20. November 2021
Zwei Siege für Deutschland in Runde 8! Nachdem es am gestrigen Tag gegen Polen zwei Niederlagen gab, konnten die deutschen Nationalmannschaften heute gegen die Schweiz respektive die Türkei zwei Siege einfahren. Damit steht auch fest: Beide Mannschaften können morgen noch einmal mit Siegen den Kampf um Plätze in den Top-10 aufnehmen. DSB-Sportdirektor Kevin Högy berichtet.
Bei den Frauen war der Mannschaftskampf gegen die Türkinnen von Anfang an eine klare Angelegenheit. Den Anfang machte – wie könnte es anders sein – Josefine Heinemann. Dass auf sie in diesem Turnier immer Verlass ist, machte sie auch heute wieder eindrucksvoll deutlich. Von Anfang an hatte sie ihre Gegnerin im Griff, auch ein Figurenopfer wehrte sie erfolgreich ab.
Wenn die Maschine die Stellung -7 zugunsten von Schwarz bewertet, kann @JosefineHeinem4 auch erst mal einen Tee trinken! 👌 #ETCC2021 pic.twitter.com/QFNcQn7d0i
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Das Verwerten des Materialvorteils gelang Josefine dann gewohnt souverän, sodass Deutschland früh mit 1:0 in Führung ging. Danach erhöhten Hanna Marie Klek und Melanie Lubbe den Score der deutschen Mannschaft. Bei Hanna Marie sah es dabei zwischenzeitlich gar nicht so gut aus. Dass eigentlich zu Beginn wenig nach Plan lief, erklärt euch Hanna Marie vielleicht lieber selbst:
Nach dieser Achterbahnfahrt stand es ein wenig glücklich 2:0, doch bekanntlich ist das Glück ja mit den Tüchtigen. Melanie Lubbe am vierten Brett legte den dritten vollen Punkt nach. Dabei spielte sie eine Partie wie aus einem Guss. Im Sizilianer machte Melanie typisch für diese Eröffnung schnell Dampf über die halboffene c-Linie. Mithilfe eines gekonnt eingefädelten taktischen Schlages gewann sie die weiße Dame für Turm und Läufer, wonach der restliche technische Teil der Partie ohne großes Federlesen nach Hause geschaukelt wurde.
Was Melanie zum 3:0 und zu ihrer Partie zu sagen hat, erläutert sie uns im Video.
Melanie Lubbe hat alles im Griff und Materialvorteil! #etcc2021 pic.twitter.com/aZ9qHlzeE2
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Am Spitzenbrett hatte sich derweil Elisabeth Pähtz einen Mehrbauern im Damenendspiel erarbeitet. Mit trickreichen Manövern versuchte sie, ihrem König einen Weg ins gegnerische Lager zu bahnen. Unglücklicherweise übersah unsere Spitzenspielerin dabei, dass ihre Kontrahentin eine dreifache Stellungswiederholung reklamieren konnte, die viele Züge auseinanderlag. Mit dem 3,5:0,5 Sieg kann Bundestrainer Yuri Yakovich dennoch sicherlich mehr als gut leben.
7 | Deutschland | Elo | 3½:½ | Türkei | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | IM Elisabeth Pähtz | 2485 | ½:½ | IM Ekaterina Atalik | 2430 |
2 | WGM Josefine Heinemann | 2336 | 1:0 | WIM Sila Caglar | 2250 |
3 | WGM Hanna Marie Klek | 2343 | 1:0 | WFM Buse Naz Kocyigit | 2034 |
4 | WGM Melanie Lubbe | 2311 | 1:0 | WFM Gülenay Aydin | 2114 |
Bei den Männern ging es gegen die Eidgenossen aus der benachbarten Schweiz. Zwar ging die deutsche Nationalmannschaft als Favorit in dieses Duell, aber mit dem früheren Deutschen Sebastian Bogner hatten die Schweizer auch einen bärenstarken Großmeister am ersten, mit Yannick Pelletier einen spitzenturniererfahrenen Spieler am zweiten Brett. Von einem Spaziergang konnte also keiner ausgehen – und das bewahrheitete sich dann auch.
Den schlussendlich entscheidenden vollen Punkt holte mit Vincent Keymer unser jüngster Spieler in der A-Nationalmannschaft. Nach verhaltenem Start drehte der mittlerweile 17-Jährige mächtig auf. Vincent opferte in der Eröffnung einen Bauern für Entwicklungsvorsprung und spätestens als seine Läufer bedrohlich den gegnerischen König ins Visier nahmen, war klar, dass Schwarz in höchster Not schwebt.
Es dauerte nicht lange, und es schepperte in der schwarzen Stellung. Zuerst wurde auf e7 eine Qualität ins Geschäft gesteckt, im Anschluss flog der schwarze Bauer auf f7 über Bord. Als dann Vincent auch noch geschickt die Dame für zwei Leichtfiguren und einen Turm opferte, war der Sieg nur eine Frage der Zeit. Dem koordinierten gemeinsamen Angriff der drei Musketiere erlag der schwarze König rasch.
Vincents Läuferpaar bringt sich bedrohlich in Position! #etcc2021 #schach pic.twitter.com/gzzbRfTEWn
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Vincent ist nach Lxf7 auf der Siegerstraße! #etcc2021 #schach pic.twitter.com/9TPhTzGwIX
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Am Spitzenbrett war auch Liviu Dieter Nisipeanu auf Krawall gebürstet. Gegen Sebastian Bogner opferte Dieter einen Bauern für Entwicklungsvorsprung, der vor allem getragen durch die ungleichfarbigen Läufer schnell sehr bedrohliche Ausmaße annahm. Doch Bogner verteidigte sich umsichtig, sodass sich schlussendlich im Turmendspiel alles in Wohlgefallen auflöste.
Mit dem zwischenzeitlichen 1,5:0,5 im Rücken mussten dennoch einige heikle Stunden überstanden werden. Denn bei Alexander Donchenko ging nach wackliger Eröffnungsbehandlung zwischenzeitlich die Qualität verloren, sodass er eine symmetrische Stellung zu verteidigen hatte (siehe Tweet unten). Das mächtige Läuferpaar sorgte dennoch bei Weiß für so viele Sorgenfalten, dass der in Zeitnot befindliche Pelletier die Entscheidung traf, die Qualität für einen Bauern zurückzugeben. Doch im ungleichfarbigen Läuferendspiel mit je noch einem Turm auf dem Brett zeigte Alexander seine ganze technische Klasse und hielt den Laden problemlos zusammen.
Mit diesem wichtigen Remis waren alle Sorgen der deutschen Delegation vorbei. Denn am vierten Brett verwaltete Rasmus Svane seit mehreren Stunden ein leicht besseres Endspiel. Doch so sehr er seinen Gegner knetete, den entscheidenden Fehler konnte der Lübecker seinem Gegenüber nicht entlocken. Trotz optischer Überlegenheit und dem guten Springer gegen den potentiell schlechten Läufer war am Ende kein Durchkommen zu erzielen, sodass auch am vierten Brett schlussendlich die Punkte geteilt wurden. Mit diesem 2,5:1,5 Sieg gegen die Schweizer haben damit auch die Männer morgen noch die Chance, ein Top-10-Ergebnis mit einem weiteren Sieg zu erzielen.
Die deutschen Frauen scheinen auf dem Weg zu einem klaren Sieg zu sein. Bei den Männern ist es ein knapper Kampf, Vincent gewinnt, Alexander kämpft, der Rest ist ausgeglichen. #etcc2021 #schach pic.twitter.com/VkhGk3gl4G
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Rasmus versucht weiterhin, Gewinnchancen in diesem ausgeglichenen Endspiel zu kreieren. #etcc2021 pic.twitter.com/JmxaF3pYcK
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9 | Deutschland | Elo | 2½:1½ | Schweiz | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2651 | ½:½ | GM Sebastian Bogner | 2574 |
2 | GM Alexander Donchenko | 2645 | ½:½ | GM Yannick Pelletier | 2564 |
3 | GM Vincent Keymer | 2639 | 1:0 | GM Nico Georgiadis | 2553 |
4 | GM Rasmus Svane | 2628 | ½:½ | IM Oliver Kurmann | 2458 |
In der letzten Runde am Sonntag ab 15:00 Uhr bekommen nun die Männer den heutigen Gegner der Frauen, die Türkei, zugelost. Die Frauen treffen auf Litauen. In beide Duelle gehen die deutschen Mannschaften als Favoriten, insbesondere die Frauen. Doch gerade die Litauerinnen sollten nicht unterschätzt werden: Von Setzlistenplatz 28 kommend stehen sie derzeit nach acht Runden auf Platz 13, in Summe haben die vier Spielerinnen bereits über 150 Elo-Punkte hinzugewonnen! Es wird also voraussichtlich für keines der Teams leicht.
Wir danken unserem Sponsor UKA Meißen für die Unterstützung unserer Nationalmannschaften!
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Live-Kommentar von Klaus Bischoff | englische Livestreams
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