Team-EM, Runde vier: Frauen weiter erfolgreich, Männer mit "frustrierendem Match"

Finn Engesser

Frauen nach viertem Sieg auf Platz zwei, Männer nach Niederlage gegen die Ukraine ins Mittelfeld abgerutscht.

Unsere Frauen bleiben bei den Europameisterschaften in Batumi (Georgien) weiter in der Erfolgsspur. Heute wurde mit Aserbaidschan ein Angstgegner besiegt. Frauenbundestrainer Zahar Efimenko fieberte mit und sah nach soliden Eröffnungen insbesondere am Brett von Hanna Marie Klek allerdings erst einmal Unheil auf seine Mannschaft zukommen. "Im Mittelspiel hat Hanna wahrscheinlich etwas verwechselt und danach stand sie schlecht. Ich hatte Angst, dass sie diese Partie verlieren könnte. Aber am Ende hat sie einen Trick gefunden und ein Remis forciert. Ich war sehr glücklich." Nachdem die ersten drei Bretter unentschieden ausgingen, lag die Verantwortung bei Kateryna Dolzhykova. Ihre Gegnerin bot Remis an, womit der Trainer aber nicht einverstanden war. "Kateryna hat schöne Technik im Endspiel demonstriert. Ihre Gegnerin hat ein Remis angeboten, aber ich habe das nicht akzeptiert. Ich sagte, Kateryna, du musst weiterspielen. Am Ende hat sie im Turmendspiel den Erfolg geschafft." Efimenko: "Natürlich bin ich sehr glücklich, dass wir wieder gegen eine so starke Mannschaft gewonnen haben."

Schwer enttäuscht war dafür Bundestrainer Jan Gustafsson: "Ein 1½:2½ gegen die Ukraine ist natürlich sehr bitter." Drei Partien endeten mit Remis und Matthias Blübaum verlor. Dabei war die scharfe Nimzoindisch-Variante durchaus eingeplant. Am Morgen hatte Gustafsson sich das noch einmal auf dem Computer angeschaut. Den Pfad der Tugend hatte Blübaum wohl nach dem gegnerischen 13. ... b6 verlassen, wo "Matthias gleich angefangen hat, sich Zeit zu nehmen." Und weiter: "Ich habe es noch nicht mit Computer gecheckt, aber es fühlte sich komisch an, was dann kam. Dieses 14. b4 a5 wirkte schon sehr wackelig." sagte Gustafsson und meinte, das 14. Txd5 wohl die bessere Wahl mit scharfer Stellung gewesen wäre.

Gustafsson: "Ein frustierendes Match"

Finn Engesser

"Im Nachhinein ärgert man sich natürlich, dass wir so eine scharfe Variante hatten, weil Weißpartien zu verlieren in Vierpartienmatches natürlich schwer zu kompensieren ist. Logischerweise haben wir uns was dabei gedacht und es hätte auch gut gehen können. Aber ja, das ist bitter für Matthias jetzt mit der Doppel-Null." sagte der Bundestrainer. Es war ein "frustrierendes Match" zeigte er sich enttäuscht. "Man kann nur Plattitüden sagen. Wir müssen nach vorne gucken, jetzt schnell abschütteln, blablabla. Alles sehr ärgerlich."

Und was ist los mit Matthias Blübaum? Im SchachdeutschlandTV-Chat wurde spekuliert, das Volokitin, gegen den er kürzlich in Polen verloren hatte, ein Angstgegner sein könnte. Oder der Trubel nach dem Grand-Swiss-Turnier etwas zu viel für ihn war. Oder die ganzen Reisestrapazen. GM Alexander Donchenko, der Matthias sehr gut kennt, sagte dazu bei SchachdeutschlandTV: "Ich persönlich war nach dem Grand Swiss etwas erschöpft, auch weil ich davor ein Turnier in den Emiraten gespielt hatte. Und bei der Bundesliga war ich sehr froh, beide Partien halbwegs heil zu überstehen. Ich denke, es ist nicht das Problem, das man nach ein paar Wochen erschöpft ist. Vielmehr ist es eine große psychologische Belastung den Erfolg von sich abzuwerfen. Matthias hat ein so unfaßbar gutes Turnier gespielt, das er von sich selbst erwartet, weiterhin so zu punkten. Er setzt sich selbst zuviel unter Druck." (fb)

Die Analyse von Bernd Vökler

Die Frauen trafen in der vierten Runde mit Aserbaidschan auf einen unangenehmen Gegner. Erinnert sei an den Länderkampf 2019 in Apolda oder die schmerzhafte Niederlage 2023.

Doch dieses Mal ist alles anders! Wir haben einen Punkt mehr auf dem Konto und können jeden schlagen (siehe gestern). Dass heute Josefine Safarli gegen das Heimatland ihres Ehemanns pausierte, dürfte dem Familienfrieden zuträglich gewesen sein.

Die Männer spielten gegen die Ukraine. Viele Geschichten wurden über Igor Kovalenko zuletzt veröffentlicht. Er pausierte heute, ebenso wie Rasmus Svane. Ich vermute, hinter dieser Entscheidung des Bundestrainers steckte eine farbtaktische Überlegung. Matthias Blübaum und Frederik Svane sind mit Weiß noch einen Ticken stärker und Dmitrij Kollars griff nach zwei Tagen Pause gerne auch mit Schwarz wieder ins Geschehen ein.

Live-Kommentierung bei SchachdeutschlandTV

Die Männer spielen morgen gegen Bulgarien, die Frauen gegen Polen.

Alle Runden der Europameisterschaften werden bei SchachdeutschlandTV live kommentiert. Unserem Onlineschach-Referenten Jannik Liebelt werden mit Alexander Donchenko, Robert Rabiega und Raj Tischbierek drei Großmeister abwechselnd zur Seite stehen.

Die fünfte Runde am 9. Oktober 2025 kommentieren ab 14 Uhr (MESZ) Jannik Liebelt und GM Raj Tischbierek.

Sendeplan

Offizielle Turnierseite | DSB-Turnierseite | Chess-Results: Offenes Turnier, Frauenturnier | Live-Partien: Lichess, Chess, ChessBase: Offenes Turnier, Frauenturnier