31. Mai 2018
Während im Fussball der Mitropa Cup mangels Interesses bei Vereinen und Zuschauern schon lange nicht mehr existiert, floriert der Wettbewerb im Schach weiterhin. Die Miterfinderin des schachlich geprägten Mitropa Cups ist die Österreicherin Gertrude Wagner (1925 - 2009), die lange Zeit mit ihrem Mann Karl die einzigen lizensierten Schachschiedsrichter weltweit waren. Das Ehepaar Wagner sowie der Mitgründer Kurt Jungwirth (damals Präsident des Österreichischen Schachbundes) orientierten sich bei der Premiere 1976 in Innsbruck an dem damals noch populären Fussballwettbewerb und übernahmen auch den Namen. In den folgenden 20 Jahren organisierte Wagner den Wettbewerb für die Ländermannschaften Mitteleuropas.
Für die deutschen Auswahlteams ist der Mitropa Cup das mit Abstand erfolgreichste Mannschaftsturnier, wovon auch die zahlreichen Trophäen in der Geschäftsstelle des Deutschen Schachbundes ein Zeugnis ablegen. Das 36 mal ausgetragene offene Turnier gewann Deutschland sieben Mal und ist zusammen mit Jugoslawien Rekordsieger. Unsere Frauen konnten den Pokal zweimal mit nach Hause nehmen, wobei der Frauenwettbewerb seit 2002 erst vierzehn Mal durchgeführt wurde.
Die gestern während des technischen Meetings erfolgte Auslosung bescherte den Männern (oder besser Open-Spielern?!) Slowenien und den Frauen Kroatien in der ersten Runde heute ab 15 Uhr. Ein Novum ist die Nominierung von Elisabeth Pähtz für beide deutsche Mannschaften! Im Open ist sie an Brett 5 aufgestellt, bei den Frauen an Brett 1. Wir sind gespannt wie Bundestrainer Dorian Rogozenco die beste deutsche Schachspielerin platzieren wird.
Favorit im offenen Turnier ist Gastgeber Italien, das mit GM Daniele Vocaturo den einzigen 2600er im Aufgebot hat. Auch der Rest der Mannschaft ist mit durchweg 2500ern sehr gut besetzt.
Interessant ist auch die Aufstellung der Ungarn. Dort sitzt mit GM Oliver Mihok ein 24-Jähriger am ersten Brett, der in Rüdersdorf bei Berlin zu einem starken Schachspieler heranwuchs und seinen Vater Laszlo, der immerhin FIDE-Meister ist, an Spielstärke bald überholte. Noch heute sind beide in Deutschland aktiv, der Vater in Berlin, der Sohn in Erfurt.
Im Frauenturnier wird es wohl auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Gastgeber und Deutschland hinauslaufen, vorausgesetzt beide Mannschaften können ihr Potential ausschöpfen. Gespannt dürfen wir auch auf Slowenien sein, das mit einer ausgeglichenen Mannschaft an den Start geht.
Veranstalterseite | DSB-Turnierseite (mit allen Paarungen) | Mitropa Cup in der Wikipedia
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - Nationalmannschaft // ID 23169