Empfang für Alfred Kinzel

Aus Anlass des 90. Geburtstages unseres DSB-Ehrenpräsidenten Alfred Kinzel lud der Deutsche Schachbund und der Berliner Schachverband am 11. Oktober 2002 in das hauptstädtische Hotel Berlin ein. Besonders bei Alfred Seppelt bedankte sich der Jubilar, der auch Ehrenvorsitzender des Berliner Schachverbandes ist, für dieses zusätzliche Geburtstagsgeschenk. Leider sagte der schachbegeisterte Bundesminister des Innern, Otto Schily, seine Teilnahme ab, doch nahmen - neben der Gattin und den engsten Familienangehörigen des Jubilars - auch Peter Hanisch (Präsident des Landessportbundes Berlin) sowie einige hochrangige Schachfunktionäre teil. Allen voran die beiden Vizepräsidenten des DSB, Dr. Heinz Meyer und Siegfried Wölk, die Präsidenten des Schachbundes Rheinland-Pfalz - Günther Müller, des Landesschachbundes Brandenburg - Hilmar Krüger - und des Berliner Schachverbandes - Alfred Seppelt. In seiner Begrüßung überbrachte Alfred Seppelt die Glückwünsche des Bundesinnenministers und des Präsidenten des Deutschen Sportbundes Manfred von Richthofen. Dieser drückte in seinem Schreiben die hohe Wertschätzung und Kompetenz des Jubilars für seinen nimmermüden Einsatz für den Schachsport aus. Stationen im Leben von Alfred Kinzel ließen Peter Hanisch, Egon Ditt, Dr. Heinz Meyer, Günther Müller, Alfred Seppelt, Hilmar Krüger und Horst Metzing Revue passieren. Nicht als bloße Aufzählung von Daten und Fakten; sondern umrahmt von zahlreichen persönlichen Erlebnissen. Beginnend mit den ersten Begegnungen von Alfred Seppelt mit dem Jubilar Ende der vierziger Jahre, bis hin zu aktuellen Entwicklungen in seiner neuen schachlichen Heimat Brandenburg, auf die Hilmar Krüger hinwies. Auch Günther Müller, als Vertreter des Gremiums der Präsidenten der Landesverbände, wusste von vielen persönlichen Begegnungen mit Alfred Kinzel zu berichten. Neu war einigen Anwesenden sicherlich, dass der LSB-Präsident Peter Hanisch mit Alfred Kinzel auch beruflich - in der Verwaltung der Berliner Polizei - zeitweise verbunden war. Egon Ditt und Dr. Heinz Meyer sprachen in ihren Würdigungen u.a. auch die Verdienste von Alfred Kinzel für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Schachs an sowie die Einrichtung der Berliner Geschäftsstelle Mitte der siebziger Jahre. Welcher Glücksgriff ihm hier mit Horst Metzing als Geschäftsführer gelungen ist, bedarf keiner weiteren Erwähnung. An anderer Stelle ist die Laudatio, gehalten von Egon Ditt, veröffentlicht. In diese streute Egon Ditt immer wieder persönliche Erinnerungen ein, wie z.B. eine nicht beendete Partie zwischen beiden während eines Fluges nach Thessaloniki. Das Flugzeug landete zu früh, aber vielleicht finden beide die Zeit, diese fliegende "Hängepartie" einmal fortzusetzen...

Das Ehepaar Kinzel (l.) und das Ehepaar Ditt

Natürlich übergaben die Gratulanten - neben Blumen - auch zahlreiche Präsente; von manch edlem Tropfen bis hin zu einem künstlerischen Schachspiel. Welche Wertschätzung unser Alfred Kinzel auch außerhalb der Schachorganisationen genießt, zeigte sich in einem persönlichen Glückwunsch der Gattin des Präsidenten des Schachbundes Rheinland-Pfalz, Frau Marianne Müller. Diese konnte aus terminlichen Gründen nicht zum Empfang nach Berlin kommen und Alfred Kinzel las ihr Schreiben mit sichtlicher Rührung vor. Mit folgenden Worten dankte der Jubilar den Anwesenden:

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Schachfreunde, liebe Familienangehörige. Wie die meisten von Ihnen wissen, wohne ich seit ein paar Jahren in Neuruppin. Einem Ort, der sich offiziell "Fontanestadt Neuruppin" nennt. Wie könnte es daher anders sein; auch ich möchte heute einmal - zum Anlass passend - Fontane zitieren: Theodor Fontane schrieb 1852 an seinen Freund, den norddeutschen Dichter Theodor Storm zu dessen 36. Geburtstag. "Lieber Freund, was sind denn 36 Jahr? Sie sind ein bloßes Weilchen. Doch vierzig, fünfzig, sechzig hin, da blühen erst die Veilchen. Mit siebzig und achtzig erst, erschließen sich die Rosen. Mit neunzig Jahren, ja mit neunzig Jahren, stehen Freundschaft, Wein und langes Kosen. Bis dahin jedoch - jeden Tag - sollst Du alles genießen."

Wenn ich heute zurück blicke, muss ich erkennen: Fontane hatte recht! Die große Zeitspanne - 90 Jahre - detailliert zu betrachten, verbietet schon der Zeitfaktor. Viele prominente Redner haben hier heute nette Worte über mein Wirken im Schach und Sport gefunden. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich. Doch der Weg vom jugendlichen Stürmer und Träumer zum erfahrenen Organisator, war nicht nur zeitlich ein sehr langer. Der Reifeprozess begann mit ein paar Niederlagen im Schach und mit der ersten Bekanntschaft mit Ämtern im Verein und Verband. Auf der langen Leiter nach oben standen für mich immer im Vordergrund:

  • Die Begegnung mit Menschen;
  • das Kennenlernen anderer Kulturen sowie
  • die Erschließung von Kunst und
  • den Naturschönheiten dieser Welt.

Gestatten Sie mir einen Dank an meine Familie, insbesondere an meine Frau, die ich bei meinen vielen Reisen oft wochenlang mit meinen Kindern in Berlin zurücklassen musste. Bei meinen Treffen mit Schachspielern und Repräsentanten in Deutschland, Europa und Teilen der übrigen Welt, gab es für mich eine Generalklausel als Erkenntnis: "Alle Menschen dieser Erde, gleich welche Hautfarbe und woher sie kommen, haben Wünsche und Hoffnungen." Helfen wir ihnen, sie zu erfüllen.

Autoreninfo

Norbert Heymann,
Jahrgang 1959, war bis 2005 Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Schachbund.