22. September 2022
Noch bis zum 27. September läuft im georgischen Batumi die Kadetten-WM (U8-U12), bei der auch einige deutsche Spielerinnen und Spieler am Start sind, von denen einer noch gute Chancen auf eine Medaille hat. Am heutigen Donnerstag ist nach rund der Hälfte der Runden ein Ruhetag. Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler berichtet.
Das sang einst Marius Müller-Westernhagen. So ging es mir bei der Ankunft in Batumi. Das erste mal 2006 mit dem Jugendweltmeister Arik Braun und vielen zukünftigen Nationalspielern und Nationalspielerinnen. Wer erkennt die meisten Personen auf dem Bild?
Anno 2022 ist die Lage eine andere. Direkt aus Rumänien ankommend (der DSB berichtete) übernahm ich den Staffelstab von Sportdirektor Kevin Högy. Dieser hatte dankenswerter Weise die Delegationsleitung für eine geordnete Anreise und die ersten Tage übernommen. Die Kadetten-WM ist gut besucht. Das liegt an mehreren Faktoren. Das angrenzende Russland hat Sicherheitsgarantien erhalten und so nehmen über 70 unter FIDE startende junge Russen und Russinnen teil. Kasachstan hat eine ebenso große Delegation entsandt. Georgien ist zahlreich vertreten und nicht zuletzt sind die USA natürlich in „ihr Georgien“ geflogen. Seit Beginn der 2000 der Jahre investieren die USA in Georgien Milliarden Dollar. Einige davon stehen als Hotels an der Strandpromenade.
Die deutsche Delegation ist mit sechs Jungen und vier Mädchen in allen Altersgruppen am Start. Aussichten auf einen Top-Ten-Platz dürfen allenfalls Hussain Besou in der U12 zugesprochen werden. Dort sind 156 Jungen auf der Liste. Das gibt ein ordentliches Gerangel um die Plätze. Aktuell liegt Hussain mit 5 Punkten aus 6 Partien auf dem sechsten bzw. geteilten dritten Platz, einen Punkt hinter dem Führenden Nho Kiet Dinh aus Vietnam.
Das sang eine andere wunderbare Band. „Wir sind Helden“ meinten wohl in erster Linie sich selbst; ich spreche jedoch vom Entero-Virus. Wir kommen damit zur unappetitlichen Seite der Weltmeisterschaften. Es gibt reihenweise Partieabsagen weil Spieler nicht spielfähig sind. Erbrechen, Übelkeit und Schlappsein sind die Symptome des endemischen Entero-Virus hier in Batumi. Auch die Deutschen waren und sind mehr oder weniger stark betroffen. Aufmerksame Tabellenleser finden heraus, ob ein Deutscher oder etwa sein Gegner nicht am Brett saß?! Eltern, Trainer, Schiedsrichter der Virus macht keine Unterschiede. Jetzt stelle man sich einen Turniersaal mit über 400 Spielern, 10 potentiellen Entero-Infizierten, 10 potentiellen COVID-Infizierten und 50 aufgeregten U8 Spielern vor. Alle Eltern sind in Panik. Glück im Unglück: Entero verursacht kein Fieber. Das macht die Unterscheidung für die Ärzte einfacher.
Zeit aufzutanken und sich für den Endspurt fit zu machen. Ein Ausflug zur Römerfestung, eine Busfahrt zum Wasserfall, ein Besuch der Delfinshow, ein Stadtbummel … der Möglichkeiten gibt es viele. Vielleicht halten wir es zum Abschluss mit Reinhard Mey: In „Über den Wolken“ singt er „Alle Ängste, alle Sorgen, blieben dahinter verborgen. Würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“
Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 24327