Caruana steht dicht vor der Titelverteidigung

Die sechste Runde bot besondere Spannung für die Zuschauer, denn es ging auf die Zielgerade und die Führenden Liviu Dieter Nisipeanu und Fabiano Caruana lieferten sich ein Fernduell. Wobei Caruana auf dem Papier die einfachere Aufgabe mit der Chinesin Hou Yifan und den weißen Steinen hatte, als Dieter, der mit den schwarzen Steinen gegen „Big Vlad“ Kramnik spielen musste.

Dafür lief die Runde für Dieter vergleichsweise gut. Zwar konnte Caruana mit Weiß seine Partie, nach interessantem Verlauf, gegen die ehemalige Weltmeisterin gewinnen, aber auch Dieter hielt Schritt. Er konnte gegen Kramnik nicht den vollen Punkt holen, aber nachdem er unter intensiven Druck stand, fühlt sich der halbe Punkt fast wie ein ganzer an.

Kramnik wählte mit 1. Sf3 und 2. e3 einen eher ungewöhnlichen Aufbau, aber seine Strategie ging zunächst auf. Dieter konnte nichts gegen den entstehenden Isolani seinerseits tun, bzw. entwickelte nicht ganz das für den Isolani typische Gegenspiel. Im Endspiel musste er dann eben diesen Bauern spucken und kämpfte nun an mit einem Bauern weniger. Doch wer dachte, dass sich Dieter geschlagen geben würde, der irrte. Dieter zeigte eine großartige kämpferische Leistung und hielt die Partie.

Arkadij Naiditsch hatte es in der vorletzten Runde mit dem bisher unglücklich agierenden Ian Nepomnjaschtschi zu tun. In einem abgelehnten Damengambit erreichten die Spieler eine klassische Stellung, in der Weiß, in diesem Fall „Nepo“, versucht mit e3-e4 die Kontrolle und Initiative im Zentrum zu übernehmen. Zwar versuchte Arkadij alles um die Stellung im Gleichgewicht zu halten, doch „Nepo“ spielte eine großartige Partie, die er ohne großen Schlenker zum vollen Punkt verwerten konnte.

Georg Meier hatte es am „Independence Day“ mit dem Amerikaner Wesley So zu tun. Georg wartet im Turnier weiterhin auf seinen ersten Sieg, den er nach den bisherigen Partien mehr als verdient hätte. Auch gegen So spielte er wieder eine starke Partie, baute sich einen klaren Vorteil auf und viele deutsche Fans drückten die Daumen für den ersten vollen Punkt. Dazu reichte es nicht ganz, aber gegen einen Spieler wie So aus der Position der Stärke heraus einen halben Punkt zu machen, gehört auch einiges dazu.

Insgesamt also eher ein durchwachsener Tag mit 1 aus 3 für die deutschen Vertreter. Trotzdem bleibt Dieter mit einem starken Ergebnis bisher der Mann des Turniers. Heute kommt es zum großen Showdown zwischen Dieter und Caruana. Dieter könnte mit einem Sieg dieses Super-GM-Turnier gewinnen, bei Remis wäre Caruana Erster. Für alle die interessiert sind, heute werde ich wieder mit IM Georgios Souleidis für schach.de, also unserer Partner ChessBase kommentieren. Wir freuen uns bei sommerlichen Temperaturen auf viele Zuschauer!

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Jonathan Carlstedt