19.09.2024
Es war heute wieder ein Wechselbad der Gefühle für deutsche Fans bei der 45. Schacholympiade in Budapest. Die Nationalmannschaften agieren zwar nicht gerade im Gleichschritt – aber sie sind jetzt punktemäßig gleichauf. 12:4 Zähler – da geht noch was. Vielleicht. Die Frauen spielten gestern erneut Unentschieden. 2:2 gegen die Niederlande. Es war mehr drin, zwischendurch roch es nach Gesamtsieg für das DSB-Ensemble, in dem GM Elisabeth Pähtz den Ton angibt. Sechs Punkte aus sieben Partien. „Sie ist die stärkste deutsche Spielerin, ohne Frage“, sagte IM Georgios Souleidis, unser Kommentator im Livestream. Aber, befand The Big Greek auch: „Es läuft an Brett drei und vier unrund.“ Die Männer siegten souverän gegen Kroatien – 3,5:0,5. „Das war heute großer kämpferischer Einsatz von allen“, so Souleidis, „das beste deutsche Spiel bisher bei dieser Olympiade. Sie sind nicht ängstlich angetreten, sondern volle Kanne drauf gegangen.“ Weil anders sonst auch nichts mehr zu holen ist – mit Blick auf vordere Ränge. „Wir hoffen auf die Aufholjagd“, sagt Sportdirektor Kevin Högy nach dem dritten Sieg in Serie: "Darauf kann man aufbauen. Das kann einen durch den Rest des Turnieres tragen."
Weiterlesen … Elisabeth Pähtz fürchtet weder Viren noch Holländerinnen – aber deutsche Frauen wieder nur 2:2. Keymer und Co. holen sich viel Selbstvertrauen gegen Kroatien. „Wir hoffen auf die Aufholjagd.“
18.09.2024
Siebter Tag in Budapest – ein guter Tag für die deutschen Teams. Die Männer besiegten Schweden mit 3:1. Einmal mehr eine Bank: GM Frederik Svane, der 5,5 Punkte aus sechs Partien geholt hat. „Bei ihm wissen wir: Der macht das schon“, sagte GM Dimitrij Kollars, der aussetzen durfte. Das Vertrauen in den nervenstarken Olympiade-Debütanten ist mittlerweile grenzenlos. Oder, wie es Bundestrainer GM Jan Gustafsson sagt, der nicht überrascht zu sein scheint vom hohen Niveau Svanes: „Frederik ist schon lange ein richtig starkes Talent. Ein Offensivspieler, den wir auf diesem Level so jung und hungrig bisher nicht hatten.“ GM Elisabeth Pähtz sprach sogar voller Hochachtung von „einem perfekten Charakter für Schach. Frederik hat richtig energischen Winning Spirit.“
Weiterlesen … Wieder ein hungriger Frederik Svane: Deutsche Männer bestehen den Elchtest. Auch deutsche Frauen lassen nicht abreißen – Remis gegen starke Mongolei
DSB-Präsidentin Lauterbach: „Die FIDE und der Schachsport stellen sich sonst international ins Abseits.“ Dachorganisation ARISF erwartet die Einhaltung der Empfehlungen des IOC.
18.09.2024
Pressemitteilung des Deutschen Schachbundes
Die Generalversammlung des Schach-Weltverbandes FIDE findet vom 21. bis 22. September in Budapest statt – am Rande der Schacholympiade. Ein Antrag der kirgisischen Schachunion (KCU) und der Schachföderation Russlands (CFR) birgt politische Brisanz. Dabei geht es darum, die Rückkehr russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler an internationale Bretter ohne Einschränkungen zu ermöglichen. Der Deutsche Schachbund versucht dies seit Bekanntwerden des Antrags zu verhindern. Dabei hat sich DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach dieser Tage auch an die ARISF (Association of IOC Recognised International Sports Federations) gewandt – und nun die erhoffte Unterstützung erhalten. In Form einer klaren Aufforderung der ARISF an die FIDE, die Empfehlungen des IOC weiterhin einzuhalten und insbesondere keine russischen Sportler mit Hymne oder Fahne zuzulassen.
Die ARISF gehört zur olympischen Bewegung. In ihr sind jene Sportfachverbände zusammengeschlossen, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt sind, aber im Allgemeinen nicht bei Olympischen Spielen mit einem Wettbewerb vertreten sind. Auch die FIDE ist Mitglied der ARISF.
Weiterlesen … Pressemitteilung: Initiative des Deutschen Schachbundes gegen Rückkehr russischer und belarussischer Spieler ohne Einschränkungen
17.09.2024
Der Spielsaal in der BOK Hall in Budapest – ein Hochsicherheitstrakt. Wie insgesamt die Anti-Cheating-Vorkehrungen bei dieser 45. Schacholympiade sehr hoch sind. Sämtliche Eingänge für Spieler, Journalisten und Zuschauer sind mit Sicherheitsschleusen ausgestattet. Mobiltelefone sind verboten, im Spielsaal und auf den Tribünen. Und auch bei zwei Spielern gefundene SIM-Karten sorgten für die vorübergehende Nullung ihrer Partien – die Spieler protestierten erfolgreich. “Das alles hat was von Paranoia”, sagt Frauen-Bundestrainer GM Yuri Yakovich: “Ich halte es für übertrieben.” Bisweilen sieht man sogar FIDE-Mitarbeiter, die vor den Partien unter die Spieltische krabbeln – um nachzusehen, ob was versteckt ist.
Weiterlesen … Paranoia oder berechtigte Sorge? Klaus Deventer und Bernhard Riess im Interview über Betrug und Fairplay bei der Schacholympiade.
16.09.2024
Jeder Fußball-Fan kennt sie: Die berühmten Panini-Sticker fürs Sammelalbum. So einen Sticker gibt es tatsächlich auch von FM Lara Schulze. Obwohl sie mit Fußball wenig am Hut hat. Aber sie spielt für die Schachabteilung des SV Werder Bremen. Einen Verein, den man vor allem mit erfolgreichem Bundesligafußball verbindet. Und so fand Lara Schulzes Konterfei kürzlich zum 125-jährigen Vereinsjubiläum der Grün-Weißen, als Vertreterin einer anderen Abteilung, den Weg in ein Sammelalbum. Motto: Tausche Schachspielerin Lara Schulze gegen Stürmer Marvin Ducksch.
Weiterlesen … Doppel-Interview Hanna Marie Klek und Lara Schulze: Zwischen Sammelleidenschaft und Motivation auf vordere Plätze in Budapest
15.09.2024
Als das Spiel gegen Montenegro noch lief, sagte GM Matthias Blübaum bereits virtuell sorry zu seinen Mitspielern: “Ich hätte weiterspielen müssen.” Er ärgerte sich sehr über sich selbst, obwohl er nicht verloren hatte - was wahrlich für ihn und seinen Charakter und den Teamgeist spricht. "Ein viel zu frühes Remis” sei das in der Tat gegen GM Nikola Djukic gewesen, konstatierte der Kommentator des Deutschen Schachbundes, IM Georgios SouleidIs, The Big Greek. Zumal GM Vincent Keymer zu diesem Zeitpunkt schon schlecht stand. Am Ende brach erneut das Unheil über das deutsche Team herein. Drei Remis plus die Niederlage von Keymer bedeuteten nach dem Spiel gegen Litauen die zweite unerwartete Niederlage. “Jetzt müssen wir eine Siegesserie hinlegen”, so GM Rasmus Svane, in Budapest als Sekundant mit an Bord: “Sonst können wir nicht mehr vorne angreifen.”
Weiterlesen … Niederlage für Keymer & Co. gegen Montenegro: “Wir werfen Punkte weg.” Frauen siegen gegen Schweden-Legende Cramling. "Wir sind wieder voll dabei.”
15.09.2024
Die Schlagzeilen taten richtig weh. “Germany Fall” titelte die FIDE auf ihrer Website nach der Niederlage der deutschen Männer gegen Litauen am Freitag. Der Favoriten-Sturz. Passiert auch anderen Schwergewichten, siehe gestern die USA - gegen die Ukraine. Und die deutsche Reaktion? “Aufstehen, Krone richten”, hatte der Sportdirektor des Deutschen Schachbundes und Delegationsleiter bei der 45. Olympiade in Budapest, Kevin Högy, als Losung ausgegeben. Genau das taten die deutschen Männer sehr eindrucksvoll in Runde vier. 3,5:0,5 hieß es am Ende gegen die Mongolei. “Überraschend deutlich”, so Högy. Die Frauen konnten da leider nicht ganz mithalten. 2:2 gegen Argentinien. Das zweite Unentschieden in Folge., “Man muss ehrlich sein: Wenn man richtig was holen will, ist das zu wenig”, sagte WGM Josefine Heinemann: “Wir hatten ja noch keinen richtig schweren Gegner.”
Weiterlesen … Schach-Olympiade: Wer hinfällt, muss aufstehen. Keymer sucht nicht nach Ausreden und spielt “anständig”. Frauen nur Remis: “Zu wenig, wenn man was holen will.”