29. August 2021
Gerhard Meiwald berichtet täglich von der Deutschen Senioren-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände.
Der Seniorenreferent des Deutschen Schachbundes Wolfgang Block begrüßt im ARA Hotel in Ingolstadt die teilnehmenden Mannschaften aus 13 Landesverbänden.
In der Kategorie 50+ spielen 8 Mannschaften ein Rundenturnier. Titelverteidiger Baden I hat in diesem Jahr aber mit den Mannschaften aus Sachsen-Anhalt, Bayern I und Württemberg I harte Konkurrenz zu erwarten, die allesamt auf dem selben Elo-Niveau zu Hause sind.
In der 65+ gehen 20 Teams an den Start. Vorjahressieger Berlin I dürfte in diesem Jahr nicht zu den heißesten Titelanwärtern gezählt werden. Die nominell stärksten Mannschaften kommen in diesem Jahr aus Württemberg, Baden und Bremen. Die Abstände zu einem ansonsten sehr ausgeglichenen Feld sind aber nicht so groß, dass sich im Turnierverlauf nicht durchaus Überraschungen ergeben können.
In der ersten Runde 50+ kam es auch bereits zu einem Favoritenduell. Die besonders ambitionierten Sachsen-Anhaltiner konnten sich in diesem Kampf gegen Baden I nach drei Remispartien auf den Deutschen Seniorenmeister 50+ von 2019 FM Michael Becker verlassen, der für einen 2,5:1,5 Sieg sorgte.
Etwas überraschend die Punkteteilung von Bayern I mit Bayern II. Eindrucksvoll startete NRW mit 3,5: 0,5 gegen Rheinland Pfalz.
Mit überzeugenden 4,0: 0,0 Siegen starteten die Topfavoriten Baden I gegen Bayern II und Bremen gegen Württemberg II in der Kategorie 65+.
Erstaunlich viele Punkteteilungen, darunter auch einige, die man schon eine kleine Überraschung nennen könnte: Sachsen I gegen Bayern III, Württemberg I gegen Sachsen II und NRW I gegen Baden II. Für eine Standortbestimmung reichen die vorliegenden Ergebnisse aber sicher noch nicht aus.
Eine Bemerkung sei dem Berichterstatter aber zum Spielhotel gestattet. Das ARA - Hotel Comfort hat uns unter den pandemiebedingten Umständen die bestmöglichen Spielbedingungen zur Verfügung gestellt.
Fast ist man versucht zu sagen, Württemberg I zieht in der Kategorie 50+ einsam seine Kreise. Mit dem heutigen 4:0 gegen Bayern II haben sie darüber hinaus auch noch etwas für ihr Torverhältnis getan. Immerhin Anschluss halten Sachsen-Anhalt und NRW, die sich im wahrsten Sinne des Wortes die Punkte teilen, alle vier Partien enden Remis.
Baden kommt mit einem Remis gegen Württemberg II zum ersten Mannschaftspunkt. Noch schlimmer erwischt es Bayern I, das mit 1,5:2,5 gegen Rheinland-Pfalz den Kürzeren zieht. Die dritte Runde könnte schon deutliche vorentscheidende Zeichen setzen. Sollten die Badenser gegen NRW und Bayern I gegen Sachsen-Anhalt nicht punkten, dann rücken ihre Meisterschaftsträume in große Ferne.
In der 65+ haben sich die Mitfavoriten Bremen und Bayern I mit 2 Siegen an die Spitze gesetzt. In guter Verfassung zeigen sich auch die Verfolger Sachsen I, Berlin, Schleswig-Holstein und NRW I, die mit jeweils 3 Punkten morgen ihre Klingen kreuzen müssen.
Das hochkarätig besetzte Baden I muss morgen gegen Sachsen II auf jeden Fall punkten, um den Anschluss nicht zu verlieren.
In der Kategorie 65+ kam es am Spitzentisch zu einem spannenden Schlagabtausch zwischen Bayern I und Bremen. Den entscheidenden Punch setzte dann Rainer Oechslein gegen Klaus Rost-Lux zur alleinigen Tabellenführung. In einem Verfolgerduell teilen sich Sachsen und Berlin die Punkte und ermöglichen damit NRW I, mit einem Sieg gegen Schleswig-Holstein bis auf einen Punkt an die führenden Bayern heranzurücken.
In der 50+ kommt Spitzenreiter Württemberg I gegen Rheinland-Pfalz nicht über ein Remis hinaus und erlaubt es Sachsen-Anhalt, mit einem Sieg gegen Bayern I gleichzuziehen. Da sich NRW gegen Baden mit 1,5:2,5 geschlagen geben muss, kommt der Spitzenpaarung Sachsen-Anhalt gegen Württemberg morgen eine Schlüsselrolle für die Titelvergabe zu.
Seniorenreferent Wolfgang Block konnte den Geburtstagskindern Hans Jagdhuber und Michael Müller eine Senioren-CD des Förderkreises überreichen.
Wie bereits angekündigt, kam es in der 50+ in der heutigen 4. Runde zu einem vorentscheidenden Duell zwischen den beiden führenden Teams von Sachsen-Anhalt und Württemberg I. Nachdem es am Spitzenbrett zwischen FM Mike Stolz und IM Mark Heidenfeld bereits nach wenigen Zügen zu einer friedlichen Punkteteilung kam, war die Verantwortung an die folgenden Bretter weitergereicht. Wieder einmal war FM Michael Becker dieser Aufgabe gewachsen. Nachdem es zunächst schien, dass er mit Turm und Bauern gegen 2 Figuren nicht unbedingt die besseren Karten hatte, erlaubte ihm Karl-Heinz Bräuning mit einem etwas optimistischen Figurenopfer den Übergang in ein besseres Endspiel, dass er zur Führung verwerten konnte.
Nach einem weiteren Remis an Brett 3 setzte Martin Niering an Brett 4 gegen Dr. Markus Kottke einen imposanten Schlusspunkt zum 3:1 Sieg der Sachsen-Anhaltiner. Baden, Rheinland-Pfalz und Württemberg I weisen als Verfolger bereits 2 Punkte Rückstand auf.
In der 65+ hatten es die bisher verlustpunktfreien Bayern I mit NRW I zu tun. Mit Ausnahme eines relativ zügigen Remis an Brett 4 zwischen Rainer Oechslein und FM Kuno Thiel wurden die anderen Partien ausgekämpft. Einem wirbelnden Läuferpaar von Helmut Hassenrück hatte Dr. Hubert Seibold am Ende nichts mehr entgegenzusetzen. Karl-Heinz Kannenberg war mit seinen Schwerfiguren etwas aktiver unterwegs als Dr. Wilfried Beilfuss und konnte den Mannschaftskampf für Bayern I wieder ausgleichen.
Die Entscheidung in einer der längsten Partien des Tages fiel zwischen IM Boris Khanukov und Walter Strobel. In einem Turm-Bauernendspiel schien das Remis lange Zeit in greifbarer Nähe, bevor der Turm von Walter Strobel etwas ins Abseits geriet und Altmeister Khanukov seine Endspielkünste gewinnbringend verwerten konnte. Damit setzt sich NRW I mit 7:1 an die Tabellenspitze.
Damit ist die Messe in der Kategorie 65+ aber noch lange nicht gelesen. Die gestern gegen Bayern I unterlegenen Bremer zeigten sich heute mit einem 3:1 Erfolg gegen Sachsen-Anhalt gut erholt. Da sich auch Berlin gegen Württemberg I durchsetzen konnte, sind die NRWler noch lange nicht am sicheren Ufer. Bereits morgen müssen sie sich mit dem starken Bremer Team auseinandersetzen. Und auch die punktgleichen Teams von Bayern I und Berlin wollen noch ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitreden.
Wie erwartet, kann sich der Favorit Sachsen-Anhalt in der 50+ heute eindrucksvoll in Szene setzen. Gegen Württemberg II gibt es ein klares 3:1.
Baden hält mit einem 2,5:1,5 Sieg gegen Bayern I ebenso wie Württemberg I mit dem gleichen Ergebnis gegen NRW Anschluss. Der Abstand beträgt aber bereits 2 Punkte, und da die Favoriten im Laufe des Turniers bereits die Klingen gekreuzt haben, geht es vermutlich in den beiden Schlussrunden nur noch um die Platzierung.
In der 65+ kommt es am Spitzentisch zwischen NRW I und Bremen zu einem knappen 2,5:1,5 Sieg für NRW. Einen sehenswerten Schlagabtausch lieferten sich am Spitzenbrett IM Boris Khanukov und FM Stephan Buchal mit wechselnden Gewinnaussichten, die dann aber letztendlich doch in eine Punkteteilung mündete. Matchwinner ist FM Kuno Thiel mit seinem klaren Sieg gegen Klaus Rost-Lux.
Da die Verfolger Bayern I und Berlin die Punkte teilen, gelingt es Baden I, mit einem Sieg gegen ihre 2. Mannschaft in den Verfolgerkreis aufzuschließen.
Niedersachsen und Sachsen I - zwei Mannschaften, die man durchaus zum erweiterten Favoritenkreis zählen durfte, trennten sich heute 2:2. Die Niedersachsen kamen etwas schwer ins Turnier mit einem 2:2 gegen Bayern III und einer Niederlage gegen Sachsen II. Sachsen I ist bisher ungeschlagen, konnte sich aber mit 4 Punkteteilungen nicht in der Spitze platzieren.
Sowohl Niedersachsen als auch Sachsen I treffen morgen auf unmittelbare Verfolgerteams des Spitzenreiters und könnten sich mit Siegen durchaus noch um einen Platz auf dem Treppchen bewerben. Obwohl NRW bereits 2 Punkte vorne liegt, werden erst die beiden Schlussrunden über den Titel entscheiden.
Bei einer Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Senioren kann man auch mal einen Blick auf das Teilnehmerfeld abseits der konkreten Ergebnisse richten.
Die zweite Mannschaft, die NRW in der 65+ ins Rennen geschickt hat, ist eigentlich eine Vereinsmannschaft. Die Schachfreunde Katernberg oder auch in der Schachszene bekannt unter „SFK“ stellt das älteste Team im Feld. Mit FM Willy Rosen (88 J.), Deutscher Seniorenmeister 1994, Internationaler Fernschachmeister, Erich Krüger (89 J.), Deutscher Seniorenmeister 2008, Werner Nautsch (85 J.) und „Youngster“ Karl-Heinz Hüttemann (75 J.).
Dass die Katernberger auch, seitdem es diese Meisterschaft ab 1992 gegeben hat, eine dominante Rolle spielten, beweisen ihre beeindruckenden Erfolge. In den 90er Jahren wurden sie mit NRW I 4x Meister und belegten einmal Platz 2. Immer dabei Willy Rosen, oft in Begleitung von Erich Krüger und Werner Nautsch. Aber auch nach dem Beginn des neuen Jahrtausends waren sie immer dabei. Nur noch manchmal als Sieger, aber sehr häufig auf dem 2. oder 3. Platz.
Wenn man den Blick zurück auf die aktuelle Meisterschaft richtet, dann knüpfen die SFK-Kämpen nahtlos an alte Zeiten an. Mit ihrem heutigen 4:0- Kantersieg gegen Baden II belegen sie als Startnummer 10 einen Platz auf dem Treppchen und haben es in der Schlussrunde gegen Sachsen I in der eigenen Hand, diesen Platz zu verteidigen.
Spitzenreiter NRW verteidigt seine Tabellenführung mit einem 2,5:1,5 gegen Baden I und kann in der Schlussrunde nur noch von Berlin am Meistertitel gehindert werden. Die Berliner müssen aber gewinnen, ein Remis reicht NRW I. Baden I und Bremen können bei eigenem Sieg nur noch auf ein Unentschieden von NRW II und Sachsen I hoffen, um mit einer besseren Brettwertung doch noch einen Platz auf dem Treppchen zu erreichen.
Auch in der 50+ liegt noch eine leichte Spannung in der Schlussrunde. Sachsen-Anhalt bewältigte seine heutige Aufgabe mit Bravour und einem 3,5:0,5 gegen Bayern II. Aber da auch Baden mit dem gleichen Ergebnis gegen Rheinland-Pfalz aufwarten konnte, wäre bei einem eigenen Sieg gegen Württemberg I morgen noch ein Sprung an die Spitze möglich. Da die Württemberger aber mit einem Sieg gegen Baden noch den 2. Platz erreichen können, verspricht auch diese Sichtweise eine eigene Spannung.
Spitzenreiter Sachsen-Anhalt trifft auf Rheinland-Pfalz und kann bereits mit einem Remis erstmals den angestrebten Meistertitel erringen.
Der neue Deutsche Meister in der Kategorie 50+ Sachsen-Anhalt gab sich auch in der Schlussrunde keine Blöße und besiegte Rheinland-Pfalz souverän mit 3,5:0,5 Punkten. Mit 13:1 Mannschaftspunkten und 20,0:8,0 Brettpunkten gab es ein beeindruckend dominantes Ergebnis. Dieses Ergebnis wird auch dadurch unterstrichen, dass alle Preise für den Brettbesten ausnahmslos an das Siegerteam geht:
An Brett 1 FM Mike Stolz mit 5,0 Punkten,
An Brett 2 FM Michael Becker mit 4,5 Punkten,
An Brett 3 FM Dr. Thomas Höpfl mit 5,5 Punkten,
An Brett 4 Martin Niering mit 5,0 Punkten.
Mit einem Remis beendeten die nächstplatzierten Mannschaften von Württemberg I und Baden die Schlussrunde und bestätigten damit den bisherigen Tabellenstand. Baden wird mit 10:4 Punkten Vizemeister vor Württemberg I mit 9:5 Punkten.
Der neue Deutsche Meister in der 65+ ist auch der Alte. Berlin setzt sich in der Schlussrunde gegen das führende Team NRW I mit 3:1 durch, zieht nach Mannschaftspunkten gleich und kann mit der besseren Brettwertung NRW I noch auf den 2. Platz verdrängen. Auch der Berichterstatter wurde von den Berlinern eines besseren belehrt, der im Eröffnungsbericht die Berliner nicht dem Favoritenkreis zurechnete.
Das Duell um den 3. Platz auf dem Treppchen konnte Sachsen I mit 3:1 gegen NRW II für sich entscheiden. Das folgende Duell zwischen Baden I und Bremen entschied Baden I mit 3:1 für sich. Es hatte ohnehin für die Platzierung auf dem Siegertreppchen nur Bedeutung, wenn es im vorerwähnten Spiel zu einem Unentschieden gekommen wäre. Aber dem sportlichen Ehrgeiz wurden alle auch noch in der Schlussrunde gerecht.
Den Brettpreis für das 1. Brett konnte Dr. Friedbert Prüfer mit 5,0 Punkten erringen. Mit 5,5 Punkten gewinnt IM Sergej Salov den Preis am 2. Brett. Am 3. Brett gewinnt Jürgen Kyas mit 5,0 Punkten den Brettpreis und am 4. Brett kommt FM Hans Joachim Vatter auf 5,5 Punkte.
Vor dem offiziellen Akt der Siegerehrung gab es eine besondere Ehrung durch den neu gewählten Württemberger Seniorenreferenten Thomas Müller, der auch in Erinnerung an seinen verstorbenen Vorgänger Bernhard Krüger, dem Seniorenreferenten aus Baden, Bernd Fugmann die Silberne Ehrennadel des Schachverbandes Württemberg überreicht. Bernhard Krüger und Bernd Fugmann hatten die Initiative ergriffen für die Durchführung einer gemeinsamen Seniorenmeisterschaft Baden-Württemberg in Freudenstadt, die jetzt bereits einige Jahre Bestand hat.
Zur Siegerehrung konnte Seniorenreferent Wolfgang Block den Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes Ralf Alt begrüßen, der die Grüße des Präsidenten des Deutschen Schachbundes Ullrich Krause überbringt. Ebensolche Grüße überbringt er vom Präsidenten des Bayerischen Schachverbandes Peter Eberl. Ralf Alt bedankt sich bei Seniorenreferent Wolfgang Block und seinem Schiedsrichterteam für eine harmonische und reibungslose Durchführung der Deutschen Seniorenmannschaftsmeisterschaft 2021. Hauptschiedsrichter Martin Sebastian bedankt sich mit einem Präsent und einer Urkunde bei der Hotelführung bei Frau Schindler für die überaus herzliche Aufnahme der Teilnehmer im ARA Hotel.
Turnierseite: dsenmm.de
alle Ergebnisse und Livepartien bei liveschach-schau.de
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 24033