25. September 2018
Voll fokussiert auf das große Ereignis und soweit wie möglich abgeschirmt von äußeren Einflüssen - so präsentieren sich die deutschen Mannschaften in Georgien. Der Schacholympiade wurde schon vor ihrem Beginn am Sonntag größte Aufmerksamkeit geschenkt. Die Spielerinnen und Spieler reisten einige Tage vorher mit ihren Trainern an, um noch ein "Geheimtraining" zu absolvieren. Auch zum Fototermin präsentierten sich die beiden Mannschaften geschlossen und in neuer Uniform. Danach ging es aber sofort wieder an die Arbeit. Ein gutes Ergebnis bei optimaler Vorbereitung ist das Hauptziel in Batumi. Dem wird alles untergeordnet.
Der gestrige Auftakt klappte schon einmal hervorragend. Zwei sichere 4:0-Erfolge waren das Ergebnis.
Das gelang einigen anderen Favoriten nicht ganz so gut. So unterlag der auch in Deutschland gut bekannte Chao b Li (China, Elo 2708) gegen einen 2200er. Und auch die Georgierin Lela Javachischwili (Elo 2475) mußte sich einer Südkoreanerin mit Elo 2030 beugen.
Den schnellsten Sieg gegen Syrien erzielte Matthias Blübaum. Der Druck auf den schwarzen Königsflügel wurde irgendwann so groß, das sein Gegner zweizügig eine Leichtfigur einstellte. Nach 21 Zügen war die Partie vorbei.
Nur unwesentlich länger brauchte Zoya Schleining. Ihre russische Gegnerin, die zur Auswahl des Behinderten-Weltschachverbandes IPCA gehört, stellte nach dem 23. Zug den Widerstand ein. Ihre Stellung war aber keineswegs aufgabereif, auch wenn sie schlechter stand. Wahrscheinlich hatte sie die Zeit überschritten, worauf die Übertragung ihrer Partie auf Chess24 hindeutet.
Br. | Syrien | Elo | 0:4 | Deutschland | Elo |
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15.1 | Koteba. Gnaam | 2061 | 0:1 | GM Georg Meier | 2639 |
15.2 | Aram Chekh Adm Khedr | 2171 | 0:1 | GM Matthias Blübaum | 2618 |
15.3 | Malek. Koniahli | 2328 | 0:1 | GM Daniel Fridman | 2591 |
15.4 | IM Bashir Eiti | 2259 | 0:1 | GM Rasmus Svane | 2595 |
Br. | IPCA | Elo | 0:4 | Deutschland | Elo |
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31.1 | WIM Galina Melnik | 1872 | 0:1 | IM Elisabeth Pähtz | 2513 |
31.2 | WFM Alexandra Alexandrowa | 1801 | 0:1 | WGM Sarah Hoolt | 2355 |
31.3 | WIM Marina Kaidanowitsch | 1725 | 0:1 | IM Zoya Schleining | 2370 |
31.4 | Kateryna Sowjetowa | 1353 | 0:1 | WGM Judith Fuchs | 2274 |
In der zweiten Runde eines Turniers geht es gewöhnlich auch noch nicht so zur Sache und die Gegner haben noch nicht das große Kaliber. Unterschätzen sollte man sie trotzdem nicht. Unsere vier jungen Damen treffen auf sicher hochmotivierte Gastgeberinnen. Allerdings ist das erst einmal nur die dritte Mannschaft, die gestern 4:0 gegen die Seychellen gewann. Nino Chomeriki, die zuletzt die Bronzemedaille bei der U20-Weltmeisterschaft gewann, führt das Team an. Eine nicht leichte, aber lösbare Aufgabe für Elisabeth Pähtz.
Einen interessanten Gegner bekommt unsere gemischte Mannschaft - diesmal allerdings nur Männer - im offenen Turnier. Myanmar war in Deutschland bis in die 1990er Jahre als Burma bekannt. Mittlerweile hat sich die bereits seit 1989 bestehende offizielle Bezeichnung nahezu weltweit etabliert. Einige Länder und Organisationen boykottieren allerdings den Namenswechsel aufgrund des militärischen Regimes.
In der Schachwelt sorgte Myanmar Anfang 2000 für ganz schön viel Aufsehen. Auf welt.de schrieb SCHACH-Redakteur Dirk Poldauf am 26. Januar 2000:
Unter den 100 besten Spielern der Welt tummelten sich sensationell gleich sechs vollkommen unbekannte Namen aus dem bislang nicht als Schachnation aufgefallenen Myanmar. Deutschland hat mit Artur Jussupow (2628), Robert Hübner (2620) und Rustem Dautov (2602) im Vergleich dazu nur halb so viele Akteure in diesen Regionen aufzuweisen. Die Schachamateure aus dem früheren Burma haben sich die Schwachstellen des Elosystems zunutze gemacht. Sie spielen seit Jahren fast ausschließlich untereinander und schanzen sich die Punkte gegenseitig zu. Nach einer Recherche des Österreichers Milan Novkovic opferten 18 Kämpfer des fernöstlichen Staates in einer Wertungsperiode die als Maximum festgesetzten 100 Zähler.
Einer der sechs damaligen Top-100-Spieler wird gegen Deutschland am Brett sitzen. Oo Kyaw Tun Nay, im Januar 2000 IM mit Elo 2595 und Platz 99 der Welt, spielt gegen Matthias Blübaum. Nay hat jetzt nur noch 2389 Elo und ist damit auf Platz 2453 der Weltrangliste.
Aber auch die drei anderen Deutschen bekommen es mit ehemaligen Überfliegern zu tun: Daniel Fridman spielt gegen Naing Myo (damals Platz 251 mit Elo 2545, heute Platz 4052 mit Elo 2327), Liviu Dieter Nisipeanu gegen Zaw Htun Wynn (damals Platz 349 mit Elo 2524, heute Platz 1052 mit immerhin noch Elo 2473 Rang 1 in Myanmar) und Rasmus Svane gegen Than Khin (damals Platz 1134 mit Elo 2437, heute Platz 10003 mit Elo 2200).
Auch wenn die Burmesen mit ihren Manipulationen für Gesprächsstoff sorgten: Schachspielen können sie! In Runde 1 besiegten sie die Bahamas mit 4:0.
Br. | Deutschland | Elo | - | Myanmar | Elo |
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8.1 | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2661 | - | IM Zaw Htun Wynn | 2473 |
8.2 | GM Matthias Blübaum | 2618 | - | IM Tun Nay Oo Kyaw | 2389 |
8.3 | GM Daniel Fridman | 2591 | - | IM Naing Myo | 2327 |
8.4 | GM Rasmus Svane | 2595 | - | Than Khin | 2200 |
Br. | Deutschland | Elo | - | Georgien 3 | Elo |
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3.1 | IM Elisabeth Pähtz | 2513 | - | WIM Nino Chomeriki | 2313 |
3.2 | WIM Filiz Osmanodja | 2348 | - | Mariami Janjaschwili | 2081 |
3.3 | WGM Sarah Hoolt | 2355 | - | Lile Koridse | 1931 |
3.4 | WGM Judith Fuchs | 2274 | - | Tamari Esadse | 1911 |
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Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - Nationalmannschaft // ID 8675