1. März 2015
Beinahe wollte ich eine Vermißtmeldung absetzen, als ich heute Morgen endlich die ersten Bilder von Ralf Schnabel's Ausflug an das Tote Meer in der Cloud vorfand. Kurz vor der Runde kam nun auch der dazugehörende Bericht. Und endlich hat Ralf's Fangemeinde wieder was zu lesen und zu sehen!
Am Freitagabend, mit Sonnenuntergang begann hier in Jerusalem der Sabbat. Es gelten dabei einige Regeln, nur eine Besonderheit möchte ich erwähnen - so wie es der Schiedsrichter vor der 4. Runde auch tat: Neben dem Judentum feiern auch die Fahrstühle den Sabbat: Nur die Hälfte der Fahrstühle im Hotel bewegen sich, die andere Hälfte nur sehr langsam. Und vielleicht noch etwas - Dieter, Sebastian und ich wollten nach dem Dinner in der Stadt noch etwas trinken gehen. Aber Jerusalem war wie ausgestorben - wo sonst gerast und mit wachsender Begeisterung lang anhaltend gehupt wird, war kaum ein Auto zu sehen. Und von den 933.000 Einwohnern waren nur drei unterwegs, wir. Ich lud dann Dieter zu einem völlig überteuertem Bier an die Hotelbar ein...
Am Samstag war zeitig aufstehen angesagt, 9 Uhr fuhren ein Gros der ausländischen Teilnehmer mit drei Reisebussen an das Tote Meer. Schon der Weg am Westrand des Jordangrabens war beeindruckend. Die Sperranlagen zwischen Israel und Westjordanland (West Bank) kurz hinter Jerusalem erinnern unangenehm an die Berliner Mauer. Die Grenzkontrollen galten eher Palästinensern, Fahrzeuge mit israelischem Kennzeichen wurden meist durchgewunken. Unser Reiseleiter erklärte uns, das Israel das einzige Land sei, welches der Wüste die Stirn biete und diese versucht zu bewirtschaften. Hauptproblem sind die Hitze und die 7 bis 8 Monate ohne Niederschlag im Jahr. Wir hatten Glück, dass wir hier im "Winter" sind, so herrschten nicht wie im Sommer 40 Grad im Schatten, sondern angenehme 25 Grad Celsius. Trotzdem freute ich mich, dass David (Navara) seine Sonnencremevorräte mit mir teilte. Erwähnte ich bereits, das er mein Lieblingsturniersieger sein soll?
Hauptziel des Ausfluges war die Burg Masada. Sie hat eine beeindruckende und in der israelischen Bevölkerung tief verwurzelte Geschichte. Nur ganz kurz: Hier ergaben sich im Jahre 74 n. Chr. etwa 960 jüdische Festungsbewohner den Römern, bevor diese die Festung mittels einer Rampe einnahmen. Ergaben ist allerdings nicht ganz korrekt - sie brachten sich alle selbst um, lieber wollten sie tot sein, als missbraucht und versklavt zu werden. Wir lernten viel über die damaligen Gegebenheiten, die Eigenheiten des Königs Herodes I. und die Genialität der Menschen bezüglich des Sammeln von Wasser, da haben wir das Problem wieder...
Das wertvolle Gut wurde über diverse Kanäle in riesige Zisternen in den Berg geleitet und konnte dort Jahre überdauern.
Nach dem Lunch ging es zum Baden ins Tote Meer, dem tiefstgelegenen See der Erde. Ich kenne ja aus der Therme von Bad Wilsnack das 12%ige Sole-Außenbecken, aber im Toten Meer liegt der Salzgehalt bei etwa 30%! Das Bad im recht warmen Wasser wurde zu einem einmaligem Erlebnis. Unser Reiseleiter warnte uns allerdings, dass Wasser nicht in die Augen zu lassen, oder gar zu trinken. Was ausgiebig betrieben wurde, war das Einreiben des Körpers mit dem schwarzbraunen Meeresboden, welchem, wie dem Wasser selbst, allerlei heilende Wirkung zugesprochen wird. In der 5. Runde werden wir sehen, ob es was geholfen hat.
Auf dem Rückweg nach Jerusalem, an der wir auch die tiefste Landstelle der Erde passierten, schliefen einige ein, was angeblich dem hohen Sauerstoffgehalt (5 % erhöht gegenüber Meereshöhe) sowie dem Bromidgehalt des Toten Meeres zuzuschreiben ist.
Für mich war der Abend aber noch lange nicht beendet. Es stand noch ein Bier-Schach-Turnier im Zentrum Jerusalems auf dem Programm. Das Startgeld von 100 Schekel schloss ein Bier in jeder ungeraden Runde (1,3,5,7,9) ein. Die Regel war wie folgt: Blitzschach (4min+2sec) und direkt vor Partiebeginn war das Bier zu leeren. Wer ausgetrunken hat, startet die Partie. Der Gegner darf ziehen, wenn auch er ausgetrunken hat. Spaß war also garantiert, in der Bar spielte eine Band laut auf, wir saßen bei etwa 8 Grad im Freien...
Ein russisch sprechender Teilnehmer schaffte einmal sein Bier in 4 Sekunden, auf dem Schachbrett war er auch schnell, aber gewonnen hat ein anderer: Peter Michalik, der in der Bundesliga für die Schachfreunde Berlin spielt. Er kaufte sich jedoch ab und an frei, indem er statt des Bieres einen Schnaps trank und dafür 1,5 Minuten Zeitstrafe in Kauf nahm. Wenn Peter in der Schule besser aufgepasst hätte, hätte er mir von seiner anstehenden Hochzeit auf Deutsch berichten können. Er erzählte mir auch, dass nur seine Eltern in der Schule noch Russisch gelernt haben - und ich fühlte mich gleich viel älter... Russisch ist neben Hebräisch, Arabisch und Englisch die häufigste Sprache, die man in Israel zu hören bekommt.
P.S. Je höher die Elo-Zahl, desto weniger Bilder werden geschossen. Bis 2500 hat der Schachspieler in der Regel einen Fotoapparat dabei. Ab 2600 wird nur noch ab und an, und zwar mit dem Handy, geknipst, ab 2700 werden gar keine Bilder mehr gemacht. Ich schoss viele Bilder...
Ralf Schnabel
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19494