11. September 2018
Seit über 12½ Jahren kommt an Elisabeth Pähtz in Deutschland niemand mehr vorbei. Im Januar 2006 stürmte sie zum zweiten Mal nach Juli 2005 an die Spitze der deutschen FIDE-Ratingliste. Im Oktober 2005 konnte Ketino Kachiani-Gersinska noch einmal die Führung zurückerobern, die sie im Januar 1994 erstmals übernahm. Doch seit Jahresbeginn 2006 war die damals knapp 21-Jährige nicht mehr zu verdrängen. Sie eroberte zu dieser Zeit erstmals auch einen Platz in der Top-40 der weltbesten Frauen. Schon drei Monate später knackte sie die Top-30, im Mai 2010 war die Top-20 dran.
Seit der am 31. August veröffentlichten Septemberliste gehört Elisabeth Pähtz nun zum ersten Mal zur Top-10 der Welt. Die spanische Mannschaftsmeisterschaft in Linares brachte ihr die entscheidenden Elopunkte, wie 2700chess.com vorab meldete. Wenige Tage später bestätigte die FIDE die Berechnung dieses Portals.
Euphorisch gestimmt durch Platz 10 und die damit verbundene bisher höchste Elo 2513, konnte Elisabeth gut gelaunt am ersten Septemberwochenende nach Stockholm fliegen, wohin sie Schwedens Vorzeigespielerin Pia Cramling eingeladen hatte. Der schwedische Schachverband hatte der Frauenweltranglistenersten von 1984 ein Turnier geschenkt. Drei ihrer langjährigen Wegbegleiterinnen reisten nach Skandinavien, neben Elisabeth noch Ketewan Arachamia-Grant (Schottland) und Almira Skripschenko (Frankreich).
Bereits vor der letzten Runde stand die Deutsche als Siegerin des doppelrundigen Schnellschachturniers fest. Die abschließende Niederlage gegen die Gastgeberin war nur noch Makulatur.
Pl. | Name | Land | Elo | RElo | Pkt. | 1 | 1 | 2 | 2 | 3 | 3 | 4 | 4 |
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1. | IM Elisabeth Pähtz | 2513 | 2506 | 4,5 | x | x | ½ | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 | |
2. | GM Pia Cramling | 2465 | 2408 | 4,0 | ½ | 1 | x | x | ½ | ½ | 1 | ½ | |
3. | IM Almira Skripschenko | 2414 | 2371 | 2,0 | 0 | 0 | ½ | ½ | x | x | ½ | ½ | |
4. | GM Ketewan Arachamia-Grant | 2345 | 2323 | 1,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | ½ | ½ | x | x |
Die FIDE begann erst Ende der 1960er Jahre mit der Einführung von Wertungslisten auf Grundlage des Systems von Prof. Arpad Elo. Der 1913 in die USA mit seiner Familie eingewanderte Ungar nahm sich als Startdaten Turniere aus den 1960er Jahren und errechnete daraus eine Rangliste. Die FIDE übernahm das System und veröffentlichte im Juli 1971 die erste offizielle Liste, nachdem in den Jahren zuvor bereits inoffizielle Listen kursierten. Wojciech Bartelski, der die wunderbare Website www.olimpbase.org 2003 ins Leben rief, hat mit internationaler Hilfe zahlreiche FIDE-Ratinglisten zusammengetragen, aus denen ich mich für meine Recherchen bedient habe. Dadurch ließ sich relativ einfach ermitteln, ob und überhaupt eine deutsche Schachspielerin vor Elisabeth Pähtz bereits zu den besten Zehn gehörte. Schachgeschichtlich interessierten Personen fallen jetzt bestimmt Namen wie Sonja Graf oder Edith Keller-Hermann ein. Doch es ist eine andere, die es bereits geschafft hat: Barbara Hund!
Die heute 58-Jährige gehörte in den 1980er Jahren zur erweiterten Weltspitze war im Januar 1983 die Nummer 9 der Welt! Die Elozahl von 2270 war zwar bescheiden, doch damals wurden bei Weitem noch nicht so viele Turniere und Spieler ausgewertet. 1991 wechselte Hund die Föderation und spielt seitdem für die Schweiz.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 8643