25. Februar 2015
Die deutsche Spielerdelegation in Israel ist nun doch zu fünft, wie ursprünglich einmal angekündigt. FM Arkadius Georg Kalka aus Dortmund stand zwar im Vorfeld auf der Teilnehmerliste aber nach Turnierbeginn nicht auf der Paarungsliste der ersten Runde. Am Ende des Turniertages hatte er aber dann doch sein Ergebnis. Leider eine Null gegen einen ukrainischen Großmeister.
Erfolgreicher begann das Turnier für einen zweiten Deutschen. Sebastian Fischer gelang mit Schwarz ein Remis gegen den 2600er GM Zdenko Kozul.
Auf ein ähnliches Husarenstück bereitete sich unser Berichterstatter Ralf Schnabel gegen GM Emil Sutovsky vor. Doch dann klingelte sein Telefon - und der Schiedsrichter war dran...
Doch geben wir dem Berliner selbst das Wort. Bei der Live-Übertragung stand nämlich nach 1. e4 von Sutovsky ein 1:0. Um 13:45 Uhr bekam ich noch eine E-Mail von Ralf: "Bin gerade dabei, mich auf Sutovsky vorzubereiten :-)". Vielleicht hätte ich ihn noch warnen können, hätte ich die E-Mail gleich gelesen. 13:45 Uhr plus eine Stunde wäre eine Viertelstunde vor Rundenbeginn.
Gestern Morgen habe ich mit einem anderen deutschen Teilnehmer, Sebastian Fischer aus Stuttgart, gut gefrühstückt und mich nett unterhalten. Dabei haben wir schon einmal eine gemeinsame Besichtigung von Yad Vashem verabredet. Danach, beim obligatorischen Technical Meeting, gut zugehört und alles registriert. Unter anderem gibt es keine Sofia-Regel und auf den Raucherplatz dürfen nur Raucher; was von "Spionen" kontrolliert wird... Jegliche Unterhaltungen sind verboten, angesprochen werden darf nur der Schiedsrichter. Und davon gibt es für jeweils 12 Bretter immer einen. Außerdem gilt für die 1. Runde Null-Toleranz, ansonsten eine halbe Stunde. Dann noch Dieter (Red.: Nisipeanu) kurz Hallo gesagt und nach einem Snack ging es an die Vorbereitung.
Ein Freund aus Berlin, der Trainer meines Sohnes, lässt mich über das Internet an seinem vor Kraft strotzenden Computer teilhaben und so wollte ich meinem Gegner, Emil Sutovsky, in einer alten Variante etwas Neues vorsetzen. Als ich mit der Vorbereitung fertig war, klingelte meine Telefon. Das war dann der Schiedsrichter, der mich informierte, dass ich nun verloren hätte. Wie das? Ganz einfach, mein Notebook hatte noch die Berliner Zeit, und damit war es nicht eine halbe Stunde vor, sondern eine halbe Stunde nach dem Start der Runde, also 15 Uhr Jerusalem Ortszeit. So ein Computer ist eben kein iPhone - das hatte sich bereits am Flughafen in Tel Aviv an die neue Zeit gewöhnt...
Als ich mich bei Emil entschuldigte meinte er, er hatte sich auf Aljechin vorbereitet - aber zu der Partie wird es wohl nie mehr kommen.
So hatte ich also Zeit für einen Stadtrundgang. Die Viertel, die ich durchquerte waren nicht eben schön, dafür bergig und von immer gleicher Architektur. Nachdem der dritte Geldautomat mir keinen Schekel herausrücken wollte - hatte der Gedankenleser von gestern Abend doch mit meiner VISA-Karten-PIN Unsinn angestellt -, erlöste mich der vierte Automat und rettete mich nebenbei vor dem Verdursten. Nach drei Stunden qualmten meine Füße und ich machte mich auf den Rückweg. Hier spielte Dieter immer noch, aber seine Mimik lies nichts gutes Erahnen. Und tatsächlich - er kämpfte mit Weiß in einem Turmendspiel mit Minusbauer um das Remis, auch nicht der beste Start.
So heute beginnt dann hoffentlich auch mein Turnier.
Ralf Schnabel
Soweit der Berliner aus Jerusalem. Ausgeruht bekommt er es heute mit einem etwas leichteren Gegner zu tun, Elo 18 noch was.
Hier noch seine Bilder von der Anreise und vom ersten Tag:
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19476