"Es war okay." Wolfgang Block nimmt Abschied bei einer Deutschen Meisterschaft mit Überraschungseffekt

Gerhard Meiwald

Der DSB-Referent für Seniorenschach veranstaltet in Bad Neuenahr seine letzten deutschen Titelkämpfe - Hans Wagner und Yuri Boidman holen sich Platz eins

Es endete im Grunde wie immer in den vergangenen sechs Jahren: Seniorenreferent Wolfgang Block war auch am Morgen nach dem Turnier noch im Stress. „Eigentlich habe ich keine Zeit zum Telefonieren“, sagte er, „ich muss noch das Material einpacken und dann nach Hause fahren.“ Freitag früh hatte er noch nicht einmal die Zeit gefunden, sein Abschiedspräsent vom Deutschen Schachbund zu öffnen. Ein letztes Turnier, die Deutschen Seniorenmeisterschaften in Bad Neuenahr – und eine Verabschiedung am Donnerstag bei der Siegerehrung durch DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach, die noch einmal Blocks Verdienste würdigte. Nach einem Turnier, das sportlich mit einer Überraschung endete: Der lediglich an Nummer zehn gesetzte Hans Wagner vom SC Stein 1998 sicherte sich Platz eins, konnte sich auch in der letzten Runde der Angriffe von IM Dieter Pirrot, der 2320 Elo und damit 200 Zähler mehr als Wagner auf dem Konto hat, erwehren – und mit einem Remis seinen Vorsprung ins Ziel bringen.

Ein Appell zum Schluss: Das Kirchturmdenken in der Seniorenkommission muss aufhören

Sieben Punkte aus neun Partien. „Wagner hatte keiner auf dem Zettel“, sagte Block über das in der Senioren-Turnierschachszene eher unbeschriebene Blatt, „aber er hat das stark gemacht.“ Er ließ gleich mehrere Titelträger hinter sich. Beste Frau war in dieser Kategorie Britta Leib mit vier Punkten auf Rang 23. In der Ü65-Kategorie setzte sich einer der Favoriten durch: IM Yuri Boidman (7,5 Punkte) vom SC Heimbach-Weis/Neuwied, vor FM Stephan Buchal und FM Ulrich Nehmert, mit jeweils sieben Zählern. Für Boidman, Deutscher Seniorenmeister 2014 und 2022 war es der dritte Erfolg. Beste Frau: WIM Annett Wagner-Michel auf Rang 23 – nur eineinhalb Punkte hinter dem Sieger.

Zum Abschluss noch einmal ein gelungenes Turnier, das allerdings ein wenig unter den Rahmenbedingungen litt. Am vergangenen Wochenende fand auch der „Ahrathon“ statt, eine große Laufveranstaltung – es war nicht leicht für die Spielerinnen und Spieler, an Hotelzimmer zu kommen. Weshalb insgesamt nur 205 Spielerinnen und Spieler dabei waren. Kommendes Jahr in Dresden, davon ist Block überzeugt, dürften es wieder gut und gern knapp 300 werden – so wie auch im letzten Jahr in Bad Wildungen.

Was bleibt aus Sicht von Wolfgang Block nach sechs Jahren im Amt, das er aus gesundheitlichen Gründen (im vergangenen Jahr hatte er einen Schlaganfall) aufgibt? Zuerst die Erkenntnis, dass Senioren-Schachspieler auch in Teilen keine einfache Klientel sind. „Es ist unangenehm, dass ich auch hier wieder gut und gern 20 Leuten bezüglich des Startgeldes hinterherlaufen musste“, sagt er, „und es ist auch ärgerlich, wenn manche sich ihre Teilnahme bis zum letzten Moment offenhalten – das macht es nicht leicht.“ Aber er habe auch viele schöne Momente erlebt: „Wir haben uns im Organisationsteam gut verstanden und gemeinsam an einem Strang gezogen“, sagt er. Sein Fazit fällt also so aus: „Einerseits bin ich froh, dass viele unangenehme Aufgaben jetzt erledigt sind – und andererseits hat es im Team schon großen Spaß gemacht.“ Kurzum: „Es war okay.“ Euphorie hört sich anders an, aber Block wirkt mit sich im Reinen.

Es war nicht immer leicht. Ein Großteil seiner Amtszeit fiel auch in die drastischen Sparmaßnahmen innerhalb des Deutschen Schachbundes. „Man hätte gerne mehr Geld gehabt um mehr zu machen“, sagt er, „aber ich habe natürlich auch die Zwänge des Verbandes erkannt.“ Ohne sie immer alle gut zu finden, was zwischendurch für große Konflikte sorgte – aber die Wogen scheinen mittlerweile geglättet. Was ihn, der Studiums- und berufsbedingt in fünf Bundesländern lebte und für einige Vereine gespielt hat: In der Seniorenkommission herrsche zu viel Kirchturmdenken. „Jeder Landesverband denkt in erster Linie nur an sich, hat seine Interessen im Blick – das muss besser werden.“

Und wie geht es nun für ihn weiter? Natürlich bleibt der 1956 in Schleswig-Holstein geborene Block dem Schachsport erhalten. Man werde ihn nicht ständig auf Seniorenturnieren sehen, er werde aber für seinen Verein in Horrem weiterhin Mannschaftskämpfe bestreiten.

Mit seinem Nachfolger Wolfgang Cleve-Prinz saß Wolfgang Block in Bad Neuenahr schon lange zusammen – eine Übergabe unter Schachfreunden. Er sei sicher, dass der neue Mann es gut machen werde. „Ich drücke ihm fest die Daumen.“ (mw)

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