Tagung des Deutschen Schachbundes und der Fédération Françaises des Échecs vom 7.-9.11.2003 in Saarbrücken

Peter Müller
Ministerpräsident des Saarlandes

Sehr geehrte Tagungsteilnehmer, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schachfreunde,

zurzeit erlebt das Schachspiel eine wahre Renaissance. Immer mehr Menschen widmen sich diesem Denksportspiel mit größter Aufmerksamkeit. Dies freut mich umso mehr, da auch ich ein begeisterter Anhänger des "Königsspiels" bin und in meiner Freizeit gerne, wenn auch leider zu selten, Schach spiele.

Das Schachspiel gehört sicherlich zu den interessantesten Sportarten. Es erfordert Konzentration, Genauigkeit, geistige Fitness und Beweglichkeit, da die Spielerinnen und Spieler bei jedem Schachzug vor immer neuen Herausforderungen stehen, die insbesondere mit logischem Denken, Kombinationsfähigkeit, Kreativität und Merkfähigkeit gelöst werden müssen. Bei kontinuierlichem Training dieser Fähigkeiten wird die geistige Leistungskraft bis ins hohe Alter gestärkt.

Auch das Treffen des Deutschen Schachbundes mit der Fédération Française des Échecs in Saarbrücken weist daraufhin, dass das interessante Brettspiel sowohl in Deutschland als auch in Frankreich wieder im Trend liegt und ein hohes Ansehen genießt.

Als Bevollmächtigter der deutsch-französischen Kulturangelegenheiten und als Schirmherr dieser Veranstaltung freut es mich besonders, dass das Schachspiel nunmehr gar ein integrierendes und verbindendes Element zwischen den beiden Ländern ist. Der Deutsche Schachbund und die Fédération Française des Échecs leisten mit ihrer gemeinsamen Tagung einen wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis. Damit sind auch sie ein wichtiger Baustein für das Zusammenwachsen Europas, denn das gegenseitige Kennenlernen und die Annäherung tragen dazu bei, noch eventuell bestehende Barrieren abzubauen und grenzüberschreitende Freundschaften zu knüpfen.

Ich wünsche der Tagung des Deutschen Schachbundes und der Fédération Française des Échecs einen erfolgreichen und spannenden Verlauf mit interessanten Gesprächen und wertvollen Anregungen. Die auswärtigen Gäste begrüße ich ganz herzlich und wünsche ihnen einen angenehmen und kurzweiligen Aufenthalt in Saarbrücken.

Rede von Alfred Schlya - Präsident des DSB - anlässlich des Empfanges des Saarländischen Landessportverbandes am 8. November 2003

Vor 40 Jahren wurde zwischen Frankreich und Deutschland der so genannte "Elyssée-Vertrag" geschlossen. Dieser Vertrag bildet die Grundlage für ein freundschaftliches Nebeneinander der beiden großen Staaten in Europa und hatte eine Fülle von weiteren Verträgen und Vereinbarungen zur Folge, so u.a. auch die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes.
Dieses Deutsch-Französische Jugendwerk feierte unlängst seinen 40. Geburtstag.
Bei diesen Feierlichkeiten sprachen die Vertreter beider Nationen von rund 7 Millionen junger Menschen, die in rund 250.000 Begegnungen diese Vereinbarung mit Leben erfüllten. Dazu zählten nicht zuletzt auch Jugendliche aus unseren beiden Schachföderationen.
Die wichtigste Konsequenz dieser Vertragswerke war für uns die vor 15 Jahren vereinbarte Zusammenarbeit beider Schachverbände. Sowohl beim Bundeskongress am 14. Mai 1988 in Bad Neuenahr-Ahrweiler als auch beim gemeinsamen Treffen am 11. September in Paris bekräftigten beide Schachföderationen den Willen zu gemeinsamen Aktionen, vor allem natürlich im Jugendbereich.
Da die Zusammenarbeit beider Schachverbände aber bereits zehn Jahre vor Abschluss der Erklärung von Bad Neuenahr-Ahrweiler ihren Ursprung – auch hier vor allem im Bereich der Jugend - begonnen hatte, kann man heute sicherlich zu Recht von einem 25-jährigen Jubiläum unserer gemeinsamen Arbeit sprechen, ein Jubiläum, das wir heute hier in Saarbrücken gemeinsam feiern wollen.
Aus diesem Anlass heiße ich Sie, meine sehr verehrten Damen, Herren und Jugendliche, recht herzlich willkommen. Möge unser Treffen das bestätigen, was unsere Vorgänger mit ihrer Vereinbarung beabsichtigt hatten.
Schon der Text der Vereinbarung zeigt, welch ehrgeizige Absicht in den nüchternen Paragrafen enthalten war. Sicherlich wurde in den vergangenen Jahren eine ganze Menge von Vorhaben realisiert. Aber wir wollen nicht verschweigen, dass nicht alle unsere Pläne in Erfüllung gegangen sind. So bleibt für die vor uns liegenden Gespräche noch eine Fülle von Einzelaufgaben offen.
Bereits bei unserer letzten Besprechung in Marseille haben wir unter anderem in den Bereichen Schulschach und Bundesliga fruchtbare Gespräche geführt, an die wir bei unserem diesjährigen Jubiläumstreffen nahtlos anknüpfen können.
Abschließend sei mir noch der Hinweis erlaubt, dass die deutsch-französische Zusammenarbeit sicherlich der wegbereiter für die Europäische Union darstellt, eine Union, die in den nächsten Monaten vor ihrer größten Erweiterung steht und in naher Zukunft wohl alle europäischen Staaten vereinen wird.
Was einerseits jedoch den europäischen Gedanken stärkt, bringt – umgesetzt in die Praxis – auch die eine oder andere Schwierigkeit mit sich. Man bedenke nur, welche Schwierigkeiten und Diskussionen das "Bosman-Urteil" gebracht hat. Des Weiteren werfen die Vielzahl der nunmehr leichter möglichen internationalen Veranstaltungen steuerliche Probleme für die Organisatoren auf, die dringend einer europaweiten Klärung bedürfen.
Schon die Tatsache, dass in den verschiedensten EU-Erklärungen und Gesetzen der Sport nicht aufgeführt ist, zeigt, wie groß noch der Nachholbedarf der Europäischen Gemeinschaft ist. Sorgen wir gemeinsam mit unserer Sportart "Schach" dafür, dass die beiden größten Länder der EU auch ohne gesetzlichen Grundlagen weiterhin eine erfolgreiche Zusammenarbeit betreiben.

Peter Müller und Alfred Schlya