19. - 21. November 2010 in Neustadt an der Weinstraße
Schach und Wein! Nachdem die neunte Betriebssportmeisterschaft in Berlin stattfand, ging es diesmal ins beschauliche Neustadt an der Weinstraße. Da, wo das Herz der Demokratie schlägt (Hambacher Fest 1832), fühlen sich nicht nur Urlauber sondern auch Schachspieler wohl. Die Vorderpfalz ist als Urlaubsregion sehr beliebt, hat aber auch schachlich einiges zu bieten. Neustadt hat sich in den letzten zwei Jahren in der internationalen Schachszene durch die Ausrichtung der viel beachteten Pfalz-Open 2008 und 2009 mit vielen Titelträgern einen Namen gemacht. Desweiteren feiert der örtliche Post SV Neustadt in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Also ein guter Grund nach dem 79. Pfälzischen Schachkongress im März 2010 nun ein weiteres Schach-Highlight in der 54.000 Einwohner zählenden Stadt auszurichten.
Oberbürgermeister Hans-Georg Löffler eröffnete zusammen mit dem Internationalen Schiedsrichter Dr. Markus Keller am Freitag, dem 19.11.2010 um 10 Uhr das Turnier. 40 Teams hatten den Weg hierher gefunden und machten sich auf, den Deutschen Meister 2010 zu ermitteln. Titelverteidiger Gillette Berlin * war diesmal nicht mit dabei, zahlreiche "Wiederholungstäter" waren aber am Start. 23 Titelträger sorgten für ein hohes Niveau. Elo-Favoriten waren die Teams von SAP I (Durchschnitt 2291), Allianz Global Investors (2255) und SG Stern Stuttgart (2238). Für den Veranstalter war das Team des Fördervereins Amateur- und Jugendschach Neustadt am Start.
Anmerkung: Der P&G SK Gillette hat sich aufgelöst (DSB-Webmaster)
Die stärksten Einzelspieler waren mit IM Dr. Oswald Gschnitzer (ELO 2448, Team SAP I), IM Alexander Bangiev (2440, RASI 06), FM Ralf Müller (2427, SG Stern Stuttgart I) und IM Rüdiger Seger (2416, Deutsche Post Bonn) auf verschiedene Teams verteilt. Somit war für Spannung gesorgt.
Gespielt wurden am ersten Tag 4 Runden mit je einer Stunde Bedenkzeit, am zweiten und dritten Tag insgesamt drei Langpartien mit 2 Stunden/40 Züge plus 30 Minuten Rest.
Nachdem sich in der ersten Runde alle Favoriten durchsetzen konnten, geschah die erste Überraschung in Runde 2 durch das Europäische Patentamt I (Setzliste Platz 15), die sich gegen HUK Coburg I (Platz 4 der Setzliste) durchsetzen konnten. Per Lindberg sorgte mit seinem ganzen Punkt gegen Claus Schäffner für den Sieg, nachdem die anderen 3 Partien Remis endeten.
Runde 3 brachte dem späteren Turniersieger Allianz Global Investors die einzige Niederlage ein. Die Robert Bosch AG rang den zukünftigen Titelträger 2,5:1,5 nieder. Ansonsten waren alle Titelfavoriten weiter auf Kurs.
Gespielt wurde im Wohnstift GDA, einer Einrichtung für ältere Menschen. Einige Bewohner nutzten die Möglichkeit einfach mal zuzuschauen. Kleine Anekdote am Rande: Eine Bewohnerin kam mit ihrer Bekannten in den Spielraum, fragte laut: "Was machen die denn hier?" Antwort: "Schachspielen!" "Haben die denn sonst nichts zu tun?" Dies sorgte doch bei all den rauchenden Köpfen für mächtig Erheiterung.
Zurück zum Turnier: Runde 4 mit klaren Siegen für die Favoriten SAP I (4:0 gegen R+V Versicherung, Nummer 5 der Setzliste), SG Stern Stuttgart I (3:1 gegen Robert Bosch) und Allianz Global Investors (4:0 gegen BM für Ernährung).
In Runde 5 kam es zur ersten Spitzenpaarung: SG Stern Stuttgart I gegen SAP I. Jeweils Remis spielten FM Ralf Müller gegen IM Dr. Oswald Gschnitzer, FM Josef Gheng gegen FM Edwin Bach und Martin Landenberger gegen Dr. Martin Schrepp. Den entscheidenden Punkt holte hier Udo Scharrer gegen Antje Fuchs. 2,5:1,5 für SG Stern Stuttgart.
Auf dem Weg zum Titel hatte es die Allianz in der sechsten Runde mit der Nummer 3, SG Stern Stuttgart zu tun. In einem sehr engen Match sprang am Ende ein 2,5:1,5 Sieg heraus. FM Schramm gegen FM Ralf Müller sowie FM Wahedi gegen Martin Landenberger konnten ganze Punkte erzielen. Das Remis durch Dr. Hendrik Büscher gegen Udo Scharrer sicherte den Sieg.
Zum Abschluss am Sonntag kam es dann zum entscheidenden Duell der Elo-Favoriten Allianz und SAP I. Beide mit 10 Mannschaftspunkten nach 6 Runden vorne, lediglich getrennt durch einen Brettpunkt. Ebenfalls bei 10 Punkten und einen halben Punkt weniger die Mannschaft der SG Stern Stuttgart, die mit dem Europäischen Patentamt I die vermeintlich leichteste Aufgabe im Finale hatte. Spannung bis zum Schluss! Allianz gegen SAP 2:2. Jetzt kam es auf die SG Stuttgart an. FM Josef Gheng gegen Elmar Lichtenberger hieß die letzte und entscheidende Partie des Tages und des Turniers. Am Ende entschied die 50-Züge-Regel und führte zum Remis. Turm und Springer konnten gegen Turm nicht gewinnen. Somit auch hier ein 2:2, die Allianz stand als Deutscher Meister fest.
1. Allianz Global Investors 2. SG Stern Stuttgart 3. SAP I 4. Emco GmbH 5. R+V Versicherung
Ein hervorragendes Turnier spielte die Emco GmbH. Auf Platz 12 gesetzt landeten sie auf Platz 4 in der Gesamtwertung. Das Berliner Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg schaffte sogar einen Sprung um 14 Plätze (29/15). Weitere sehr gute Ergebnisse: Europäisches Patentamt II (33/21) sowie HBSC Trinkaus (20/10).
Die Brettwertungen verbunden mit einer Medaille:
1. IM Alexander Bangiev (RASI 06) 6,5/7 2. Wilfried Woll (E.ON edis AG) 6,5/7 3. FM Mario Hackel (SG Stern Mannheim) 6/7
1. FM Edwin Bach (SAP I) 6/7 2. Alexander Pilhöfer (SV Osram Augsburg) 5/5 3. FM Josef Gheng (SG Stern Stuttgart) 5/7 4. Martin Böhm (Robert Bosch AG) 5/7 5. IM Werner Beckemeyer (RASI 06) 5/7
1. FM Ahmad Siar Wahedi (AllianzGlobal Investors) 7/7 2. FM Matthias Bach (R+V Versicherung I) 5,5/7 3. WFM Anet Gempe (ADAC I) 5,5/7
1. WIM Martina Beltz (Emco GmbH) 6/7 2. Udo Scharrer (SG Stern Stuttgart I) 5,5/7 3. Claus Schäffner (HUK Coburg I) 5/7 4. Prof. Dr. Ulrich Breitschuh (Hochschule Anhalt) 5/7
1. WIM Martina Beltz (Emco GmbH) 6/7 2. WFM Anet Gempe (ADAC) 5,5/7 3. WFM Franziska Beltz (Emco GmbH) 5/7
1. IM Alexander Bangiev (RASI 06) 6,5/7 2. Robert Beltz (Emco GmbH) 4/7 3. Karl Dallmann (EADS Airbus II) 3,5/7
Die Vorsitzende des Fördervereins für Jugend- und Amateurschach Neustadt Monika Jäger sprach einen großen Dank an die Gastgeber aus und verteilte noch einige Weinpräsente.
Turnierdirektor Klaus Klein (Post SV Neustadt) und Dr. Markus Keller führten als bewährtes Team durch das Turnier. Insgesamt eine runde Sache. Zum Abschluss der Siegerehrung wurde noch auf die im Juni 2011 stattfindende Europameisterschaft der Betriebssportmannschaften hingewiesen. Als Austragungsort für die nächste Deutsche ist Stuttgart im Gespräch.
Dirk Hirse