1. September 2025
Wie heißt es so schön im Song „Früher“ von Wolfgang Petry, Ende der Achtziger veröffentlicht: Früher gab es Zeppeline, Schalke wurde Meister, auf jedem dritten Hügel blühte bündelweise Edelweiß. Und man konnte mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen. Somit blühte auch das Senioren-Derby. „Dieses Turnier war die Begrüßung der neuen Spieler im Seniorenschach“, sagt Martin Sebastian, der Präsident des Förderkreises der Senioren, über das Jahrgangsturnier für all jene, die in dem Jahr jeweils das Rentenalter erreichten. Eine riesige Schach-Geburtstagsparty – die früher mit einem riesigen Aufwand vorbereitet wurde. Und die nun ihre Daseinsberechtigung verloren hat? Noch wird ums Derby gekämpft.
Was ist das Derby? Seit 2002 findet es in der Lüneburger Heide statt. Es ist gedacht für Spieler und Spielerinnen, die im jeweiligen Jahr ihr 60. Lebensjahr vollenden. Als dieses Turnier aus der Taufe gehoben wurde, war es für fast alle Teilnehmer das erste Seniorenturnier überhaupt. Zahlreiche Schachfreundschaften wurden im Laufe der Zeit dabei geschlossen.
Begründet hatte dieses Turnierformat Seniorenreferent Klaus Gohde. Er machte sich die Mühe, alljährlich 1100 bis 1300 Spielerinnen und Spieler anzuschreiben, die den 60. Geburtstag vor sich hatten. „Wir haben noch gemeinsam die Briefe eingetütet“, erinnert sich Martin Sebastian. Bis zu 69 Startplätze wurden so vergeben. Das Turnier war so umkämpft wie sein klangvoller Name es verspricht. 2018 verstarb Gohde – und seitdem ist vieles nicht mehr so wie früher. Die Briefe gibt es nicht mehr, die Teilnehmerzahl sank – im vergangenen Jahr waren es nur noch acht. Der Aufwand zu groß, der Datenschutz mache die Sache auch nicht leichter, sagt Martin Sebastian: „Wie auch immer Klaus Gohde früher an die Adressen gekommen ist – so einfach ist das heute nicht mehr.“ Und die Rente gibt es mittlerweile auch erst mit 67. Angesprochen wäre nun der Jahrgang 1966.
Dass die Rettung des Derbys dennoch wichtig sei, hatte der in der Senioren-Schachszene tief verwurzelte Henning Geibel angemahnt. Dafür erntete er viel Zuspruch. Aber ob auch alle an einem Strang ziehen? Er fand seltsam, sagt Wolfgang Cleve-Prinz, der engagierte DSB-Referent Seniorenschach, dass der Förderkreis als Ausrichter in diesem Jahr das Derby an den Veranstalter DSB zurückgegeben und ihn in die Pflicht genommen habe – ohne vorher mit ihm in die Kommunikation zu gehen. „Der Förderkreis ist gespannt, ob es dem DSB gelingt, diesem an sich sehr schönen Format, wieder etwas Leben einzuhauchen“, heißt es auf der Webseite. „Damit“, so Cleve-Prinz, „haben wir den Schwarzen Peter. Das finde ich so nicht in Ordnung.“
In der Mitteilung des Förderkreises wird auch deutlich, dass man nun im benannten Zeitraum im Undeloher Hof auf ein Nestorenturnier (17. bis 25. März) setzt. Wobei Sebastian betont, das sei „keine Ersatzveranstaltung“, man sei weiter gesprächsbereit und in der Lage, das Derby parallel auszurichten – es müsste nur eine vertretbare Teilnehmerzahl zusammenkomme, damit sich der Aufwand lohne und die Außenwirkung stimme. Cleve-Prinz sagt, ihm sei auch klar, dass angesichts zuletzt dürftiger Teilnehmerzahlen der Aufwand für ein einzelnes Turnier viel zu groß wäre. Aber er hätte eine andere Lösung bevorzugt: „Da der Förderkreis im November eh schon ein Turnier ausrichtet mit den Gruppen 50+,65+,75+ und sogar 90+ (aktuell drei Teilnehmer), hätte die Option bestanden, dass Seniorenderby, darin zu integrieren.“ Nun muss eine andere Lösung her – sonst stirbt das Derby. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 36771