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Talentsichtung (TASI), Arendsee 2020

26. März 2020

Auch in diesem Jahr organisierte der DSB gemeinsam mit DSJ und Landesverbänden eine bundesweite Talentsichtungsmaßnahme (TASI) im sachsen-anhaltinischen Arendsee. Die Leitung vor Ort oblag Michael Zeuner. Ich bin kein Experte in Sachen Risikomanagement in Zeiten des Virus. Aber der Norden von Sachsen-Anhalt ist kein Risikogebiet und die Veranstaltung konnte am Mittwoch mit der Duldung der Kreisamtsärztin Altmarkkreis planmäßig beginnen.

Die zahlenmäßig größte Gruppe, gesamt 46 Kinder, bildeten die TASI. Angeleitet von erfahrenen Lizenztrainern des DSB arbeiteten wir in 8 Gruppen das Oberthema konzentriert ab. Die drei Weltmeister Max Euwe, Michail Botwinnik und Wassili Smyslow standen im Mittelpunkt des schachlichen Interesses. Zwei Tests wurden geschrieben, Stellungen ausgespielt, ein Turnier wurde organisiert und Ausgleichssport wurde angeboten – alles fast wie immer. Meist stand der Schachvirus im Vordergrund, ohne seinen viel gefährlicheren Kollegen aus den Augen zu verlieren!

In der U8-Gruppe ging es in erster Linie um die Vorstellung eines kindgerechten, leistungsorientierten und effektiven Schachtrainings. Tom George und Jens Kahlenberg gaben die Richtung vor, berieten die Schacheltern und probierten viele spaßbetonte Trainingsformen aus. Es wurden Empfehlungen hinsichtlich der weiteren Ziele und Trainingssteuerung gegeben. Ich selbst trainierte die Mädchenkadergruppe des DSB. Die vier Mädels arbeiteten mit der neuen ChessBase-DVD „Ein klassisches Najdorf-Repertoire mit Schwarz“ (Yannick Pelletier). Als Ergebnis der Arbeit entstand folgende Rezension:

Rezension zu „Ein klassisches Najdorf-Repertoire für Schwarz“

Wir sind Katerina Bräutigam, deutsche Vizemeisterin U12w 2019, Yaroslava Sereda, Bronzemedaillengewinnerin der Deutschen Meisterschaft U12w 2019, Saskia Pohle, Deutsche Meisterin U10w 2017 und Margarethe Wagner, deutsche Vizemeisterin der U12w 2018 und haben uns mit der DVD „Ein klassisches Najdorf-Repertoire für Schwarz“ von Yannick Pelletier beschäftigt.

Der 43-jährige Schweizer Großmeister Yannick Pelletier, mit einer Elo-Zahl von 2579, führt Sie durch die verschiedenen Varianten des Najdorf-Systems. Er wurde 1976 in Biel geboren, spricht 5 Sprachen fließend (Deutsch, Englisch, Russisch, Französisch, Spanisch) und betätigt sich nicht nur als Spieler, sondern auch als Organisator und Kommentator. Zu seinen Erfolgen zählen mehrere Turniergewinne und unter anderem auch die Siege gegen Hikaru Nakamura und Magnus Carlsen im Jahre 2015. Benannt ist das Najdorf-System nach Miguel Najdorf, der diese Variante oft gespielt hat. Sie entsteht nach der Zugreihenfolge 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6. Danach entscheidet Weiß, welche der vielen möglichen Züge er spielen möchte und führt die Partie in eine bestimmte Struktur. Najdorf ist eine der komplexesten und gleichzeitig meistgespielten Eröffnungen im Schach. Die bekanntesten Najdorf-Spieler waren Robert James (Bobby) Fischer und Garri Kasparow.

In der DVD enthalten sind: Thematische Partien, die größtenteils von Pelletier kommentiert wurden, die umfangreiche Theorie der Eröffnung und außerdem Aufgaben, Möglichkeiten zum Trainieren des Repertoires und Stellungen zum Ausspielen, damit man die Ideen und Pläne verinnerlicht. Auf eine kurze Einführung folgen 12, mit Video versehene Partien zu den verschiedenen Möglichkeiten im 6. Zug. Die Theorie wurde in 9 Kapitel unterteilt, davon 8 Hauptzüge und die eher weniger gespielten Varianten. Darauf folgen 10 Übungsaufgaben, in denen man das neu erworbene Wissen testen kann. In den verschiedenen Optionen, die zum Erlernen der Varianten bereitgestellt wurden, kann man selbst sein Niveau im Najdorf verbessern. Der Fritztrainer wird Ihre Spielstärke bei den Ausspielstellungen bewerten, sodass sie Ihren stetigen Fortschritt beobachten können. Zusätzlich befindet sich eine kleine Partiendatenbank zum Thema im Anhang.

Das Installieren verläuft einfach und unkompliziert. Es dauert nur wenige Minuten und benötigt nur bei der Erkennung des Schlüssels Internetzugang. Danach ist es sofort funktionstüchtig und einsatzbereit. Wir persönlich finden die witzige Aussprache Pelletiers bei manchen Wörtern, wie „roschieren“, „täuschen“ (tauschen) oder „bequäm“ angenehm aufheiternd, aber nicht zu penetrant. Dabei bemerkt man, dass er die genannten fünf Sprachen spricht. Was wir mögen ist, dass er einem die Wahl lässt, wie man das Eröffnungsstudium angeht. Zuerst die Partien oder zuerst die Theorie? Außerdem kann man sich in unklaren Stellungen seine Meinung leichter bilden, da er sich raushält und somit niemanden beeinflusst. Es war angenehm ihm zuzuhören, denn er sprach langsam und deutlich. Ab und zu verwendet er allerdings Wörter, die gerade für uns „Kinder“ schwer zu verstehen sind. Schade ist auch, dass man sich eher berieseln lässt, da er nicht allzu viele Fragen stellt.

Dank der tollen DVD verstehen wir alle die Najdorf-Variante besser und fühlen uns auch wohl in der Eröffnung.

Die Firma ChessBase unterstützte die TASI durch vielfältige Trainingsmaterialien und Software. Als besonderes Highlight erhielt jeder TASI-Teilnehmer einen kostenlosen Premium-Account für den Playchess-Server. Es erging der Aufruf, diesen doch gleich für die anstehende Vorrunde der Deutschen Schach-Internetmeisterschaft zu nutzen. Mal sehen, ob wir über 20 Anmeldungen aus dem Kreis der TASI schaffen?! Top, die Wette gilt!
Die Schachakademie Jussupow lieferte einen Anteil an Büchern für die Teilnehmer. Nicht für alle Kinder ist eine DVD immer das geeignete Medium für Training und ein Buch ist die sinnvollere Lösung.

Mir bleibt zum Abschluss noch der Dank an die Kollegen für die geleistete Arbeit, der Dank an das KIEZ für die gute Versorgung und optimalen Bedingungen und der Dank an die Eltern, ihren Kindern diese TASI ermöglicht zu haben. Irgendwie fällt es mir schwer mit Blick auf den Wald am Arendsee und der lauen Frühlingsluft an die kommenden schwierigen Zeiten zu denken. Ich verabschiede mich mit der vorläufig letzten Schachveranstaltung außerhalb des Internets und wünsche uns allen Gesundheit, einen kühlen Kopf und etwas Spaß im Internetschach!

Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer

(Anm. Redaktion: Der Bericht wurde uns am 15. März geschickt, konnte aufgrund der aktuellen Situation aber erst heute veröffentlicht werden.)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10372

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