open experimentiert wurde.
Keymer kam glänzend mit der »Neuerung« zurecht – oder zumindest besser als die hochklassige Gegnerschaft. Mit Siegen gegen die drei Lokalmatadore Nihal Sarin, V. Pranav und Murali Karthikeyan legte er los wie die Feuerwehr, was jedoch noch mit Vorsicht zu genießen war. In Polanica Zdroj hatte er im letzten Jahr sogar mit vier Siegen bzw. 5½/6 begonnen, war dann jedoch ins Straucheln geraten.
Nicht so diesmal, was für eine gewachsene Reife unserer 20-jährigen, inzwischen in Wien wohnhaften Nr. 1 spricht! Vincent blieb ungeschlagen, wofür in der Vorschlussrunde trotz kaum noch auf dem Brett verbliebenem Materials Endspielpräzision gefragt war:
V. Keymer (2730) - J. van Foreest (2697)
Stellung nach 43… Lf3-d1
Was tun gegen die Drohung 44… Lc2 45. Le6 b2 46. La2 Ka3 mit Umwandlung des b-Bauern? 44. Lxh7? Lc2 ändert nichts. Vincent findet den schmalen Pfad zum Remis!
44. g6! hxg6 45. Lxg6 b2
Die Idee von 44. g6! zeigt sich nach 45… Lc2 46. h5!. Wieder verwandelt sich der schwarze b-Bauer, aber hier bekommt auch Weiß eine neue Dame: 46… Lxg6 47. hxg6 b2 48. g7 b1D 49. g8D=.
46. Lb1!
Noch ein »einziger« Zug. 46. h5? L:h5 verliert trivial und alles andere nach 46… Kb3 (mit der Idee Ld1-c2) 47. Lf7+ Kc2 gefolgt von Kc2-c1 usw.
46… Lh5
Nach 46… Kb3 47. Kd3 und Kd3-d2 hätte Weiß alles unter Kontrolle.
47. Lc2!
Wieder nur so! Das Feld d3 war vermint (47. Kd3? Lg6+ -+) und es drohte Kb4-b3 nebst Überführung des Läufers nach c2.
47… Le2
Sonst erreicht der weiße König via d3 wieder das rettende Feld d2.
48. Lb1 Kb3 49. Ke3!
So auch hier, dank des Tempogewinns.
49… Lg4 50. Kd2 Lh5 51. Lc2+ Ka2 52. Ld3 Ka1 53. Lc2 Lf7 54. Ld3 Lc4 55. Lc2 La2 56. h5! Lb1 57. Lxb1 Kxb1 58. h6 Ka2 59. h7 Remis
Höchst instruktiv!
Zu den o. g. Siegen gesellten sich zwei weitere gegen die Amerikaner Awonder Liang und Ray Robson, woraus ein »Fischer-/Kasparow-Turniersieg« mit satten zwei Zählern Vorsprung auf die Konkurrenz und Keymers bislang höchste Performance (2921) resultierten! Und das in Indien, der Höhle der Kühe und Elefanten! Das Eloplus von 21 Punkten katapultierte ihn auf ein Rating von 2751 und damit erstmals unter die Top-10 der Welt. Der Grand Swiss konnte kommen …

Interessant ist, womit Anish Giri Keymers in Chennai deutlich gewordenen Leistungssprung begründet: (New in Chess 6/2025, S. 33): »Freestyle ist der Grund, warum Vincent Keymer zu einem solchen Monster wurde! Zuvor baute er zu sehr auf seine Eröffnungen und hatte Schwierigkeiten, sobald er sich auf Neuland begab oder unvorbereitet war. Aber nach seiner herausragenden Freestyle-Performance erkannte er, dass er gar nicht so schlecht darin ist, ›freihändig‹ zu spielen. Er begann, auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen – und der Unterschied zeigt sich in seinem Spiel und seinem Niveau.«

»›Blübaum oder Keymer?‹ lautete am Ende eines denkwürdigen Turniers im usbekischen Samarkand die Frage aller Fragen. Einer der zwei Deutschen würde sich für das Kandidatenturnier 2026 qualifizieren!
Wären wir Schachfans im Vorfeld mit diesem Szenario konfrontiert worden, hätten wir es ungläubig beklatscht. Aber dann stimmte es uns alle auch etwas wehmütig, als Vincent Keymer seine Partie der 11. und letzten Runde gegen Arjun Erigaisi nach großem Kampf remis geben musste. Er war damit ›raus‹ und Matthias Blübaum ›drin‹. Neben dem Gold bei der Mannschafts-Europameisterschaft 2011 mit ähnlich sensationellem Anstrich der größte schachliche Erfolg Deutschlands in diesem Jahrtausend!›Blübaum oder Keymer?‹« hieß es am Ende eines denkwürdigen Turniers im usbekischen Samarkand. Einer der zwei Deutschen würde sich für das Kandidatenturnier 2026 qualifizieren!
So beginnt Raj Tischbierek seine Kolumne über ein Turnier, das aus deutscher Sicht kaum hätte besser laufen können. »›Sensationell. Phantastisch. Verrückt.› ›Und historisch!‹« hieß es hier schon zuvor. Mit dem 28-jährigen Matthias Blübaum haben wir erstmals seit Robert Hübner vor über 30 Jahren wieder einen Weltmeisterschafts-Kandidaten!

Alle jene, denen 64 Felder die Welt bedeuten, wissen, dass Schach mehr ist als ein Spiel. Ohne Worte schlägt es Brücken zwischen Völkern und Menschen aller Coleur und wird durch die gemeinsame Hingabe zu einem Sinnbild gelebter Gleichheit; Wettstreit wirkt nicht trennend, sondern verbindend. Selten wird dies so deutlich wie bei einem Inklusionsfestival, in das Schachspieler mit körperlichen Behinderungen eingebunden werden und sich als Teil der großen Familie fühlen. Gens una sumus!
So geschehen in der zweiten Augusthälfte in der Sportschule Ruit, in der auch schon Deutsche Meisterschaften stattgefunden haben. Gleich sieben Turniere mit Akteuren aus den verschiedensten Sparten gelangten zur Austragung:
Geschichten wurden viele geschrieben. Etwa das Aufeinandertreffen der Gehörlosen-Legende Sergej Salow, der einst Rasmus und Frederik Svane beim Lübecker SV trainierte, und Ben Kaufmanns, die Deutschland im Oktober in Astana gemeinsam bei 2. Para-Olympiade der FIDE vertreten werden. Sergej 85, Ben 12!
Oder – herzerwärmend – die des namentlich nicht genannten Teilnehmers an der Behinderten-Meisterschaft, der für seine Anreise zwei Tage benötigte, weil er zunächst im falschen Ruit gelandet war … Eine Nacht verbrachte er am Bahnhof, verlor sein Gepäck und hinterließ einer Polizeipatrouille im Zug zudem einen leicht verwirrten Eindruck, so dass seine Fahrt ein weiteres Mal unterbrochen wurde. Aber zur 1. Runde saß er pünktlich am Brett!
Und all das Engagement! Schachbund-Referent Inklusion Gert Schulz fasste es so zusammen: »Auch dieses harmonische Zusammenspiel mit all den fleißigen Helfern von Schiedsrichtern, Organisatoren bis hin zu Unterstützern des Schachvereins Ostfildern machten dieses Inklusionsfestival einzigartig.« Sein besonderer Dank galt Nadja und Artur Jussupow, die mit ihrer gleichnamigen Schachschule gemeinsam mit ihren Assistenten wesentlich zum Gelingen beitrugen.
Artur hatte schon immer eine philosophische Ader. Ihm gebührt das letzte Wort: »Ihr Schicksal (das der Behinderten, d. A.) ist teilweise kein leichtes. Ich sehe jetzt, wie glücklich sie sind. Natürlich sind sie auch traurig, wenn sie verlieren – es kann im Schach nicht nur glückliche Spielerinnen und Spieler geben. Aber ich spüre sehr viele Gefühle hier. Und das ist auch gut für meine Seele.«

Die froheste aller frohen Kunden vorneweg: Es geht wieder los! „Es kribbelt, ich bin schon ganz aufgeregt“, sagt Sandra Schmidt, die Turnierchefin. Seit dem 12. September 2025 können sich die Freundinnen und Freunde der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) wieder für die kommende Turnierserie anmelden, die im November aus der Pause zurück kommt. „Chessemy – The Big Greek Academy“ wird bei der Turnierserie wieder als Hauptsponsor dabei sein. Und es gibt weiteren Support: „Die DSAM ist eine geniale Erfolgsgeschichte, die auf einzigartige Weise Schach als Sport und Kulturgut verbreitet“, sagt Thomas Weischede. Was liegt also näher, so der Vorsitzende der Emanuel Lasker Gesellschaft (ELG), als die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft zu unterstützen? Das wird in der kommenden Saison geschehen. „In ganz Europa gibt es keine vergleichbare Turnierserie für den Amateursport“, schwärmt Weischede: „Jedes Jahr ein neuer Teilnahmerekord. Jedes Jahr finden immer mehr Schachfreunde über die DSAM den Einstieg ins Turnier- und Vereinsschach. Jedes Jahr übertrifft sich das Organisationsteam rund um Sandra Schmidt aufs Neue mit einer perfekten Durchführung, die alles bietet, was das Amateur-Schachherz begehrt.“ Und da die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft für die Schachkultur hierzulande so wichtig ist und die Lasker-Gesellschaft die Schachkultur fördert, findet nun zusammen, was zusammengehört.

Durch die Partnerschaft des DSB mit der Maritim-Hotelgesellschaft mbH gibt es verschiedene Vergünstigungen für DSAM-Spielerinnen und -Spieler und Begleitpersonen. Buchungen können Sie über diesen Link vornehmen. Maritim-Hotels gibt es an 25 Standorten, verteilt über ganz Deutschland.
Das Maritim möchte Sie auch zur Silvestergala 2025/26 nach Berlin einladen. Bis zum 30. September 2025 gibt es einen Frühbucherrabatt. Bitte beachten Sie dazu den nachfolgenden Flyer.

Für die 4. Deutsche Schnellschach-Amateurmeisterschaft (DSSAM) am 18./19. Oktober 2025 in Dinkelsbühle gibt es bisher weit über 200 Anmeldungen. Doch noch sind zahlreiche Startplätze frei und wir würden uns freuen, wenn Sie sich auf unserer Turnierseite anmelden.
Im Rahmen der Trans-Diskussionen rückte die »ewige«, vieldiskutierte Frage wieder in den Blickpunkt der Schachgemeinde: Haben Männer gegenüber Frauen im Schach biologisch bedingte Vorteile? Ja oder nein?
Fast parallel wurde von einer von DSB und DSJ initiierten Arbeitsgruppe in Stuttgart eine Konferenz ausgerichtet, die das Mädchen- und Frauenschach und dessen weitere Entwicklung in den Fokus rückt - eine Gelegenheit, Dr. Lilli Hahn, in Oxford promovierte Naturwissenschaftlerin und Schachspielerin, die sich in der Kommission federführend engagiert, zu aktuellen Entwicklungen zu befragen.
Im Vorfeld der Regionalkonferenz wurde von »spannenden Daten« gesprochen, die die Umfragen ergeben haben. Worum exakt handelt es sich? Haben sich eher schon bekannte Annahmen verfestigt oder muss man in manchen Fragen umdenken?
Tatsächlich beides: Einige Erkenntnisse aus den Fragebögen und den ersten Analysen der Mitgliederzahlen sind wenig überraschend und bestätigen bereits gängige Annahmen. Es gibt aber auch einige Denkanstöße.
Ein Beispiel aus der Mitgliederanalyse: Bei den allgemeinen Mitgliederzahlen im DSB sehen wir, dass zwei Gruppen besonders stark vertreten sind – Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen ab etwa Mitte 50. Bei den Frauen fällt auf, dass diese zweite Gruppe ab Mitte 50 kaum vorhanden ist. Vielleicht könnte dies eine spannende Zielgruppe sein, bei der man, zusätzlich zu den Jugendlichen, gezielt bei der Mitgliedergewinnung ansetzen sollte.
Auch die Umfragen haben interessante Ergebnisse geliefert. Wieder ein Beispiel: Frauen, die sich selbst als ehemalige Spielerinnen einordnen und angeben, mit dem organisierten Schach aufgehört zu haben, spielen häufig trotzdem noch – sei es mit Freunden oder Familie oder online. Nur die wenigsten hören komplett auf. Zudem können sich die meisten vorstellen, unter bestimmten Bedingungen wieder einzusteigen. Hier könnte man als Verein oder Verband ansetzen, indem man niedrigschwellige Angebote außerhalb von Ligen und mehrtägigen Opens schafft, um diese Frauen weiterhin für das Schach zu begeistern.
Im Interview mit SCHACH (9/2024, S. 4ff.) haben Sie festgestellt: »Es gibt aktuell keinerlei wissenschaftlichen Beweis für biologische Unterschiede, die Männer gegenüber Frauen im Schach bevorteilen.«
In der öffentlichen Diskussion wird dagegen größtenteils wie selbstverständlich von biologischen Vorteilen der Männer ausgegangen. Angeführt werden u. a. Unterschiede in der Kompetitivität, des räumlichen Vorstellungsvermögens, Variationen der Hirnstruktur, die Physis und der leistungshemmende weibliche Zyklus. Wie kommentieren Sie diese, ja, kann man es »Argumente« nennen?
Und sollte es, gibt es keine belegbaren biologisch bedingten Unterschiede, nicht langfristig das Ziel sein, die Geschlechtertrennung im Schach aufzuheben?
Das Problem in öffentlichen Diskussionen, insbesondere online, ist, dass oft mit scheinbar plausiblen Behauptungen argumentiert wird, für die es keinerlei Nachweise gibt. Das ist einfach und geht schnell. Ein Beispiel: Ich könnte behaupten, Menschen mit dunklen Haaren spielten besser Schach als Menschen mit blonden Haaren. Dafür gibt es keinerlei Belege. Aber versuchen Sie einmal, das Gegenteil zu beweisen. Ich könnte sogar darauf verweisen, dass beim letzten Kandidatenturnier tatsächlich mehr Teilnehmende dunkle Haare hatten. Trotzdem würde niemand ernsthaft behaupten, dies sei der entscheidende Faktor.
Natürlich ist dieses Beispiel bewusst ins Absurde gezogen, aber es verdeutlicht zwei zentrale Probleme: Zum einen werden Argumente ohne wissenschaftliche Grundlage verwendet und, sobald sie hinterfragt werden, immer wieder auf äußerliche Unterschiede verwiesen – Unterschiede, die niemand bestreitet, die aber eben auch keinen Leistungsunterschied erklären. Zum anderen fehlt oft das Verständnis für die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität.
Was die Frage nach der Aufhebung der Geschlechtertrennung angeht: Ich denke, man muss hier klar zwischen Breiten- und Spitzensport unterscheiden. Im Breitensport bin ich nicht der Meinung, dass die Geschlechtertrennung aufgehoben werden sollte. Sie besteht hier nicht aufgrund von Leistungsunterschieden, sondern weil sie einen Safe Space schafft und Frauen, die im Schach sonst eine Minderheit sind, die Möglichkeit gibt, unter sich zu sein und sich zu vernetzen.
Im Spitzensport hingegen halte ich es langfristig durchaus für sinnvoll, die Trennung aufzuheben, auch wenn das sicherlich nicht von heute auf morgen geschehen sollte.
Häufig wird nach einer Studie verlangt, die die »ewige« Frage, männliche Vorteile ja oder nein, endlich klären soll. Streng wissenschaftlich betrachtet: Wie genau müsste eine solche Studie aussehen und wer könnte sie durchführen? Ist in absehbarer Zeit auf eine solche Studie zu hoffen?
Das Thema ist nicht mein Fachgebiet, daher gibt es sicher Personen, die hier fundierter antworten könnten. Ich würde jedoch denken, dass eine solche Studie wissenschaftlich betrachtet äußerst komplex wäre. Um wirklich belastbare Aussagen treffen zu können, müsste man nicht nur die schachliche Leistungsentwicklung erfassen, sondern auch Faktoren wie Trainingsintensität, Zugang zu Förderung, sozioökonomische Hintergründe und gesellschaftliche Rahmenbedingungen berücksichtigen. All diese Variablen haben einen starken Einfluss auf die Leistung. Einzelne wissenschaftliche Studien würden sich daher eher mit sehr spezifischen, klar abgegrenzten Fragestellungen befassen. Je nach Schwerpunkt könnte das in den Bereich der Psychologie, der Neurowissenschaft oder auch der Soziologie fallen.
Ich halte es allerdings für wenig wahrscheinlich, dass wir in absehbarer Zeit wirklich umfassende, belastbare Daten sehen werden – zum einen, weil das Thema enorm komplex ist, und zum anderen, weil es bislang schlicht zu wenig Interesse und Ressourcen dafür gibt.

Da talentierte Mädchen bei uns nicht wie Pilze aus dem Boden schießen, lassen die beiden Medaillen von Sofi Lytvynenko aufhorchen, selbst wenn es – U8 – zu früh ist, von »zu Hoffnung Anlass gebendem Edelmetall« zu sprechen. Gold im Schnellschach und Bronze im Blitz verdienen dennoch der Erwähnung!
Ebenso wie das Blitz-Gold von Anton Belin in der U12.

| Datum | Veranstaltung | Ausrichter/Ort |
|---|---|---|
| 18.10. - 19.10.2025 | Deutsche Schnellschach-Amateurmeisterschaft | DSB/Dinkelsbühl |
| 20.11. - 23.11.2025 | 1. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Bad Wildungen |
| 18.12. - 21.12.2025 | 2. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Bonn |
| 01.01. - 04.01.2026 | 3. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Potsdam |
| 30.01. - 02.02.2026 | 4. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Ingolstadt |
| 05.03. - 08.03.2026 | 5. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Hannover |
| 26.03. - 29.03.2026 | 6. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Travemünde |
| 30.04. - 03.05.2026 | 7. DSAM-Qualifikationsturnier 2025/26 | DSB/Magdeburg |