13. November 2024
Die Anreise ist etwas umständlich. GM Klaus Bischoff und WIM Ingrid Lauterbach, das Schach-Ehepaar aus Frankfurt, fliegt am Freitag nach Funchal auf Madeira – und von dort weiter mit einem kleinen Propellerflugzeug nach Porto Santo. Auf der kleinen portugiesischen Atlantikinsel beginnt am Sonntag, dem 17. November (bis Donnerstag 28.11.) die FIDE-Weltmeisterschaft der Senioren.
Angemeldet haben sich für die drei Turniere mit elf Runden auf Porto Santo (deutsch: Heiliger Hafen) 205 Teilnehmer. Darunter einige, die erst kürzlich bei der EM in Italien erfolgreich waren. Wie die frischgebackene Europameisterin WIM Brigitte Burchardt (Setzlisten-Rang 8 im Frauen-Turnier), die ihre gute Form nutzen möchte, um auch bei der Weltmeisterschaft ganz vorne mitzuspielen. „Ob das klappt, kann man nie sagen“, betont sie vor dem Turnier, „ich will natürlich wieder aufs Treppchen und werde mich auf jede Partie gut vorbereiten – aber auch bei uns Senioren ist das immer eine Frage der Tagesform.“
Auch die beiden EM-Bronze-Medaillengewinner GM Rainer Knaak (Setzlistenplatz zwei und damit einer der Top-Favoriten bei der Ü65) und WFM Mira Kierzek wollen an ihre jüngsten Erfolge anknüpfen.
„Das Teilnehmerfeld ist schon stark“, sagt Klaus Bischoff, mit 2445 Elo nur auf Rang acht gesetzt bei der Ü50, knapp vor GM Frank Holzke (Rang 10). Hinzu kommt: Den Erfolgshunger der Senioren sollte man nicht unterschätzen. „Bei uns Senioren geht es richtig zur Sache“, sagt Burchardt. „Ja, Schach-Senioren sind furchtbar ehrgeizig“, sagt Bischoff. Dann fügt er mit einem Lachen hinzu: „Früher war so eine WM richtig toll und spaßig, weil man sich abends noch zum Skat traf – heute gehen viele nach dem Essen auf ihre Zimmer, weil sie sich noch vorbereiten wollen.“ Ran an den Computer – für die Medaillenjagd.
Klaus Bischoff und Gattin Ingrid Lauterbach gehen es langsamer an. Die Präsidentin des Deutschen Schachbundes möchte auf der Insel auch mal ein bisschen abschalten vom zuletzt sehr stressigen Amt mit vielen Terminen. Die Prognosen sagen 23 Grad voraus, viel Sonne. „Da muss morgens eine halbe Stunde Schwimmen drin sein“, so Bischoff, „der Gang zum Strand ist außerdem für mich auch eine Form der Vorbereitung auf die Partien.“
Mancher, der die Hintergründe nicht kennt, wird sich beim Blick aufs Teilnehmer-Tableau übrigens wundern: Klaus Bischoff tritt unter deutscher Flagge an, Ingrid Lauterbach unter englischer. Dazu gab es zuletzt unter einigen Schach-Senioren durchaus Diskussionen, wie das denn sein könne: Die deutsche Verbandspräsidentin im englischen Team? Ganz einfach, hat Lauterbach mit jenen Sätzen gekontert, die sie schon bei ihrem Antritt 2023 gewählt hat: Jeder wisse, dass sie einst auf der Insel gelebt habe und schon lange in Teamwettbewerben für England antritt. „Und nun ist es eben wie es ist. Wem das nicht gefällt, dem habe ich schon vor meinem Antritt gesagt, er solle mich dann halt nicht wählen.“ Klaus Bischoff formuliert es so: „Ich empfand es damals angenehm, wie wenig das thematisiert wurde vor der Wahl. Dass dann in diesem Jahr plötzlich Diskussionen darüber aufkamen, finde ich großen Quatsch.“ Kurzum: „Wir werden beim Abendessen mal bei den Deutschen sitzen – und auch mal bei den Engländern.“ Vielleicht haben die sogar mehr Sitzfleisch für ein Kartenspiel danach... (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 36194