Peter Krauseneck gewinnt Titel Nummer 2 - nach 24 Jahren!

Josef Maus

Dem Bamberger Neurologieprofessor Peter Krauseneck ist es nach 24 Jahren gelungen, am 15. April in Bad Homburg zum zweiten Mal die Deutsche Ärztemeisterschaft zu gewinnen. Und als ob das nicht schon als Superlativ ausreicht, gehört er auch zu jenen sechs Spielern, die keine der bisher 26 Meisterschaften versäumt haben! Neben ihm schafften das auch noch Dr. Matthias Birke (Keltern), Dr. Matias Jolowicz (Salzgitter), Dr. Martin Schaefer (Wuppertal), Dr. Kurt Baum (München) und Dr. Branko Spasojević (Bad Oeynhausen). Und wahrscheinlich müßte auch der Erfinder der Ärztemeisterschaft, Dr. Helmut Pfleger - obwohl er selbst wohl nie mitspielte, zu den Dauergästen des Turniers gezählt werden.
Neben den "Turnierveteranen" konnten unter den 134 Ärztinnen und Ärzten auch zwanzig Neulinge begrüßt werden. Ein Neuling war mit Sicherheit auch DSB-Präsident Ullrich Krause, der es sich nicht nehmen ließ die Meisterschaft persönlich zu besuchen und Peter Krauseneck zum Erfolg zu beglückwünschen.

Auf dem dreitägigen Programm in der 838 Jahre alten Stadt in Hessen stand nicht nur die Meisterschaft selbst, sondern auch zwei Simultanveranstaltungen mit den Großmeistern Dr. Helmut Pfleger und Uwe Bönsch, ein Vortrag über Lasker mit Dr. Michael Negele - sekundiert von Pfleger, ein Blitzschachturnier und ein Ausflug für die Begleitpersonen der schachspielenden Ärztinnen und Ärzte.
Eröffnet wurde die Meisterschaft von einem von der Stadt Homburg gestifteten Bankett am Freitagabend. Oberbürgermeister Alexander Hetjes begrüßte mit launigen Worten die Gäste und lud diese auch gleich für das kommende Jahr (15. - 17. März) in seine Stadt ein.

Das 11-rundige Blitzschachturnier konnte Dr. Hans-Jörg Cordes überlegen mit 10½ Punkten gewinnen. Er distanzierte die nächstplazierten Dr. Stefan Müschenich, Dr. Patrick Stiller und Dr. Peter Dorner um jeweils zwei Punkte.
Beim Simultan dominierten die beiden Großmeister ähnlich wie Cordes beim Blitzschach. Uwe Bönsch saßen 23 Gegner gegenüber und er gestattete nur zweien eine Punkteteilung. Helmut Pfleger ließ es mit nur 12 Gegnern scheinbar etwas gemütlicher angehen. Er mußte allerdings ein Uhren-Handicap bestreiten, was er mit 10 Siegen und zwei Remis souverän meisterte.

Das Ringen um die 26. Meisterschaft begann am Sonnabend. Am erfolgreichsten von den Favoriten über DWZ 2000 war der spätere Turniersieger. Nach 8 Runden lag Krauseneck praktisch uneinholbar mit 7½ Punkten in Führung. Um einen ganzen Punkt hatte er ein Verfolgerquartett mit Oliver Bucur, Giampiero Adocchio, Hans-Jörg Cordes und Helmut Jacob schon distanziert. Wer nun ein gemütliches Remis des Spitzenreiters in der letzten Runde erwartet hatte, sah sich getäuscht. Krauseneck spielte mit Schwarz gegen den rumänischstämmigen Oliver Bucur - und es wurde die letzte(!) Partie des Turniers. Bucur gewann durch Zeitüberschreitung und da er - so wie auch der gebürtige Hesse Giampiero Adocchio - mit Krauseneck gleichziehen konnte, mußte das "Zielfoto" über den Einlauf entscheiden. Hier sah die dafür herangezogene Buchholzwertung Krauseneck vor Bucur und Adocchio als Rangfolge vor. Nochmal Glück gehabt dank Bruno Buchholz, der diese Wertung in den 1930er Jahren erfand.

In der sechsten Runde am Sonnabend gab es leider einen tragischen Zwischenfall, als Dr. Benedict Ungar am Brett zusammenbrach. Trotz sofortiger Erster Hilfe durch die anwesenden Mediziner und eines hinzugerufenen Notarztes verstarb der 81-Jährige. Beim abendlichen Lasker-Vortrag und bei der Siegerehrung am Sonntag gedachten die Anwesenden des Verstorbenen.

Zum Rahmenprogramm der Meisterschaft gehörte am Sonnabendnachmittag eine Besichtigung des Bad Homburger Schlosses mit abschließender Kaffee- und Kuchenrunde in einem historischen Saal des Schlosses. Hieran nahmen etwa 26 Gäste teil, zumeist Begleiterinnen und Begleiter der Schachspieler.

Den Vortragsabend am gleichen Tag gestaltete Dr. Michael Negele mit Unterstützung von Dr. Helmut Pfleger, der am Demonstrationsbrett dazu Schachstellungen zeigte. Das Thema des zweieinhalbstündigen Referats war "Die Sphinx Emanuel Lasker und das Begreifen seiner Welt - Warum Emanuel Lasker bedeutend bleibt ... Zum 150. Geburtstag des einzigen deutschen Schachweltmeisters". Etwa 60 bis 80 Gäste lauschten den Beiden und diskutierten anschließend angeregt und ausführlich mit den Referenten - darunter auch DSB-Präsident Ullrich Krause und sein Amtsvorgänger Herbert Bastian. Dr. Negele, der beim DSB Beauftragter für Schachgeschichte und Schachkultur ist, glänzte dabei mit einem umfassenden Detailwissen über den einzigen deutschen Schachweltmeister.

Dr. Helmut Pfleger resümiert: "Für den äußerst turniererfahrenen Horst Metzing [Mitorganisator, d. Red.] ist es angesichts seiner familiären Atmosphäre das schönste Turnier überhaupt. Neben dem unermüdlichen Organisator Josef Maus, dem früheren stellvertretenden Chefredakteur des Deutschen Ärzteblatts, der wie stets vorbildlich von seiner Frau und Tochter Katharina unterstützt wurde, hat die seit vielen Jahren bewährte Turnierleitung mit Jürgen Dammann, Alexander Krauth und Reinhold Faißt sehr zum Erfolg auch in diesem Jahr beigetragen."

DSB-Turnierseite (mit Fortschritts- und Blitzturniertabelle)

Frank Hoppe
(nach Informationen von Helmut Pfleger und Josef Maus)