11. Dezember 2014
Das Ostseebad Binz war auch im Jahre 2014 wieder Gastgeber der offenen Senioreneinzelmeisterschaft von Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt kämpften 176 Schachspieler aus allen Bundesländern, aus der Schweiz und Norwegen um die begehrten Preise. Das Teilnehmerfeld setzte sich aus 101 Senioren, 60 Nestoren und 15 Damen zusammen. Leider konnten nicht alle Teilnahmewünsche erfüllt werden, da die Turnierkapazität eine höhere Anzahl von Schachspielern nicht zugelassen hat. Ausgebucht war das Turnier schon seit Mitte März.
Die Beliebtheit dieses Turniers und die Begehrlichkeit, an diesem Turnier mitspielen zu können, ist einmalig in ganz Deutschland. Darauf ist der Veranstalter, der Landesschachverband Mecklenburg-Vorpommern, besonders stolz, zumal dieser Landesverband zu den mitgliederschwächsten Verbänden in Deutschland gehört. Schon seit nunmehr sieben Jahren stellte das Seehotel Binz-Therme die Räumlichkeiten zur Verfügung. Das für das kleine Binz große Sportereignis hätte auf Grund der optimalen Wettkampfbedingungen im Seehotel keine bessere Spielstätte gefunden. Alle Teilnehmer und viele mitgereiste Partnerinnen erfreuten sich der Möglichkeit, im Hotel Wellnessangebote und andere Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können. Rundum war wie immer ein angenehmer Aufenthalt garantiert. Die Kurverwaltung des Ostseebades Binz und der Bürgermeister Karsten Schneider, der das Turnier eröffnete und auch am Ende des Turniers die Siegerpokale überreichte, freuten sich ebenfalls für die Bereicherung der tristen Jahreszeit mit dieser willkommenen sportlich und touristisch saisonverlängernden Maßnahme.
Schach gespielt - besser gesagt Schach gekämpft wurde auch, denn es verging nicht ein Tag, an dem die 5 Stunden Bedenkzeit nicht ausgeschöpft wurden, so auch am letzten Spieltag, an dem z. B. Dietlind Meinke buchstäblich in letzter Sekunde durch Blättchenfall ihrerseits den Damenpreis (Titel) nicht erringen konnte.
Favorisiert waren die FIDE-Meister Berthold Bartsch aus Forchheim, Titelverteidiger Peter Rahls aus Berlin sowie Ex-Fernschachweltmeister Dr. Friedrich Baumbach aus Berlin. Von den Titelaspiranten konnte sich aber nur Jungsenior Berthold Bartsch durchsetzen und das mit einer glanzvollen Vorstellung, 8,5 Punkte aus 9 Runden!!. Er distanzierte die Gegnerschaft mit 1,5 Punkten Vorsprung. Nur in Runde 7 trennte er sich von Günter Weidlich aus Dresden remis. Er spielte sicher, spektakulär, angriffsbetont und risikobereit. Seine Partie gegen Erich Krueger in Runde 4 ist dabei in Sachen Spielkunst besonders erwähnenswert. Vor der Schlussrunde führte er mit einem Punkt Vorsprung, der Titel war ihm quasi nicht mehr zu nehmen, so dass er die letzte Partie gegen Kurt Schreiber aus Dotzheim frei und mit vollem Risiko spielen konnte. Kurt Schreiber konnte diese Chance aber leider nicht nutzen. Er erkämpfte sich zwar eine gewinnträchtige Stellung, aber die richtige Abwicklung zum Gewinn verpasste er. So beendete Berthold Bartsch das Turnier ungeschlagen.
Platz 2 belegte etwas überraschend die Nr. 17 der Startrangliste Prof. Bruno Müller-Clostermann vom SF Katernberg mit 7 Punkten. Es folgen 10 (!) Spieler mit jeweils. 6,5 Punkten. Die Buchholzwertung und die Feinwertung und in einem Fall sogar das dritte Kriterium - die Anzahl der gewonnenen Partien - musste über die Platzierung entscheiden. Also Buchholzkrimi pur. Günter Weidlich konnte sich durch die Wertung den 3. Platz sichern.
Die Nestorenwertung gewinnt Erich Krueger von den SF Katernberg vor Rolf Bachmann aus Hamm und Heinz Liebert aus Halle. Alle drei Spieler erzielten 6,5 Punkte. Zu erwähnen ist, dass Rolf Bachmann ein sensationelles Turnier gespielt hat. Von Startrangplatz 61 gestartet kam er in der Gesamtwertung auf Platz 6 ins Ziel.
Die Damenwertung gewann Barbara Jacob aus Ochtrup mit 5 Punkten vor Heidrun Bade aus Berlin und der schon erwähnten Dietlind Meinke aus Leck in Schleswig Holstein mit jeweils 4 Punkten. Den Ehrenpokal des Bürgermeisters für den „Besten aus Mecklenburg-Vorpommern“ konnte Horst Krüger aus Ludwigslust mit 6,5 Punkten vor Dr. Christian Schroeder aus Rostock mit 6,0 Punkten gewinnen. Sie belegten damit die sehr guten Plätze 12 und 17 in der Gesamtwertung.
Interessant und spektakulär sind immer die ersten beiden Runden eines Turniers, in der vermeintlich Schwächere gegen die Turnierfavoriten spielen. In diesem Jahr gab es aber keine großen Favoritenstürze. Trotzdem gab es großen Widerstand der „Kleinen“, der nur durch die Routine der „Großen“ gebrochen werden konnte. Achtungszeichen setzten zwei Spieler aus dem Gastgeberland. Peter Micheel aus Graal-Müritz und Klaus Vietinghoff aus Stralsund , Nr. 92 und 96 der Startrangliste, trotzten Heinz Liebert (Nr. 4) und Udo Goy (Nr. 8) in der ersten Runde 1 ein ehrenvolles Remis ab. Dagegen ließ der Titelverteidiger Peter Rahls seinem Vorjahrsgegner der ersten Runde, Gerhard Schulz aus Ludwigslust, wieder in der ersten Runde aufeinandertreffend, dieses Mal keine Chance. Im letzten Jahr trennten sich beide Remis. In Runde zwei besiegte die Nr. 123 Dr. Norbert Knoblach aus Hof die Nr. 19 Andreas Wetjen aus Oldenburg in einer rasanten Kurzpartie.
Was ist sonst noch so interessant an dem Ostseebad Binz. Natürlich die weltbekannte Bäderarchitektur, das milde Ostseeklima und bemerkenswert war, dass in diesem Jahr ein ausgesprochen unauffälliges Wetter mit Wohlfühleffekt herrschte gegenüber den Vorjahren mit Wintereinbruch und Orkanstiefs. So war eine stressfreie An- und Abreise aller Schachspieler in den äußersten hohen Norden gewährleistet. Auch die angekündigte Straßenbaustelle auf der Insel stellte sich in Wirklichkeit als ein ausgesprochen zahmer zahnloser Tiger heraus.
Zum Abschluss dankte die Turnierleitung dem gastgebenden Hotel für die hervorragenden Spiel- und Übernachtungsmöglichkeiten, die ausschlaggebend für die Durchführung eines so hochkarätigen Turniers sind. Den Spielern galt ebenfalls der Dank für den aufgebrachten Kampfgeist und die Fairness, die es auch im Schachsport zu beachten gilt.
Und zu guter letzt konnte Hennig Geibel aus Schleswig Holstein noch vermelden, dass aus dem Kreise der Turnierteilnehmer sich eine Seniorenmannschaft Ü65 formiert hat, die an der kommenden Seniorenmannschafts-Weltmeisterschaft in Dresden 2015 teilnehmen wird. Da wünscht der Turnierleiter natürlich ordentliches Abschneiden!
Gerhard Krüger
Fotos: B. Müller-Clostermann und Klaus Briesemeister
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 19225