7. März 2014
Nach einer kurzen Begrüßung durch Jonathan Carlstedt, Christian Zickelbein dem 1. Vorsitzenden des Hamburger SK und dem Hauptschiedsrichter Jürgen Kohlstädt startete gestern die erste Runde des GM-Turniers pünktlich um 16 Uhr, mit spannenden Paarungen. Die GM-Norm liegt bei 6,5 Punkten und die IM-Norm für Malte Colpe, Frank Bracker und Jonas Lampert bei 4,5 Punkten. Geschenke dürfen also nicht gemacht werden und so ging es direkt mit Kampfschach und interessanten Partien los.
Die beiden Freunde hatten eigentlich geplant die Partie auszukämpfen, allerdings spielte Lawrence, der vor zwei Wochen noch gegen José verlor eine Variante, die José nicht erwartet hatte und so nahm der Spanier nach 14 Zügen die Zugwiederholung an. Beide werden die nächsten Runden kämpfen und Lawrence hat zugesagt, dass er seine Partien gerne für die Zuschauer analysiert.
Im Übertragungsraum des Hamburger Schachklubs schwankten die Meinungen sehr. Zunächst überraschte Malte die Zuschauer und wohl auch seinen Gegner mit der Französischen Verteidigung. Gegen Franks 3.Sc3 wählte er mit Lb4 die Winawer Variante. Malte zeigte sich gut vorbereitet, trotzdem sah das Publikum zwischendurch keinen Plan für den jungen Hamburger. Das ist jedoch nicht entscheiden, denn Malte fand eine gute Fortsetzung. Aber auch Frank zeigte seine Qualitäten. Der bald-nicht-mehr-Student hielt gegen und erreichte eine bessere Stellung bis er mit 24.Td3 24…b2 zuließ und die Qualität spucken musste. Alle erwarteten einen Sieg von Malte, objektiv verließ die Stellung jedoch nie die „Remisbreite“ und so wurde nach 48 Zügen das Unentschieden vereinbart. Die anschließende Analyse brachte viele spannende Varianten zu Tage und dauerte gefühlt fast so lange wie die Partie.
War es die Schuld der Organisation, dass Ilja nicht sein bestes Schach spielte? Vielleicht! Als Neu-GM hat man es nicht leicht. Da plagt man sich Jahre lang um den höchsten Schachtitel zu erspielen, kommt zu einem GM-Turnier nach Hamburg und dann steht auf dem Schild „IM Ilja Zaragatzki“. Dieser Fehler wird zur 2. Runde korrigiert, damit Ilja, der in der Bundesliga für die Schachfreunde Katernberg spielt und von dort dem HSK in „guter“ Erinnerung ist, sein volles Können zeigen kann.
In der Partie spielte Rasmus mit 5.e4 eine Nebenvariante, die aber für Weiß hervorragend punktet. Vermutlich also wieder eine gute Vorbereitung. Mit 7.a3 kam dann direkt eine Neuerung aufs Brett. Spätestens hier wird Ilja „Out of book“ gewesen sein, Rasmus kam in der Folge auf jeden Fall zu besserem Spiel.
Im 16.Zug brachte Ilja ein starkes Figurenopfer, das Rasmus Vorteil in Grenzen hielt und neben einigen Bauern auch eine ganze Menge Gegenspiel sicherte. Im 22. Zug schlug Schwarz jedoch mit dem Abtausch Lxd3 den falschen Weg ein, anstatt h5 zu spielen. Danach entstand ein vermutlich gewonnenes Endspiel, oder um Lubomir Ftacnik zu zitieren: „Das sollte für Weiß gewonnen sein, aber was weiß ich schon, ich bin nur ein einfacher Bursche!“
Im Duell der beiden Bundesligaspieler des Hamburger SK wurde die gute alte Pirc-Verteidigung getestet. Jonas griff zu der aggressiven Variante mit 4.f4 und versuchte den Altmeister und Elofavoriten zu überrollen. „Lubo“ spielte gewohnt umsichtig und konnte sich früh einen Vorteil erarbeiten. Davon erholt sich Jonas nicht mehr und musste früh aufgeben.
Bei der Analyse ging es amüsant zur Sache, wobei Jonas selbstkritisch sein Spiel in dieser Partie als unzureichend bezeichnete. Dass er es besser kann wissen wir und so wird in der 2. Runde ein „anderer“ Jonas am Brett sitzen.
In der Eröffnung überraschte Karen seinen Gegner mit einer ungewöhnlichen Aufstellung. Die gleiche Variante hatte Karen vor 2 Wochen gegen Kevin Spargett in der spanischen Liga auf dem Brett und wurde von diesem nach 5.Lb5 auseinander genommen. Diese Partie war Georgios jedoch nicht bekannt und so versank er in langes Nachdenken. Diese Zeit fehlte ihm später. Nachdem er sich im 11. Zug für ein Bauernopfer entschied um positionelle Nachteile zu vermeiden, war Weiß am Drücker.
Da Georgios die Initiative nicht nutzen konnte, verflachte die Partie immer mehr. Aufgrund des verschachtelten Charakters der Stellung konnte keine Seite mehr entscheidende Vorteile erringen und so einigte man sich nach 52 Zügen auf Remis.
Die nachfolgende Analyse wurde in 3 Sprachen geführt, wobei ich nur 2 davon beherrsche. Karen, der jahrelang in Hamburg lebte und den mit vielen unserer Mitglieder eine enge Freundschaft verbindet, lebt inzwischen in Spanien und so wird aus Deutsch, Englisch und Spanisch ein wilder Mix gemacht.
Heute startet der Vergleichskampf Jung gegen Jung-Geblieben. Folgende Paarungen sind für die kommenden 3 Tage angesetzt:
Paarungen der 1. Runde vom Freitag, den 7.03.2014 um 16:00 Uhr
Paarungen der 2. Runde vom Samstag, den 8.03.2014 um 09:30 Uhr
Paarungen der 3. Runde vom Samstag, den 8.03.2014 um 16:00 Uhr
Paarungen der 4. Runde vom Sonntag, den 9.03.2014 um 16:00 Uhr
Wer ist jung? Wer ist alt? Kommt vorbei und ratet selber!
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9544