23. Juni 2015
Als die Ausschreibung zum Challenge veröffentlicht wurde, war Alexander Donchenko als einer der Ersten auf der Meldeliste zu finden - nicht ahnend, dass er nur wenige Wochen später von Bundestrainer Dorian Rogozenco für das Hauptturnier nominiert würde. Alexander kann sich also das Qualifikationsturnier "sparen" und gleich oben einsteigen. Zusammen mit den "alten Hasen" Georg Meier und Daniel Fridman, muss er nun den Siegern aus dem Challenge die Stirn bieten.
DSB: Du bist zweifelsohne ein sehr starker Schachspieler, hast gerade den GM-Titel erhalten, dennoch hätten außenstehende Schachkenner eher mit der Nominierung von Arkadij Naiditsch oder Liviu-Dieter Nisipeanu gerechnet. War die Nominierung auch für Dich eine Überraschung? Was bedeutet Dir die Teilnahme am German Masters?
A.D.: Die Nominierung kam für mich tatsächlich überraschend, aber natürlich ist es schön, wenn einem die Qualifikation abgenommen wird. Die Teilnahme an einem starken Turnier ist selbstverständlich auch wünschenswert, weswegen mir die Nominierung ein eben solches Turnier garantiert.
DSB: Was hältst Du von dem originellen Turnierformat des German Masters 2015?
A.D.: Ich denke, dass es prinzipiell eine gute Idee ist, offene Qualifikationsplätze zu bieten, damit, im Vergleich zum Vorjahr in Baden-Baden, auch nicht nominierte Spieler die Chance erhalten, sich zu beweisen. Kritisch ist meiner Ansicht nach die Zeitkontrolle, da ein Schnellschachturnier keine zuverlässige Grundlage darstellt, die besten klassischen Spieler herauszufiltern. Dieses Detail wird allerdings vermutlich dem parallelen Open geschuldet sein, um das Challenge für alle Teilnehmer attraktiver zu machen.
DSB: Was hältst Du von originellem Turnierdesign im Allgemeinen? Findest Du als Spieler so etwas spannend oder bevorzugst Du die klassischen Spielmodi?
A.D.: Prinzipiell halte ich gelegentliche Experimente mit den Turniermodi für durchaus vertretbar, solange sie nicht beispielsweise bei Turnieren des WM-Zyklus dazu führen, dass jede Stetigkeit des Austragungsformats verloren geht.
DSB: Glaubst Du, dass Deine Gewinnchancen letztendlich besser oder schlechter sind bedingt durch die Tatsache, dass sich Deine Gegner mit Schnellschach qualifizieren müssen?
A.D.: Grundsätzlich finde ich, dass es von Nutzen sein kann, sich vor dem Turnier „warm zu spielen“, insbesondere, da bei nur fünf Runden Müdigkeit kaum eine Rolle spielen wird. Andererseits kann ich mich schon länger auf das Turnier einstellen und vorbereiten, deshalb wird es wahrscheinlich darauf ankommen, welche Aspekte bei den Qualifikanten stärker ins Gewicht fallen werden.
DSB: Klaus Deventer (Vizepräsident für Sport) sagte, er wage die Prognose, dass Du beweisen wirst, dass Du in das Teilnehmerfeld gehörst. Setzt Dich diese Aussage besonders unter Druck?
A.D.: Ich glaube nicht, dass mich diese Prognose zusätzlich unter Druck setzten wird. Als Schachspieler versucht man meistens, zunächst die eigenen Erwartungen zu erfüllen, welche oft hoch genug sind, damit man keine Zeit mehr hat, sich um etwas anderes zu sorgen.
DSB: Welche Platzierung hast Du Dir als Ziel gesteckt?
A.D.: Da die Hälfte des Teilnehmerfeldes noch nicht bekannt ist, fällt es schwer, ein Ziel zu formulieren. Wahrscheinlich würde ich mir die obere Hälfte als Ziel setzen.
DSB: Wärest Du nicht nominiert worden, hättest Du Dich für das Challenge angemeldet?
A.D.: Ehrlich gesagt meldete ich mich als einer der Ersten für das Challenge an, was übrigens auch
Beweis genug sein sollte, dass die Nominierung unerwartet für mich kam.
DSB: Du hast gerade Dein Abi absolviert, wie geht es nun für Dich (schachlich) weiter?
A.D.: Ich werde mich wahrscheinlich in nächster Zeit für einen Studiengang entscheiden müssen, wobei ich allerdings hoffe, dass mir in jedem Fall genug Zeit bleibt, um weiterhin aktiv Schach zu spielen und mich darin zu verbessern.
DSB: Alexander, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg beim German Masters!
Einleitungstext und Fragen DSB von Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19907