5. August 2022
Bundestrainer Yuri Yakovich ist endlich auch in Indien angekommen. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er bisher unsere Frauennationalmannschaft nur aus der Ferne vorbereiten. Am Ruhetag stieß er als Letzter nun zur deutschen Delegation in Indien und löste damit womöglich einen Knoten im Team um Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz. Gegen die türkische Mannschaft setzten die deutschen Frauen ein 3,5:0,5-Ausrufezeichen, obwohl drei der vier talentierten jungen Gegnerinnen von Trainerlegende Adrian Mikhalchishin ausgebildet und betreut werden. Auch bei den Männern lief es rund: Im Spitzenduell gegen Serbien gelang ein 2,5:1,5-Sieg.
Den Auftakt bei den Frauen machte Josefine Heinemann am zweiten Brett. Sie konnte ihre Partie lange Zeit in der Waage halten. Kurz vor der Zeitkontrolle gab sie ihrer Gegnerin die Möglichkeit, die Züge zu wiederholen und so die Partie zu beenden – was auch überraschenderweise angenommen wurde. Warum Josefine mit diesem halben Punkt sehr zufrieden war, erklärt sie hier:
Kurz nach ihrem Remisschluss - kurze Einschätzung von @JosefineHeinem4 zu ihrer Partie und dem Kampf der deutschen Frauen!#chessolympiad #chesschennai2022 pic.twitter.com/wds6ClfaEO
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In der Tat sahen die anderen drei Bretter nicht nur gut aus, sie wurden auch konsequent in volle Punkte umgesetzt. Den Anfang machte Dinara Wagner. Am dritten Brett wurde unserer neuen Nationalspielerin bereits früh eine Angriffsmarke präsentiert, die zu einem Königsangriff einlud. Dinara ließ sich nicht zweimal bitten und noch vor der Zeitkontrolle war der feindliche König erlegt.
Duru Okuyaz verpasst es, ihren Springer rechtzeitig über f6 zur Verteidigung des Königs zu beordern und so hat Dinara Wagner nach gerade einmal einer Stunde bereits einen brandgefährlichen Angriff auf dem Brett! Wird das die frühe Führung für unsere Frauen?#chessolympiad pic.twitter.com/Eplj5FbX61
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Dinara Wagner gewinnt eine stark geführte Partie und bringt die deutschen Frauen 1,5 - 0,5 in Führung!#chessolympiad #ChessChennai2022
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Mit dieser Führung im Rücken konnten auch die übrigen Partien entspannter angegangen werden. Jana Schneider hatte sich bereits frühzeitig in der Eröffnung das Läuferpaar gesichert. Alsbald wickelte ihre Gegnerin ins Endspiel ab, doch genau dort begann Jana gestützt auf ihre beiden Läufer das Kommando zu übernehmen. Ein wenig überraschend kam einigen Zuschauern dann vielleicht der Sieg durch „Matt“ statt „Bauernumwandlung“, aber nachdem sich ein Springer der Türkin in Janas Lager verirrt hatte, bot sich der auf einen weit vorgerückten Freibauern gestützte Mattangriff geradezu an.
Den Schlusspunkt setzte Elisabeth Pähtz. Unser Spitzenbrett bekam es mit der langjährigen türkischen Spitzenspielerin IM Ekaterina Atalik zu tun. Mit viel Selbstvertrauen ging Elisabeth die Partie ambitioniert an und verschmähte erst eine ihr dargebotene Qualität und opferte später auch noch einen Bauern, um die eigenen Figuren zu aktivieren. Als dann für die eigenen Figuren die Schleusen zu Ataliks König geöffnet waren, ging es schnell und der König zappelte im Mattnetz.
Elisabeth Pähtz bekommt es heute bei den deutschen Frauen mit der mit Abstand stärksten Gegnerin zu tun. Doch der offene schwarze König ist kurz davor, Elisabeths Schwerfiguren zum Opfer zu fallen!#chessolympiad #chesschennai2022 pic.twitter.com/EogkKI9C7C
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Aufwärts geht es! Ganz starker Sieg von Elisabeth Pähtz! Die Frauen bewältigen ihre heutige Aufgabe souverän 3,5 - 0,5!#ChessOlympiad
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14 | Deutschland | Elo | 3½:½ | Türkei | Elo |
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1 | IM Elisabeth Pähtz | 2484 | 1:0 | IM Ekaterina Atalik | 2422 |
2 | WGM Josefine Heinemann | 2321 | ½:½ | WFM Gülenay Aydin | 2100 |
3 | WGM Dinara Wagner | 2341 | 1:0 | WFM Duru Okuyaz | 2090 |
4 | WGM Jana Schneider | 2342 | 1:0 | WFM Buse Naz Kocyigit | 1991 |
Pl. | Nr. | Mannschaft | Land | S | R | N | MP | SoBe |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | Indien | 7 | 0 | 0 | 14 | 169 | |
2 | 2 | Ukraine | 5 | 2 | 0 | 12 | 174,5 | |
3 | 9 | Armenien | 6 | 0 | 1 | 12 | 171,5 | |
4 | 3 | Georgien | 6 | 0 | 1 | 12 | 158,5 | |
5 | 4 | Polen | 5 | 1 | 1 | 11 | 178,5 | |
6 | 6 | Aserbaidschan | 5 | 1 | 1 | 11 | 167,5 | |
7 | 15 | Bulgarien | 5 | 1 | 1 | 11 | 159 | |
8 | 28 | Mongolei | 5 | 1 | 1 | 11 | 144 | |
9 | 27 | Griechenland | 5 | 1 | 1 | 11 | 141 | |
10 | 10 | Kasachstan | 5 | 1 | 1 | 11 | 139 | |
11 | 16 | Indien 3 | 5 | 1 | 1 | 11 | 135,5 | |
12 | 20 | Rumänien | 5 | 1 | 1 | 11 | 135,5 | |
13 | 22 | Slowakei | 5 | 1 | 1 | 11 | 109,5 | |
14 | 13 | Spanien | 4 | 2 | 1 | 10 | 142 | |
15 | 12 | Ungarn | 5 | 0 | 2 | 10 | 139 | |
16 | 19 | Israel | 5 | 0 | 2 | 10 | 139 | |
17 | 8 | Deutschland | 5 | 0 | 2 | 10 | 138,5 | |
18 | 7 | USA | 5 | 0 | 2 | 10 | 138 | |
19 | 32 | Indonesia | 5 | 0 | 2 | 10 | 137 | |
20 | 31 | Peru | 5 | 0 | 2 | 10 | 129,5 | |
21 | 23 | Tschechien | 4 | 2 | 1 | 10 | 126,5 | |
22 | 34 | Schweden | 5 | 0 | 2 | 10 | 124,5 | |
23 | 17 | Niederlande | 5 | 0 | 2 | 10 | 123 | |
24 | 24 | Vietnam | 5 | 0 | 2 | 10 | 122,5 | |
25 | 38 | Iran | 5 | 0 | 2 | 10 | 120 | |
26 | 43 | Kroatien | 4 | 2 | 1 | 10 | 113,5 | |
27 | 25 | Italien | 5 | 0 | 2 | 10 | 113 | |
28 | 21 | England | 5 | 0 | 2 | 10 | 113 | |
29 | 18 | Serbien | 5 | 0 | 2 | 10 | 108 | |
30 | 5 | Frankreich | 4 | 1 | 2 | 9 | 138 |
162 Mannschaften insgesamt
Gute Neuigkeiten gibt es ebenfalls von unseren Männern. Dort wurde der Ruhetag anscheinend gut genutzt, um die zuletzt etwas wackligen Leistungen zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Gegen Serbien durfte Rasmus Svane sich seine erste Verschnaufpause gönnen.
Am dritten Brett war Liviu Dieter Nisipeanu der Erste, der etwas Zählbares für die Mannschaft beisteuerte. In einer ruhigen Variante der Katalanischen Eröffnung brachte Dieter früh durch ein Bauernopfer Schärfe ins Spiel. Als er dann auch noch am Königsflügel mit den Bauern vormarschierte und seine Springer stärker schienen als das weiße Läuferpaar, gab es sogar die Hoffnung auf den vollen Punkt. Doch dank guter Verteidigung des Serben sprang für Dieter am Ende nur ein halber Punkt aus der Position der Stärke heraus.
Einen weiteren halben Zähler holte Europameister Matthias Blübaum. Gelang es ihm noch bei der Europameisterschaft, seine Nemesis GM Velimir Ivic zu schlagen, kam er zwar auch heute einem ganzen Punkt sehr nah – doch bei knapper werdender Bedenkzeit konnte Matthias seinen positionellen Vorteil leider nicht entscheidend ausbauen. Auch hier: Remis.
Damit lag es an Dmitrij Kollars am vierten Brett, Deutschland in Führung zu bringen. Der Wahl-Hamburger musste in der Eröffnungsphase das Läuferpaar aufgeben, bekam hierfür aber einen Bauern als Gegenwert. Diesen Mehrbauern verwaltete Dmitrij über das Mittelspiel hinweg bis tief ins Endspiel. Als sich dann die Möglichkeit ergab, in ein gewonnenes Leichtfigurenendspiel mit einem guten Springer gegen einen traurigen Läufer abzutauschen, ließ sich Dmitrij nicht zweimal bitten. Die Verwertung gelang ihm dann ganz sicher.
Bisher spielt Dmitrij Kollars eine abgeklärte Partie. Für den deutschen Sieg muss er seinen Vorteil verwerten. Wird ihm das gelingen?#chessolympiad #ChessChennai2022 pic.twitter.com/MVOdsWqRt2
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Läufer abgeklemmt, Mehrbauer aktiver König. Dmitrij Kollars wird die deutschen Männer gleich mit einer dominanten Leistung in Führung schießen!#chessolympiad #chesschennai2022 pic.twitter.com/T8p0muQluX
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Vincent Keymer am Spitzenbrett benötigte daher nur noch ein Remis. Er opferte frühzeitig als Nachziehender einen Bauern und bekam eine vogelwilde Stellungen. In hochkomplexer Stellung gelang es weder Vincent noch seinem Kontrahenten, aus ihren jeweiligen Chancen einen entscheidenden Vorteil zu generieren. Weiß gab kurz vor der Zeitkontrolle eine Qualität, um seinen Angriff anzuheizen, musste später dann aber die Notbremse ziehen und mit dem Läuferpaar und zwei mächtigen Freibauern gegen Vincents Dame eine Festung bauen. Weil Serbien zurücklag, konnte Vincents Gegner jedoch kein Dauerschach zulassen und musste weiterspielen – doch Vincent behielt in komplizierter Stellung stets den Überblick und brachte am Ende den notwendigen halben Punkt nach Hause.
Bei @VincentKeymer04 geht es in die heiße Phase. Indjic nimmt den Springer auf g5 und opfert eine Qualität, um Angriffschancen von Vincent zu vermeiden. Sein Läuferpaar ist allerdings richtig stark. Eine Kampfpartie von beiden Seiten!#chessolympiad pic.twitter.com/hKzqZ7lfVK
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Manchmal ist es verblüffend, WIE stark das Läuferpaar sein kann. @VincentKeymer04 hat Dame gegen Läuferpaar, aber objektiv ist die Stellung völlig ausgeglichen. Die verbundenen Freibauern helfen dem Läuferpaar natürlich. Aber das ist trotzdem faszinierend.#chessolympiad pic.twitter.com/uT0s6nmJAV
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Damit stand der deutsche 2,5:1,5-Sieg gegen Serbien fest. Mit nunmehr sagenhaften 12:2 Mannschaftspunkten wartet morgen nun ein Gegner der absoluten Spitzenklasse auf unsere Männer! Jan Gustafsson wird sich überlegen müssen, wie er das Match gegen Usbekistan erfolgreich gestalten möchte. Yuri Yakovich wird hingegen die Aufholjagd mit den Frauen fortsetzen wollen. Dort heißt der Gegner morgen Vietnam.
4 | Serbien | Elo | 1½:2½ | Deutschland | Elo |
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1 | GM Aleksandar Indjic | 2620 | ½:½ | GM Vincent Keymer | 2686 |
2 | GM Velimir Ivic | 2581 | ½:½ | GM Matthias Blübaum | 2673 |
3 | GM Robert Markus | 2616 | ½:½ | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2642 |
4 | GM Ivan Ivanisevic | 2561 | 0:1 | GM Dmitrij Kollars | 2648 |
Pl. | Nr. | Mannschaft | Land | S | R | N | MP | SoBe |
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1 | 12 | Armenien | 6 | 1 | 0 | 13 | 156 | |
2 | 14 | Usbekistan | 5 | 2 | 0 | 12 | 182 | |
3 | 11 | Indien 2 | 6 | 0 | 1 | 12 | 175 | |
4 | 2 | Indien | 5 | 2 | 0 | 12 | 166 | |
5 | 1 | USA | 5 | 2 | 0 | 12 | 152 | |
6 | 9 | Deutschland | 6 | 0 | 1 | 12 | 143 | |
7 | 40 | Kasachstan | 6 | 0 | 1 | 12 | 139,5 | |
8 | 15 | Frankreich | 4 | 3 | 0 | 11 | 152 | |
9 | 13 | Iran | 5 | 1 | 1 | 11 | 149 | |
10 | 7 | Niederlande | 5 | 1 | 1 | 11 | 147,5 | |
11 | 6 | Aserbaidschan | 5 | 1 | 1 | 11 | 146 | |
12 | 19 | Ungarn | 5 | 1 | 1 | 11 | 141 | |
13 | 28 | Brasilien | 5 | 1 | 1 | 11 | 119 | |
14 | 8 | Ukraine | 4 | 2 | 1 | 10 | 143,5 | |
15 | 18 | Tschechien | 5 | 0 | 2 | 10 | 141,5 | |
16 | 21 | Türkei | 4 | 2 | 1 | 10 | 141 | |
17 | 26 | Italien | 5 | 0 | 2 | 10 | 137 | |
18 | 25 | Griechenland | 4 | 2 | 1 | 10 | 136,5 | |
19 | 16 | Indien 3 | IND3 | 5 | 0 | 2 | 10 | 135,5 |
20 | 32 | Kuba | 4 | 2 | 1 | 10 | 132,5 | |
21 | 20 | Rumänien | 4 | 2 | 1 | 10 | 132 | |
22 | 17 | Kroatien | 5 | 0 | 2 | 10 | 125,5 | |
23 | 44 | Kanada | 4 | 2 | 1 | 10 | 123 | |
24 | 48 | Moldawien | 4 | 2 | 1 | 10 | 122 | |
25 | 41 | Slowenien | 5 | 0 | 2 | 10 | 121 | |
26 | 52 | Philippinen | 4 | 2 | 1 | 10 | 119 | |
27 | 58 | Andorra | 5 | 0 | 2 | 10 | 115 | |
28 | 42 | Chile | 5 | 0 | 2 | 10 | 111,5 | |
29 | 35 | Litauen | 5 | 0 | 2 | 10 | 110 | |
30 | 23 | Serbien | 5 | 0 | 2 | 10 | 109,5 |
188 Mannschaften insgesamt
Die Nationalmannschaft spielt mit freundlicher Unterstützung der UKA-Gruppe, einem der führenden deutschen Energieparkentwickler.
// Archiv: DSB-Nachrichten - Nationalmannschaft // ID 10998