29. Juni 2025
Die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Blitzschach (DBMM) ist Geschichte, die Aktualisierung unserer Turnierseite mittlerweile erfolgt. Im Nachhinein bewertet Lars Tiedemann, Vorsitzender der SG Bünde, die von seinem Verein "mit viel Freude und Motivation" angegangene Organisation der Titelkämpfe als großen Erfolg. "Viele teilnehmende Vereine haben ein tolles, positives Feedback gegeben." Auch wenn die Meisterschaften in Bünde aufgrund des nahezu zeitgleichen Hypes um München 2025 etwas untergegangen sind, so ist die SG Bünde doch zurecht stolz darauf, es "durch eine tolle Vereinsleistung geschafft" zu haben, "ein super Turnier zu organisieren und durchzuführen", betont Lars Tiedemann. Auch DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach sagt: "Hervorragend, was die SG Bünde hier auf die Beine gestellt hat. Für den DSB ein weiterer Beweis, dass er sich auf seine Ehrenamtlichen an der Basis verlassen kann."
Die Schachgemeinschaft Bünde, ein Verein aus einer Kleinstadt im nordöstlichen Teil von Nordrhein-Westfalen, wurde 1945 gegründet und damit in diesem Jahr 80 Jahre alt. Aus diesem Anlass bewarb sich der Verein um die Ausrichtung der 41. Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Blitzschach - und bekam im letzten Jahr den Zuschlag. Die Idee dazu entstand bereits zweieinhalb Jahre vor dem Jubiläum. Austragungsort des Turniers war die Tanzschule Marks, ein seit 1912 in dritter Generation bestehendes Familienunternehmen im Norden Bündes. "Der Schachsport in einem Tanzhaus ist schon etwas Besonderes", so Tiedemann. Die Vorfreude auf das Turnier war entsprechend groß, wie die SG Bünde in ihrem Bericht schreibt:
Als dann letztes Jahr die Zusage vom DSB kam, war die Vorfreude groß und ein Orga-Team wurde zusammengestellt, um ein großartiges Turnier zu organisieren. T-Shirts wurden gedruckt, ein Fotograf wurde gebucht, Werbung in der Tageszeitung geschaltet. Das Lokalradio (Radio Herford) und die Lokalpresse (Neue Westfälische) berichteten in der Vorberichterstattung.
Mit Vasyl Ivanchuk brachte der Deutsche Blitzmeister von 2023, der SC Remagen-Sinzig, einen Weltklassespieler mit nach Bünde. Ivanchuk war nicht nur Blitzschachweltmeister 2007 und Schnellschachweltmeister 2016, sondern auch mehrere Male die Nummer zwei in der Welt, zuletzt 2007. Der 56-jährige Ukrainer gehört seit 2019 wieder dem Verein an, nachdem er bereits von 2004 bis 2016 dort aktiv war. Vasyl ist "gespickt mit zahlreichen Erfolgen, die man an dieser Stelle gar nicht alle aufzählen kann. [Er] stand den vielen Autogrammwünschen und für Selfies gerne zur Verfügung" schreiben die Bünder in ihrem Bericht.
Ivanchuk wurde mit 20:5 Punkten bester Spieler am ersten Brett. Doch allein das hätte Remagen-Sinzig nicht zum zweiten Blitztitel gereicht. Drei weitere Großmeister vervollständigten das Quartett und sie punkteten ähnlich stark wie ihr Spitzenbrett: Antonios Pavlidis wurde mit 18½/25 bester Spieler an Brett zwei, Lukasz Cyborowski mit 21/25 bester Spieler an Brett drei und Pawel Jaracz hätte mit 20½/25 dieses Prädikat auch verdient gehabt. Sebastian Poltorak (Sfr. Berlin) und Vitalii Gryshko (Sfr. Wolfhagen) hatten an Brett vier am Ende aber einen halben Punkt mehr als Jaracz erbeutet.
Der SC Remagen-Sinzig zeigte eine homogene Gesamtleistung und holte sich mit 44:6 Mannschafts- und 80 Brettpunkten verdient die Meisterschaft. "Die Freude war bei den Spielern und Mannschaftsführer Peter Noras riesengroß" schreibt der neue Deutsche Meister auf seiner Website. Und Ivanchuk soll kommende Saison in der zweiten Bundesliga zum Einsatz kommen.
Pl. | Mannschaft | MP | BP | SoBe | S | R | N |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | SC Remagen-Sinzig | 44 | 80,0 | 496,00 | 22 | 0 | 3 |
2 | SG Solingen | 42 | 72,5 | 460,50 | 20 | 2 | 3 |
3 | SF Berlin | 42 | 71,5 | 497,00 | 19 | 4 | 2 |
4 | Hamburger SK | 37 | 66,5 | 368,00 | 18 | 1 | 6 |
5 | Sfr. Wolfhagen | 37 | 66,0 | 383,50 | 16 | 5 | 4 |
6 | SC Heimbach-Weis/Neuwied | 36 | 68,5 | 390,50 | 16 | 4 | 5 |
7 | SG Porz | 36 | 61,5 | 368,00 | 17 | 2 | 6 |
8 | SV Werder Bremen | 35 | 64,0 | 374,00 | 17 | 1 | 7 |
9 | Bochumer SV 02 | 32 | 63,5 | 311,50 | 15 | 2 | 8 |
10 | SK Doppelbauer Kiel | 32 | 59,0 | 322,50 | 15 | 2 | 8 |
11 | SC Eppingen | 30 | 58,0 | 266,50 | 14 | 2 | 9 |
12 | FC St. Pauli | 30 | 56,5 | 269,00 | 13 | 4 | 8 |
13 | TSV Schott Mainz | 28 | 53,5 | 279,00 | 12 | 4 | 9 |
14 | HSK Lister Turm | 25 | 53,0 | 222,00 | 9 | 7 | 9 |
15 | ESV Nickelhütte Aue | 23 | 47,5 | 206,00 | 8 | 7 | 10 |
16 | Heilbronner SV | 19 | 47,0 | 162,00 | 7 | 5 | 13 |
17 | SK KS Iserlohn | 18 | 42,5 | 137,00 | 8 | 2 | 15 |
18 | SG Bünde | 18 | 40,0 | 125,00 | 7 | 4 | 14 |
19 | SV Mülheim Nord | 18 | 36,5 | 147,50 | 6 | 6 | 13 |
20 | SC Kreuzberg | 16 | 41,0 | 121,00 | 6 | 4 | 15 |
21 | SC Böblingen | 15 | 40,0 | 114,50 | 6 | 3 | 16 |
22 | SC Untergrombach | 13 | 37,0 | 67,00 | 6 | 1 | 18 |
23 | SC Turm Illingen | 11 | 29,5 | 82,50 | 4 | 3 | 18 |
24 | SG Aufbau Elbe Magdeburg | 10 | 26,0 | 65,00 | 3 | 4 | 18 |
25 | SG Bünde 2 | 3 | 10,0 | 5,50 | 1 | 1 | 23 |
26 | SV Schott Jena | 0 | 9,0 | 0,00 | 0 | 0 | 25 |
Der ESV Nickelhütte Aue bereitete sich mit einem Teammeeting auf die kommende Aufgabe vor. Am Ende reichte es trotzdem "nur" zu Platz 15. Und das trotz eines Sturmlaufes von Mannschaftsführer Cliff Wichmann, der mit 10½/11 das Turnier abschloß:
Am Nachmittag, nach einer Stärkung mit Chili con Carne, war unser Mannschaftsleiter einfach nicht mehr zu stoppen.
Die SG Bochum war eine von drei Mannschaften (die anderen waren die Schachfreunde Berlin und der SC Heimbach-Weis Neuwied) die Remagen-Sinzig besiegen konnten:
Der Sieger Remagen wurde von uns klar geschlagen – auf dem Papier nur 2,5 – aber Schach-Legende Vasyl Ivanchuk stand total verloren und rettete sich wundersam in einem verlorenen Turmendspiel gegen Anatole [Vlachos] noch ins Remis. Rafael [Friedman] gewann überzeugend durch einen Doppelangriff. Achim [Illner] gab in klar besserer Stellung remis gegen GM Jaracz - und Tobias [Jugelt] ebenfalls sicheres Remis.
Der SC Kreuzberg kam als Nachrücker zur DBMM. Constantin Vogel (7½/18 an Brett 5) schrieb darüber einen emotionalen Bericht, aus dem wir zitieren:
Großes Kompliment dabei an die Ausrichter in Bünde: Statt in einer alten Schulturnhalle durften wir in einem Tanzlokal mit reichlich Platz, Licht und Luft spielen. Obendrein gab es ein ordentliches Catering und ein effizientes, aber freundliches Schiedsrichterteam – was will man mehr? Naja, vielleicht noch gegen gute Gegner Schach spielen. [...] Blitzschach ist dabei ein ganz besondere Angelegenheit: Ist man geistig gerade nicht bei der Sache oder müde, mag man das im klassischen Schach mit Eröffnungstheorie und Zeitverbrauch kompensieren können, ist aber im Blitz aufgeschmissen. Umgekehrt ist Material im Blitzschach nicht annähernd so wichtig wie im klassischen Schach und oft noch ein Comeback möglich. Blitz ist damit emotional und auch konditionell ein wilder Ritt, insbesondere, wenn man über 20 Partien in Folge spielt.
Werder Bremen erreichte den achten Platz und in der Mannschaft ragten besonders die beiden Spitzenbretter Sachar Jefymenko und Collin Colbow heraus. Letzterer zeigt in seinem Bericht auf der Werderseite noch einmal das "Highlight" seines Schaffens:
Ein Highlight der 15. Runde gab es aber, denn ich konnte einen schönen Sieg mit Weiß gegen Großmeister Loek van Wely erzielen. Die Partien wurden zwar nicht live übertragen, aber ich erinnerte mich heute beim Schreiben des Berichtes noch an alle Züge.
(fb/mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - Spielbetrieb // ID 11620