Der DSB verliert einen erfahrenen Internationalen Schiedsrichter

Ingrid Schulz

Nach langer, schwerer Krankheit ist Matthias Möller am 9. Juli 2020 im Alter von 60 Jahren verstorben.

Matthias war Internationaler Schiedsrichter und Internationaler Organisator. Die Tätigkeit als Schachschiedsrichter hatte eine besondere Bedeutung in seinem Leben. Als Schiedsrichter war er bei der Blitz- und Schnellschach-Weltmeisterschaft 2015 in Berlin, bei der Schacholympiade 2008 in Dresden, bei verschiedenen Behinderten- und Seniorenweltmeisterschaften sowie 14 Jahre bei der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft aktiv dabei. Außerdem hat er unzählige Bundesligakämpfe geleitet und an der Übersetzung der FIDE-Regeln mitgewirkt. Vom Deutschen Schachbund wurde er mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

Neben seiner Tätigkeit als Schiedsrichter war Matthias Landesspielleiter von Berlin und Vorsitzender des Schach-Clubs Kreuzberg.

Aufgrund eines Trauerfalls in seiner Familie musste er 2013 Berlin verlassen und kehrte in seine Heimatstadt Herford zurück. 2016 erkrankte Matthias schwer und lebte in den letzten Jahren mit einem Kunstherz. Daher war es ruhig um ihn geworden. Ein vielleicht lebensrettendes Spenderherz hat er leider nicht erhalten. Gute Freunde (u.a. Jürgen Kohlstädt, Ralf Schreiber und Jens Wolter) standen Matthias in dieser schweren Zeit zur Seite und besuchten ihn in den letzten Jahren regelmäßig. Nun hat Matthias seinen Kampf leider verloren – und wir im DSB einen erfahrenen Internationalen Schiedsrichter. Matthias, wir behalten Dich immer in guter Erinnerung.

DSB-Schiedsrichterkommission

Erinnerungen an einen Freund

Von Jürgen Kohlstädt

Ich lernte Matthias im Januar 1987 in Fulda bei der Tagung der Bundesspielkommission kennen. Er wurde dort von Dieter Kapschies vorgestellt, der sein Gönner und bis dahin Vorgänger in Berlin war. Kapschies kandidierte im April nicht mehr in Berlin als Landesspielleiter. Dort wurde dann Matthias gewählt. Mit Matthias verband mich eine Freundschaft an der „langen Leine“. Wir verabschiedeten in drei aufreibenden Kommissionssitzungen die neue Turnierordnung der Oberliga-Nord (es mussten ja zwei neue Landesverbände eingebunden werden). 1991 gab Matthias sein Amt in Berlin auf und zog vorübergehend nach Irland, kehrte aber zurück und wurde wieder Spielleiter in Berlin bis 2010. Wir hatten in all diesen Jahren einen freundschaftlichen Kontakt miteinander, der mich dazu bewog, Matthias 2003 zu bitten, im Team der damals neuen DSAM als Schiedsrichter mitzumachen. Selbst als ich 2011 selbst einen großen persönlichen Verlust erlitt, stand Matthias mir bei, indem er mich einlud, ein paar Tage bei ihm und seinen Eltern in Herford zu verbringen, die ich auch danach des Öfteren besuchte. 2013 verstarb sein Vater. Matthias nahm dies zum Anlass, seine Zelte in Berlin abzubrechen und wieder nach Herford zu ziehen, um seine Mutter zu unterstützen.

Dann 2016 die schlimme Nachricht, dass Matthias einen schlimmen Herzinfarkt erlitten hatte. Mit Jens Wolter, der auch mit Matthias befreundet war, fuhren wir nach Herford. Leider lag Matthias zu diesem Zeitpunkt noch im Koma. Von da an fuhren Jens und ich regelmäßig nach Herford um Matthias zu besuchen. Wir erlebten mit, wie sehr er auf ein Spenderherz wartete. Am 9. Juli 2020 wurde dieses Warten abrupt beendet.

Matthias, wir vermissen Dich.

Das Foto links zeigt Matthias Möller (ganz rechts) bei der Deutschen Senioren-Einzelmeisterschaft 2013. Das rechte Foto zeigt die Schiedsrichter der Blitz- und Schnellschach-Weltmeisterschaften 2015. Matthias Möller ist der Fünfte von links.

Nachruf beim SC Kreuzberg | Nachruf von Ralf Schreiber: Facebook / Schach-Ticker