Wieder ein hungriger Frederik Svane: Deutsche Männer bestehen den Elchtest. Auch deutsche Frauen lassen nicht abreißen – Remis gegen starke Mongolei

Katharina Reinecke

Siebter Tag in Budapest – ein guter Tag für die deutschen Teams. Die Männer besiegten Schweden mit 3:1. Einmal mehr eine Bank: GM Frederik Svane, der 5,5 Punkte aus sechs Partien geholt hat. „Bei ihm wissen wir: Der macht das schon“, sagte GM Dimitrij Kollars, der aussetzen durfte. Das Vertrauen in den nervenstarken Olympiade-Debütanten ist mittlerweile grenzenlos. Oder, wie es Bundestrainer GM Jan Gustafsson sagt, der nicht überrascht zu sein scheint vom hohen Niveau Svanes: „Frederik ist schon lange ein richtig starkes Talent. Ein Offensivspieler, den wir auf diesem Level so jung und hungrig bisher nicht hatten.“ GM Elisabeth Pähtz sprach sogar voller Hochachtung von „einem perfekten Charakter für Schach. Frederik hat richtig energischen Winning Spirit.“

Auf den Geist des Sieges – hofften auch die deutschen Frauen. Sie waren drauf und dran, die Mongolei zu besiegen. Doch ein Mehrbauer und ein starkes Läuferpaar reichten am Ende nicht für GM Dinara Wagner - Remis. So endete das Duell insgesamt Unentschieden. „Was wir aber gegen starke Mongolinnen durchaus als Erfolg werten“, so die siegreiche FM Lara Schulze. In der Tat: Die Frauen bleiben unbesiegt und den scheinbar überirdischen Frauen aus Indien in einem breiten Verfolgerfeld auf den Fersen.

Den freien Tag am Dienstag nutzten die meisten zur Erholung – und das scheint allen gut getan zu haben. Kraft tanken. IM Dinara Wagner und ihr Mann GM Dennis Wagner besuchten eine Therme, WGM Josefine Heinemann schlenderte mit ihrem Freund GM Eltaj Safarli, der in Budapest das aserbaidschanische Männerteam trainiert, durch die Stadt. Andere chillten einfach nur auf dem Zimmer oder im Hotel, oder trieben ein bisschen Sport. Der eher ruhige Mix: Bei vielen blankes Kalkül und Vorsichtsmaßnahme. Denn das wechselhafte Wetter in Ungarn, zwischen empfindlicher Kühle und sommerlicher Wärme, sorgt für erhöhte Erkältungsgefahr. Manche deutsche Nase läuft.

In Runde sieben kam es heute quasi zum Gegnertausch – zumindest was die Länderflaggen angeht. Die Frauen haben in Runde fünf bereits Schweden besiegt - nun mussten die Männer den Elchtest bestehen. Das gelang, auch mit Insiderwissen. GM Rasmus Svane, deutscher Sekundant, pflegt ein enges Verhältnis zu Schwedens Nummer eins, GM Nils Grandelius – auch für ihn hat er schon als Sekundant gearbeitet.

Die Tipps an GM Vincent Keymer scheinen gewirkt zu haben, denn Grandelius wirkte zuerst ängstlich – so, als wolle er gar nicht gewinnen, befand DSB-Kommentator IM Georgios Souleidis. Dann geriet Keymer zwar etwas unter Druck, verteidigte aber „sauber und ruhig“, analysierte Sportdirektor Kevin Högy, „trotz einiger Fallen und kleinerer Probleme, vor die ihn Grandelius gestellt hat, ließ Vincent keine Luft ran“. Und so kam es fast folgerichtig zu einem Remis.

Das reichte, weil die anderen Ergebnisse diesmal stimmten. GM Matthias Blübaum besiegte GM Tiger Hillarp Petersen und GM Alexander Donchenko schaffte trotz nicht gerade zur Euphorie anregender Stellung noch ein Remis gegen IM Martin Lokander. „Er hat halt ein sehr gutes Theoriewissen, das ihm in einer schwierigen Lage noch geholfen hat“, so Högy. Vancura-Verteidigung, ein Remis-Mechanismus im Turmendspiel. Nicht schön, aber zweckmäßig.

Und dann war ja noch GM Frederik Svane gegen IM Milton Pantzar. „Svane wurde seiner Favoritenrolle gerecht“, sagte Souleidis, The Big Greek. Soweit ist es also schon: Aufgrund seiner Serie ist der Frischling jetzt schon in der Favoritenrolle. „Er und Matthias haben so gar nichts anbrennen lassen“, lobte Högy die Bretter zwei und vier.

Das Team Mongolei (bei den Männer dem DSB klar unterlegen) musste gegen die deutschen Frauen ran. Die Mongolinnen haben sich bisher von einer bemerkenswert guten Seite gezeigt – und das nicht zum ersten Mal bei einem international so stark besetzten Turnier. Elo-Zahlen sind bei den Asiatinnen oft nur die halbe Wahrheit, weil landesinterne Turniere nur begrenzt ausgewertet werden. IM Dinara Wagner spielte gegen WGM Turmunkh Munkhzul, ebenso wie GM Elisabeth Pähtz gegen IM Batkhuyag Munguntuul. Das war letztlich etwas ärgerlich, weil Pähtz zu diesem Zeitpunkt dachte, Wagner würde gewinnen. Dann aber fand sie trotz Mehrbauern in komplexer Stellung keinen Gewinnplan. WGM Josefine Heinemann unterlag gegen IM Davaademberel Nomin-Erdene und so war FM Lara Schulze gegen WCM Mungunzul Bat-Erdene die einzige Siegerin des Tages im deutschen Ensemble. „Ein sehr wichtiger Punkt, den ich da heute geholt habe“, sagte Schulze, und sah das Glas halbvoll. In einer ausgeglichenen und komplexen Stellung behielt sie trotz beginnender Zeitnot die Nerven, bis die Gegnerin ihren König durch einen schlechten Zug sehr schwächte. „Dann habe ich das souverän runtergespielt. Ich bin happy.“ Schön zu hören. (mw)

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