22. September 2015
Das wichtigste zuerst: Die deutsche Delegation ist vollständig und wohlbehalten in Poreč angekommen. Bei individueller Anreise fällt es in einem großen Hotelkomplex nicht leicht, den Überblick abzuhalten, aber als Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler gestern Mittag zum Zählappell rief, waren alle SpielerInnen mitsamt Betreuern und Eltern vollzählig versammelt. Die äußeren Rahmenbedingungen sind sehr gut, das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite: Auch die kroatische Sonne brennt im beginnenden Herbst nicht mehr gar so unbarmherzig herunter, sondern sorgt für angenehme Temperaturen, die sich selbst am Mittag mit einer leichten Brise vom Meer und im Schatten der Pinien bestens aushalten lassen.
Doch wir sind ja nicht zum Urlauben hier, sondern zum Schachspielen. Und so richtig fing das Turnier ja schon vorgestern an. Die Eröffnungsveranstaltung fand im Freien vor einer kleinen Bühne statt. Nur wenige Teilnehmer fanden sich zu dieser Pflichtveranstaltung ein, und die Anderen dürften ihr Fernbleiben nicht bedauert haben. Immerhin habe ich zwei Dinge gelernt, die mir vorher nicht bekannt waren: Das Schachbrettmuster im Wappen Kroatiens soll der Legende nach an den kroatischen König Stjepan Držislav erinnern, der die Provinz Dalmatien beim Schachspiel mit dem Dogen von Venedig gewonnen haben soll. Das entnahm ich dem Grußwort des FIDE-Präsidenten Kirsan Iljumschinow, das bei Eröffnungsfeier verlesen wurde. Leider ist diese Geschichte wohl wirklich zu schön um wahr zu sein: Wikipedia kennt eine ähnliche Legende ebenfalls, weist aber schnöde darauf hin, dass das Wappenschild erst 500 Jahre später entstand. Ebenfalls neu war mir, dass auch in Istrien eine Form des Dudelsacks zum Musizieren (wenn man es denn so nennen mag) verwendet wird - den hatte ich bisher für eine ausschließlich schottische Spezialität gehalten. Klang ziemlich schräg, aber wiederum bei Wikipedia habe ich gelesen, dass das an der für die übrigen Europäer sehr ungewohnten Tonskala liegt, die der Volksmusik Istriens zugrunde liegt.
Der Bustransfer verlief zumindest am ersten Tag etwas chaotisch. Allerdings war der Fußmarsch von ca. 20 Minuten nicht wirklich unzumutbar, so dass alle Spieler rechtzeitig die ziemlich futuristisch anmutende Sporthalle erreichten. Diese bietet nicht nur den Aktiven recht gute Bedingungen, sondern erlaubt auch den mitfiebernden Eltern und Zuschauern immerhin einen Blick von der Tribüne.
Die Ergebnisse des ersten Tages bewegen sich insgesamt im Bereich der Erwartungen: Der in der U16 an 3 gesetzte Dmitry Kollars gewann seine wichtige Auftaktpartie recht sicher, auch Annmarie Mütsch (Startplatz 14 in der U14w) wurde ihrer Favoritenstellung gerecht. Melanie Müdder (Rang 34 in der U12w) durfte sich gleich in der ersten Runde mal an Tisch 2 versuchen - leider erfolglos. Die Bilanz insgesamt: 8,5 Punkte für unsere 18 Starter. Die nächste Runde beginnt bereits heute um 10 Uhr. Alle Ergebnisse der deutschen Teilnehmer liefert Chess-Results.
Viele Bretter werden live übertragen, so dass sich auch ein Blick auf die Turnierhomepage immer lohnt:
Hier einige erste Fotoimpressionen:
Bernd Rosen
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20244