16. November 2015
Die dritte Runde der Mannschaftseuropameisterschaft im isländischen Reykjavik ist Geschichte und wieder gibt es Nachrichten und gute Nachrichten aus deutscher Sicht.
Die Herren durften gestern gegen Gastgeber Island ran, die mit einem Eloschnitt von 2557 nicht zu unterschätzen waren. Gestern hatte Georg Meier seinen freien Tag, dafür durfte Rainer Buhmann wieder mitmachen. Als Favorit in die Runde gegangen, konnte sich keiner der deutschen Spieler einen überwältigenden Vorteil erspielen. Die Deutschen waren aber auch nirgends in Schwierigkeiten.
Die besten Chancen hatte, neben Rainer, eventuell noch Liviu Dieter Nisipeanu an Brett 1. Gegen das isländische Spitzenbrett Hannes Stefansson erarbeitete sich Dieter einen soliden Vorteil und versuchte den vollen Punkt zu holen. Doch sein Gegner wehrte sich mit Händen und Füßen, um am Ende den halben Punkt zu holen.
Daniel an 2 konnte mit Weiß keinen großen Vorteil erlangen. Zwar hatte er die leicht angenehmere Stellung, doch nach 32 Zügen wurde auch hier die Friedenspfeife geraucht.
Rainer gestaltete seine slawische Verteidigung grundsolide, er nahm in der Eröffnung, typisch für diese Art von Stellung, einen Bauer mit. Dafür bekam sein Gegner das entsprechende Gegenspiel. Doch zwischenzeitlich war die Kompensation weg und Rainer stand klar besser. Nach wenigen Zügen entglitt die Stellung jedoch in ein remisen Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern.
Dann bleibt also noch Dennis Wagner an Brett 4, der bisher ein grundsolides Turnier spielt. Und auch gegen Henrik Danielsen war das so. Im Mittelspiel hatte er einigen Druck gegen die gegnerische Stellung. Diesen versuchte er in was Handfestes zu verwandeln. Was wiederum leider nicht gelang und so endete auch die vierte Partie in einer Punkteteilung.
Am Ende steht also ein 2:2 gegen stark aufspielende Gastgeber. Die deutschen Herren hätten sich zu diesem Zeitpunkt sicherlich den einen oder anderen Mannschaftspunkt mehr erhofft. Aber das Turnier steht noch am Anfang und unsere Jungs haben noch alle Chancen viele Punkte zu sammeln. Am besten sollte damit in der 4. Runde gegen Schweden gestartet werden.
Die Stars des Tages waren wieder die Damen. Gegen die Spanierinnen waren unsere Frauen auf Augenhöhe und konnten den Tag mit einem souveränen Sieg für sich entscheiden. Die nötige Sicherheit gab es durch das Küken der Mannschaft, Josefine Heinemann, die ihre Gegnerin überzeugend schlagen konnte. Josefine spielte die Maroczy-Variante. Zwar bin ich hier kein Experte, aber ich denke, dass die Spanierin Josefine noch ein Tempo schenkte. Das noch größere Geschenk kam aber nach der Eröffnung in Form einer ganzen Leichtfigur.
Der nächste volle Punkt kam von Melanie, die gegen Niala Collazo den beschleunigten Drachen wählte. Melanie zeigte sich gut präpariert und konnte schnell Ausgleich erzielen und sich anschließend einen Vorteil erarbeiten, der sich im 30. Zug in einem vollen Punkt manifestierte.
Der dritte Punkt zum Sieg wurde von Brett 1 erspielt. Elisabeth spielte zum zweiten mal 1...c5 gegen 1. e4. Wieder wollte ihre Gegnerin keine der Hauptvarianten testen. Doch Elisabeth störte das nicht. Sie transformierte die Bauernstruktur in die einer französischen Verteidigung. Dort kennt sie sich aus und so dauerte es nicht lang bis Elisabeth eine Gewinnstellung erhielt und diese in einen vollen Punkt verwandelte.
Nun kommen wir zum Pechvogel des Tages. Filiz spielte eine grandiose Partie vergaß die Zeit und ließ die Uhr auf 0 runterlaufen. Das tut weh. Gelegentlich spiele ich mit Filiz auf dem gleichen Turnier, zuletzt in Berlin bei der Schnellschach-WM aber auch beim GM-Turnier in Ströbeck, wo ich sogar gegen sie spielen musste. Auch damals hatte sie einen schweren Start, der in einer sehr unglücklichen Niederlage gegen mich gipfelte. Doch davon ließ sich Filiz nicht einschüchtern und machte am Ende dank eines starken Sieges gegen GM Bogner sogar eine Norm. Genau das kann sie auch in Island schaffen, denn wenn Filiz erst mal ihre Form gefunden hat, ist sie nicht zu bremsen.
Heute geht es für die Frauen gegen Rumänien. Ein Duell auf Augenhöhe, wir fiebern weiter mit!
10 | Island | Elo | 2:2 | Deutschland | Elo |
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1 | GM Hannes Stefansson | 2602 | ½:½ | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2683 |
2 | GM Hedinn Steingrimsson | 2566 | ½:½ | GM Daniel Fridman | 2627 |
3 | GM Hjorvar Steinn Gretarsson | 2561 | ½:½ | GM Rainer Buhmann | 2619 |
4 | GM Henrik Danielsen | 2500 | ½:½ | GM Dennis Wagner | 2575 |
5 | Spanien | Elo | 1:3 | Deutschland | Elo |
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1 | IM Sabrina Vega Gutierrez | 2392 | 0:1 | IM Elisabeth Pähtz | 2462 |
2 | IM Ana Matnadze | 2353 | 1:0 | WIM Filiz Osmanodja | 2291 |
3 | WIM Niala Collazo Hidalgo-Gato | 2259 | 0:1 | WGM Melanie Ohme | 2301 |
4 | WGM Monica Calzetta Ruiz | 2252 | 0:1 | Josefine Heinemann | 2224 |
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20476