Apolda, den 10. Januar 2011
Ohne größere Probleme trafen alle Teilnehmer wie vorgesehen ein. Alexander Chalifman reiste aus seiner Heimatstadt St. Petersburg via Riga und München ins winterliche Bad Blankenburg an. Diesmal eine der kürzesten Anreise hatte Rasmus Svane, dessen Familie im thüringischen Oberhof die Neujahrstage verbrachte. Schlittenfahren im Traumwinter hatte sich Rasmus nach seiner tollen Leistung von Travemünde verdient.
Der Lehrgang selbst besteht aus drei Teilen. Der für die Schüler wichtigste Teil ist die persönliche Konsultation beim Exweltmeister. Alexander Chalifman war anhand der vorab eingesandten Fragen perfekt vorbereitet und diskutierte in gutem Deutsch die problematischen Stellungen und Abspiele der Prinzen. Besonderen Wert legte er dabei auf eigene Ideen und eigene Analysen der Schützlinge. Dabei staunte er ein ums andere mal über das Spezialwissen in manchen Varianten aber auch über riesengroße Lücken im Repertoire.
Den zweiten großen Teil bestreitet Roman Vidonyak. In der Gruppe ging es diesmal vor allem um Vorstellungsvermögen. Viele (eigentlich alle) der Berechnungen mussten im Kopf durchgeführt werden. In einem Punktesystem wurde der Lehrgangsbeste ermittelt, welcher dann eine Extra-Einheit mit Alexander Chalifman quasi als Belohnung erhielt. Teilweise erinnerten mich die Gesten der Spieler an Alexej Schirow. Auch er ist bekannt dafür, die Züge "von der Decke abzulesen". Die begehrte Extra-Einheit wurde auf zwei Spieler aufgeteilt. Dennis Wagner erhielt als Bester ein Hälfte und um den Zweiten musste sogar ein Minimatch zwischen Alexander Donchenko und Hanna Marie Klek ausgetragen werden, welches Alexander ganz knapp für sich entschied.
Für den dritten Teil - Ausgleichssport, allgemeine Analysen, Trainingsturniere und Jahresplanung - zeichnete ich selbst verantwortlich. Als sportlichen Ausgleich spielten wir Fußball, Handball und gingen einmal zum Bowling. In Auswertung der Weihnachtsturniere zeigte jeder eine Partie und gab die Eindrücke vom jeweiligen Turnier und den Bedingungen vor Ort wider.
Am Sonnabend spielte Alexander Chalifman ein umgekehrtes Blindsimultan, denn die Schüler konnten das Brett nicht sehen! Trotzdem hatten Hanna Marie und Rasmus ihn auf der Kelle. Leider schaffte jedoch nur Filiz Osmanodja ein glückliches Remis.
Danach ehrte Alexander Chalifman die Sieger des Erfurter Neujahrsblitzturnieres: Christian Troyke vor Thomas Casper und Joachim Brüggemann. Als Abschluss des Lehrgangs trat der Erfurter SK an vier Brettern gegen die Prinzen an und gewann letztlich überlegen mit 10,5 zu 5,5. Beste Einzelspieler waren Thomas Casper 4 aus 4 und Alexander Donchenko 3 aus 4.
Mittlerweile haben sich einige der Prinzen bereits soweit entwickelt, dass wirklich individuelle Pläne für Training und Wettkampf nötig sind und ein Ende der kollektiven Trainingszusammenkünfte zeichnet sich ab. Außerdem bleibt mir nach einem "Chalifman" wirklich nicht mehr viel Luft nach oben.
Bernd Vökler