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Tagesberichte aus Templin

12. September 2018

Ahorn Seehotel Templin

Gerhard Meiwald berichtet von der Deutschen Senioren-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände.

Eröffnung und 1. Runde

Erstmals waren die Landesverbände aufgerufen, jeweils bis zu 2 Mannschaften in den Alterskategorien 50+ und 65+ zu entsenden.

Nachdem die Deutsche Senioreneinzelmeisterschaft in Hamburg vor wenigen Wochen in beiden Kategorien mit einem durchaus erfolgreichen Teilnehmerfeld gestartet war, hatten sich die Veranstalter einen ähnlichen Erfolg auch für die Mannschaftsmeisterschaften versprochen. Seniorenreferent Gerhard Meiwald konnte seine Enttäuschung bei der Eröffnung kaum unterdrücken, als er lediglich 16 Mannschaften in der Kategorie 65+ und 7 Mannschaften in der 50+ begrüßen durfte. Insbesondere das Fehlen eines großen Landesverbandes wie Hessen, den letztjährigen Vizemeister, stieß auf einiges Unverständnis.

Dass man das Ausbleiben einer größeren Anzahl von Mannschaften den angereisten und teilnehmenden ja nicht anlasten konnte, führte ja dann doch auch zu einigen erfreulichen Aspekten. Dass einer der kleinsten Landesverbände, Schleswig-Holstein, mit den üblichen 2 Mannschaften in der 65+ antrat und daneben auch noch zum ersten mal in der langen Geschichte der Meisterschaft der Landesverbände in der 50+ mit einer kompletten Frauenmannschaft, war ein Novum.

Dass sich in der ersten Runde die Favoriten die Butter nicht vom Brot nehmen ließen, durfte man erwarten. Dass es aber dennoch auch schon kleine Überraschungen gab, hatte man den beiden Schleswig-Holsteiner Teams zu verdanken. Die unermüdlichen Mitstreiter aus Mecklenburg-Vorpommern um den Referenten Gerhard Krüger konnten sich gegen die Erstvertretung von Schleswig-Holstein mit 2,5:1,5 in Szene setzen. Im Gegenzug konterte Schleswig-Holstein II mit einem 2:2 gegen die favorisierten Berliner.

In der 50+ befinden sich fast alle Teams im Mannschaftsrating auf Augenhöhe, so dass man nicht unbedingt von topgesetzten Favoriten ausgehen kann. Das Württemberger Team, das sich in dieser Runde den Tag mit einem Ausflug um den schönen Lübbesee gestalten konnte, durfte dennoch drei klare Siege von den Mitkonkurrenten Hamburg, Rheinland Pfalz und NRW zur Kenntnis nehmen.

2. Runde

In der 2. Runde hatte es Titelverteidiger Baden I mit Bayern I zu tun. Die erste Entscheidung fiel am 4. Brett zwischen Rainer Öchslein und FM Clemens Werner, die sich in einem Turm/Bauern-Endspiel auf Remis einigten. Als kurze Zeit später Christoph Herbrechtsmeier gegen Walter Strobel einzügig eine Springergabel übersah, die zu Figuren und Partieverlust führte, fuhr dem Favoriten der Schreck in die Glieder. Der deutsche Seniorenmeister Gerhard Kiefer lehnte daraufhin konsequenterweise das Remisangebot von Arkadiy Urytskyy ab, ehe er nach ausgekämpfter Partie dem Remisschluss nicht mehr ausweichen konnte. Die Verantwortung lag also bei IM Mihail Nekrasov der mit seiner ausgefeilten Endspielführung Karl-Heinz Jergler den ganzen Punkt abnahm und damit das Ergebnis ausgleichen konnte. Der erste Dämpfer für den Titelverteidiger.

Auch die Nr.2 der Setzliste NRW musste gegen die an 7 gesetzten Bremer eine schwere Aufgabe erfüllen. Am 1. Brett mussten die Seniorennationalspieler FM Jefim Rotstein gegen FM Stephan Buchal die Klingen kreuzen. Als sich Rotstein in einem Turm/Bauernendspiel einen Bauernvorteil erspielte, war die Partie entschieden. An Brett 4 hatte sich Helmut Haselhorst mit Zugwiederholung gegen Karsten Ohl auf Remis verständigt. Den Ausgleich für Bremen besorgte Klaus Rust-Lux gegen Helmut Hassenrück, dem er im Mittelspiel einen lebenswichtigen Zentralbauern abnehmen konnte. Die entscheidende Partie, die noch den Sieg für eine Mannschaft bedeuten konnte zwischen IM Boris Khanukov und Prof. Dr. Reiner Franke, ließ nach über 50 Zügen und Damentausch dann auch diesen Mannschaftskampf mit einer Punkteteilung ausklingen.

Die dritte Punkteteilung ergab sich an Tisch 3 zwischen Württemberg und Niedersachsen. Im Unterschied zu den ersten beiden Tischen fand jedoch jede
Partie einen Sieger.

Die Überraschungsmannschaften der Stunde sind Schleswig-Holstein II + I. Schleswig-Holstein II besiegte Mecklenburg-Vorpommern mit 3:1 und Schleswig-Holstein I musste sich gegen Berlin geschlagen geben. Deswegen findet sich SH II mit 7 weiteren Mannschaften alle 3 Punkte an der Tabellenspitze wieder, während sich SH I mit 0:4 am Tabellenende einsortiert.

In der Gruppe 50+ setzt sich Rheinland–Pfalz mit einem Sieg gegen die Schleswig-Holsteiner Damen mit 3:1 durch und übernimmt mit 4:0 die Tabellenspitze. Württemberg gewinnt 2,5:1,5 gegen Hamburg und dürfte schärfster Verfolger des Tabellenführers werden.

3. Runde

In der 3. Runde kommt es am 1. Tisch zum Bruderkampf Baden I gegen Württemberg I. Der besondere Reiz liegt auch darin, dass hier schon immer der Hauch von Endspiel mitschwingt, weil beide ja schon wechselweise den Titel nach Hause tragen konnten. Die Duplizität eines fast schon tragischen Ereignisses ereilt Titelverteidiger Baden an Brett 4, als FM Clemens Werner - wie Christoph Herbrechtsmeier am Vortag - im Mittelspiel schlicht eine Figur und damit die Partie einstellt. Die Remisen von IM Mihail Nekrasov an Brett 1 und FM Christioph Herbrechtsmeier an 3 legen die ganze Verantwortung auf den frischgebackenen Deutschen Seniorenmeister Gerhard Kiefer, in der Partie gegen Josef Gabriel doch noch den Ausgleich zu erzielen. Diese Aufgabe bewältigte der Seniorenmeister aber schon mit bewundernswerter Ruhe und Gelassenheit und verwertete einen Mehrbauern mit präziser Endspieltechnik.

Vermutlich etwas leichter haben es die Nordrhein-Westfalen gegen Schleswig-Holstein II. Nachdem Helmut Hassenrück und Helmut Haselhorst ihre Aufgaben - wenn auch mit dem notwendigen Quäntchen Glück - erledigt hatten, sollte der Mannschaftssieg von den beiden Schwergewichten an den Spitzenbrettern schon erledigt werden. FM Jefim Rotstein erledigte diese Aufgabe gegen Prof. Dr. Joachim Kornrumpf auch wenn der sich tapfer wehrte. Den Ehrentreffer für die Underdogs erzielte Hans-Adolf Dittmann, der sich nach wechselhaftem Partieverlauf den IM-Skalp von Boris Khanukov an den Gürtel hängen durfte.

Am 3. Tisch mussten sich die Niedersachsen gegen Berlin 3:1 geschlagen geben, nachdem eine sehr kurzfristige Erkrankung nicht mehr durch einen Ersatz auszugleichen war. An Tisch 4 konnte Bayern I gegen Bremen an den Brettern 3+4 den Kampf nach verdient herausgespielten Siegen von Walter Strobel und Rainer Öchslein mit 2,5:1,5 für sich entscheiden.

Etwas überraschend, wenn auch nicht unverdient liegt Baden II plötzlich nach dem heutigen Sieg gegen Mecklenburg-Vorpommern gleichauf mit Baden I und darf dann in der 4.Runde gleich beweisen, wer von beiden den Titel Baden I zu Recht trägt.

In der Gruppe 50+ konnte Christian Beyer für Württemberg gegen Guido Neuberger Rheinland Pfalz den entscheidenden Punkt erzielen und damit die Tabellenspitze übernehmen. Sachsen-Anhalt fügt den Frauen aus SH mit 3:1 die dritte Niederlage bei. Nach einem unzulässigen Ton auf seinem nicht ausgeschalteten Mobilfunkgerät musste Rolf Zimmermann auf seine Kappe nehmen, dass seine Nordrhein-Westfalen gegen Bayern sich mit einem 2:2 zufrieden geben mussten. Das ihm diese verdiente Null ausgerechnet von seinem Seniorenreferenten Wolfgang Block, der als Stellvertretender Hauptschiedsrichter fungiert, verabreicht wurde, zeigt nur, das Fairness in unserem Sport zu Hause ist.

4. Runde

In der 4. Runde müssen die Berliner ihrem Höhenflug Tribut zollen. Gegen die favorisierten Nordrhein-Westfalen gelingt lediglich Norbert Sprotte ein halber Punkt gegen Helmut Hassenrück. FM Jefim Rotstein zieht mit seinem 4. Sieg in Folge, heute gegen Manfred Witte, unbeirrt seine Bahnen. Auch IM Boris Khanukov wollte seine gestrige Niederlage schnell vergessen machen und bezwang Rainer Albrecht, und auch Helmut Haselhorst ließ Thomas Glatthor keine Chance. Eine deutliche Ansage der NRWler auf die diesjährige Titelvergabe.
Die Entscheidung, wer in Baden die Nr.1 für sich beanspruchen darf, überließen die ersten 3 Bretter mit Remisschlüssen FM Clemens Werner und Bernd Fugmann. Der FIDE-Meister behielt die Nerven und das bessere Ende für sich und ließ damit die Badener Welt wieder in Ordnung erscheinen. Das gleiche gelang der 1.Mannschaft von SH, die ihre 2.Mannschaft mit 3:1 in die Schranken verweisen konnte. Bayern I und Württemberg konnten sich mit ihrem 2:2 nicht besonders auszeichnen, aber zumindest sind sie mit 6 und 5 Mannschaftspunkten noch im Verfolgerfeld.

In der 50+ hat Württemberg mit einem 3,5 : 0,5 gegen Sachsen-Anhalt seine Titelambitionen unterstrichen und liegt mit 6:0 an der Tabellenspitze. Die Damen von Schleswig-Holstein standen gegen NRW kurz vor ihrem ersten Mannschaftspunkt, bevor sich Dietlind Meinke gegen Mihail Bogorad doch noch geschlagen geben musste. Rheinland-Pfalz setzt sich mit einem Sieg gegen Hamburg an die 2.Stelle.

5. Runde

In der 5. Runde schlägt die Stunde der Wahrheit. NRW muss sich dem Titelverteidiger Baden stellen. Ein schnelles Großmeisterremis an Brett 1 ist sicher Plan der Badener, die ersten beiden Bretter zu neutralisieren und dann das vermeintliche Übergewicht von den FIDE-Meistern Herbrechtsmeier und Werner an 3 und 4 auszunutzen. Der Plan scheint schnell in Erfüllung zu gehen. FM Clemens Werner kommt mit einer Opferserie zu einem Mattangriff,
den sich Helmut Haselhorst aber nicht mehr zeigen lässt.
An Brett 2 kommt es zu einem Schwerfigurenendspiel von Dame und 5 Bauern gegen Türme und 2 Bauern, das der Deutsche Seniorenmeister Gerhard Kiefer mit der Dame meisterhaft zu seinen Gunsten entscheidet. Alle Bemühungen von Helmut Hassenrück, seine leicht bessere Stellung gegen FM Christoph Herbrechtsmeier gewinnbringend zu verwerten, werden von diesem erfolgreich unterbunden. Der Titelverteidiger kehrt zurück in die Erfolgsspur und erobert die Tabellenspitze.

In der Verfolgerpartie zwischen Berlin und Bayern I kommt es zu einer vierfachen Punkteteilung. Bayern bleibt auf Tuchfühlung. Mit einem deutlichen Sieg von 3,5:0,5 gegen Baden II kann sich Bremen im direkten Verfolgerfeld zurückmelden. Dasselbe gelingt Württemberg wenn auch mit einem etwas knapperen Siegergebnis gegen Sachsen.

In der 50+ ruft Hamburg erstmals sein volles Leistungsvermögen ab und siegt deutlich mit 3,5:0,5 gegen Sachsen-Anhalt. Tabellenführer Württemberg genügt ein Sieg von Christian Beyer gegen Heinrich von Bülau, um die Nordrhein-Westfalen mit 2,5:1,5 zu schlagen und unangefochten die Spitze mit 8:0 Mannschaftspunkten zu verteidigen. Die Damen von Schleswig-Holstein sammeln zwar unverdrossen einen halben Brettpunkt nach dem anderen, aber auch gegen Bayern müssen sie sich mit 1:3 geschlagen geben.

6. Runde

In der 6. Runde bleibt der Titelverteidiger Baden in der Erfolgsspur. Gegen Bremen war die Marschroute klar gesetzt. IM Mihail Nekrasov musste FM Stephan Buchal neutralisieren, um die notwendigen Punkte für einen Mannschaftssieg dann ab Brett 2 zu realisieren. Stephan Buchal war um seine Aufgabe wahrhaftig nicht zu beneiden, denn er musste mit den schwarzen Steinen Gewinnversuche unternehmen. In einer ausgeglichenen Stellung zwang Nekrasov ihn zu einer Zugwiederholung, der er nur bei Strafe des eigenen Untergangs hätte ausweichen können. Gerhard Kiefer, in diesem Turnier noch ohne schachliche Titelbezeichnung, ließ Prof. Dr. Reiner Franke keine Chance und machte seinen 5. Punkt aus 6 Partien. Auch FM Christoph Herbrechtsmeier erfüllte die gestellte Aufgabe und konnte gegen Klaus Rust-Lux den gewünschten Punkt für Baden erzielen. Die letzte laufende Partie von FM Clemens Werner gegen Karsten Ohl spielte nur noch eine Rolle für die bei der Endabrechnung wichtige Brettpunktezahl. In einem Doppelturm-Springerendspiel mit jeweils 7 Bauern auf dem Brett waren wechselseitige Gewinnchancen nur schwer zu finden. Als Karsten Ohl unvorsichtig die Bauernstellung öffnete, nutzte der FIDE-Meister seine Chance und schraubte das Endergebnis auf die erhofften 3,5 Brettpunkte.

Im Verfolgerduell NRW gegen Bayern I bewies die 2. Mannschaftshälfte von NRW, dass sie ihre Nominierung in NRW zu Recht verdienten. Den ersten Punkt erzielte Helmut Haselhorst gegen seinen nominell stärkeren Gegner Rainer Öchslein. IM Boris Khanukov kam am 2. Brett gegen Arkadiy Urytskyy nicht über ein Remis hinaus. Den entscheidenden Punkt erzielte Helmut Hassenrück gegen Walter Strobel, ehe FM Jefim Rotstein mit einem Sieg gegen Karl-Heinz Jergler den Schlusspunkt setzte.

Im weiteren Verfolgerduell konnte sich Württemberg mit 3,5:0,5 gegen Berlin durchsetzen. Etwas misslich für Berlin, dass ihr Spitzenbrett Manfred Witte krankheitsbedingt nicht antreten konnte. Erneut gelang lediglich Norbert Sprotte gegen Walter Wolf eine Punkteteilung.

In der 50+ musste der bisher ohne Punktverlust amtierende Tabellenführer Württemberg gegen Bayern die erste Punkteteilung hinnehmen. Der einzige Verfolger Rheinland Pfalz konnte mit einem 3:1 Sieg gegen Sachsen-Anhalt den Anschluss halten. Hamburg konnte sich mit einem knappen 2,5:1,5-Sieg gegen NRW immerhin auf Platz 3 vorarbeiten. Dass das heute spielfreie Damenteam aus Schleswig-Holstein in der letzten Runde den führenden Württembergern noch den Titel verderben wird, ist vermutlich eher theoretischer Natur, auch wenn die Rheinland-Pfälzer sicher alle verfügbaren Daumen drücken werden. Spannender vielleicht die Frage um Platz 2 und 3 bei der Endabrechnung. Denn im Endspurt könnte Hamburg den Rheinland-Pfälzern bei einer Niederlage gegen NRW noch beachtlich in die Suppe spucken.

Turnierseite: dsenmm.de

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// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 23254

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