Daniel Fridman neuer Deutscher Meister

Siegfried Zagler für die Augsburger Allgemeine

Die 79. Deutsche Schacheinzelmeisterschaft in Bad Wörishofen ist am vergangenen Wochenende ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Turnierdirektor Ralph Alt und Organisator Werner Lux gaben einen reibungslosen wie fairen Verlauf  des Wettkampfes zu Protokoll. Neun Tage kämpfte die deutsche Schachelite auf höchstem Niveau um die wertvollste Krone des deutschen Schachbundes und zum Schluss nahm mit Daniel Fridman auch der nominell stärkste Spieler den 6000 Euro Siegerscheck entgegen. Klaus Bischoff und Leonid Kritz belegten die Plätze zwei und drei.

Wenn man Daniel Fridman fragt, was denn neben dem Schachbrett am wichtigsten für ihn sei, stellt er sich nachdenklich, hebt den Blick zwei, drei Sekunden zur Decke : "Die Familie selbstverständlich." Und natürlich lächelt er dabei erleichtert, als wäre es ihm gerade noch eingefallen.

Diesen kleinen Scherz kann man nur verstehen, wenn man weiß, dass Herr Fridman seit wenigen Monaten mit der Profispielerin und Schachtrainerin Anna Zatonskih verheiratet ist. Seit elf Monaten müssen die Fridmans ihre Berufstätigkeit mit den Bedürfnissen ihrer kleinen Tochter abstimmen.

Daniel Fridman hat in seinem Leben nie etwas anderes gemacht als Schach gespielt und gehört zu den wenigen Profispielern in Deutschland, die ausschließlich vom Turnierschach leben. Schwer verdientes Geld. Ein Leben in Hotels und ewig auf Achse.

Wer ihn näher kennt weiß, dass er nie auch nur eine Sekunde etwas anderes  wollte.

Der neue Deutsche Meister gehört zur letzten Generation Schachspieler, die die sowjetische Schachschule durchlaufen haben. 1976 in Riga geboren. Mit vier Jahren die ersten Züge. Mit sieben Jahren hat er den ersten Trainer. Die Übungsleiter werden seiner Spielstärke angepasst, weshalb der kleine Daniel viele Trainer hatte, bis er 1992 geteilter Erster bei der U16-Jugendweltmeisterschaft wurde. Seit knapp einem Jahr hat Fridman die deutsche Staatsangehörigkeit und würde liebend gern bei der kommenden Schach-Olympiade die deutschen Farben vertreten. Mit der relativ souverän gewonnenen Deutschen Meisterschaft gab der Wahl-Bochumer dem Bundestrainer Uwe Bönsch einen deutlichen Fingerzeig für seine noch nicht feststehende Nominierung.

Von Boris Grimberg (Augsburg) hat Fridman vor diesem Turnier noch nie etwas gehört, aber es ist ihm aufgefallen, dass er immer die meisten Zuschauer hatte. Grimberg, der haarscharf an einer Internationalen Meister Norm vorbeigeschrammt ist, ist mit seinem Turnierverlauf mehr als zufrieden. Mit teilweise spektakulärem Angriffsschach hat er alle arrivierten Gegner in Schwierigkeiten gebracht und für einige Überraschungen gesorgt.

Für den 19jährigen Grimberg war es das Turnier seiner kurzen Schachkarriere, weil er in allen Partien auf Augenhöhe mit den Internationalen Meistern mithalten konnte und gegen Großmeister Levin ein Remis erkämpfte. "Ich hatte immer das Gefühl, genau im richtigen Turnier zu spielen."

Die Abschlusstabelle sowie alle Partien des Turniers zum Nachspielen im Internet unter www.schachclub-tuerkheim-bw.de

Als stolzer Vater mit seiner elf Monate jungen Tochter

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