Interview mit Michael S. Langer

Dieses Interview erschien am 8. Mai 2014 auf der Internetseite von ChessBase. Wir geben es hier im Wortlaut wieder.


Michael S. Langer

Die Streichung der Fördergelder durch das Bundesinnenministerium hat den Deutschen Schachbund zutiefst schockiert. Michael S. Langer, Vizepräsident Finanzen des DSB, berichtet im Interview, wie es dazu kam und welche Maßnahmen der Schachbund nun ergreifen will, um vielleicht doch noch eine Änderung der Entscheidung des BMI herbeizuführen.

Wie und wann erreichte den DSB die Nachricht, dass das Innenministerium die Fördermittel für den Schachbund komplett streicht?

Der Negativbescheid erreichte uns gestern postalisch!

Wer hat das entschieden? Das BMI bezieht sich in der Mitteilung auf eine Fördergrundlage des DOSB… Wie kam diese zustande? Wurde der Schachbund dazu angehört?

Das BMI hat dies entgegen des einstimmigen Votums des DOSB in dessen Mitgliederversammlung vom 07.12.2013, dass Schach auch weiterhin ein förderungswürdiger Sport sei, eigenverantwortlich und ohne jede vorherige Anhörung entschieden.

Wie kommentiert der DSB die Begründung?

Wir sind ob des Bescheides und der Vorgehensweise des BMI - wir wurden seit 1976 vom Bundesinnenministerium durchgehend gefördert - geschockt und verärgert!

Gab es zuvor Gespräche oder Verhandlungen mit Vertretern des BMI über diese Frage?

Das BMI hat in vielen Telefonaten die unser Präsident Herbert Bastian geführt hat, wiederkehrend an den DOSB verwiesen. Hier gab es sowohl im Vorfeld der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember 2013 als auch danach diverse Gespräche und Schriftwechsel vornehmlich zwischen Herbert Bastian und den Ansprechpartnern des DOSB. Unsere auch auf die Landessportbünde erweiterten Aktivitäten führten zur einstimmigen Entscheidung der DOSB- Mitgliederversammlung, uns weiterhin als förderungswürdig einzustufen! Unsere Geschäftsführerin Heike Quellmalz und ich standen zudem im regelmäßigen Kontakt mit dem BVA (von hier aus werden die Auszahlungen gesteuert und vorgenommen).

Wirken sich die Kürzungen schon in diesem Jahr aus? Müssen Mitarbeiter entlassen werden?

In diesem Jahr kommen wir hoffentlich mit unserem jetzt noch nach zu justierenden Nothaushalt gerade so durch! Die Beitragserhöhung um 2,--€ je Vollbeitragszahler, die in diesem Jahr erstmals greift, hilft uns. Allerdings wird unsere Liquiditätsrücklage nachhaltig angegriffen. Im nächsten Jahr ist es dann ohne nachhaltige Korrekturmaßnahmen auf der Einnahmen und /oder der Ausgabenseite nicht mehr möglich, den DSB in seiner derzeitigen "Form" wirtschaftlich aufrecht zu erhalten!

Was sind die Folgen für das Schach in Deutschland?

Das müssen wir mit den Vertretern unserer Mitgliedsorganisationen in der Sitzung des Hauptausschusses intensiv erörtern. Folgenlos wird eine so massive Kürzung sicher nicht sein.

Was wird der Schachbund unternehmen, um diesen Beschluss zu kippen?

Wir werden:

  • versuchen, endlich den partnerschaftlichen Dialog mit dem BMI herzustellen
  • mit anwaltlichem Beistand den Bescheid des BMI prüfen lassen
  • alle Wege, die uns in Richtung Politik und Medien möglich sind, nutzen
  • auf die Unterstützung der gesamten deutschen "Schachgemeinde" hoffen!

Danke für das Interview!

Text/Interview: André Schulz

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