21. Mai 2019
Die Schachfreunde Bad Emstal/Wolfhagen, landläufig auch als "Emswölfe" bekannt, haben sich schon vor Jahren im deutschen Schachgeschehen ins Gespräch gebracht. Im Blitzschach eroberten sie 2016 in Schifferstadt mit Wladimir Kramnik am Spitzenbrett die deutsche Krone. Damals spielten sie noch in der sechsten Liga! Dem ersten deutschen Meistertitel folgten 2017 und 2018 gleich noch zwei weitere. Am 8. Juni in Gladbeck werden sie den vierten Titel in Folge anvisieren.
Bereits jetzt aber dürfen sich die Emswölfe mit einem vierten Meistertitel schmücken. Vor heimischer Kulisse und unter den Augen von DSB-Präsident Ullrich Krause (am Sonntag) und seines Stellvertreters Klaus Deventer (am Sonnabend) zogen sie in das Finale ein und besiegten dort den Deutschen Meister OSG Baden-Baden etwas überraschend mit 2½:1½. Damit entthronte der zukünftige Drittligist nicht nur den Pokalverteidiger, sondern nahm auch Revanche für die im vorjährigen Pokal erlittene Viertelfinalniederlage.
Die Losfee hatte ein gutes Händchen und zog am Sonnabend für die beiden Favoriten Bad Emstal/Wolfhagen und Baden-Baden als Spielpartner die Underdogs aus Berlin und von der Ostseeküste aus dem Topf. Dabei erwischten die Greifswalder mit der OSG Baden-Baden gleich den attraktivsten Gegner mit den weltweit bekannten Namen Naiditsch, Adams, Movsesjan und Gustafsson. Hier überzeugte insbesondere Hannes Leisner, der gegen Arkadij Naiditsch antreten mußte. Um 17.30 Uhr vermeldet die Greifswalder Website "Hannes steht steinstark gegen Naiditsch". 25 Minuten später ist die Partie zu Ende: "Hannes forciert aus der stärkeren Position heraus ein Remis und schafft damit die Punkteteilung gegen einen Super-GM. Gratulation." Es blieb der einzige halbe Punkt für die jungen Männer vom Greifswalder Bodden.
In der anderen Begegnung gingen die Wünsche des Zehlendorfer Vorsitzenden Helmut Flöel nicht in Erfüllung. "Eine gute Auslosung, ein glückliches Händchen beim Spielen und wir sind im Finale. Dort ist alles möglich und selbst als krasser Außenseiter wird unser Team kämpfen!" (Quelle: skzehlendorf.de). Mit "guter Auslosung" meinte Flöel wahrscheinlich Greifswald und bestimmt nicht die GM-Truppe des Gastgebers. Auch mit dem "glücklichen Händchen" klappte es nicht so richtig, obwohl die Berliner gut drauf waren. "Die Emswölfe taten sich gegen Zweitbundesligist Zehlendorf schon deutlich schwerer. GM Alexander Riazanzew brachte die Emswölfe gegen FM Daniel Malek zwar früh in Führung, dach danach war erheblicher Widerstand der Berliner zu brechen." schrieb Jörg Wiegel von den Emswölfen.
1 | Greifswalder SV | DWZ | ½:3½ | OSG Baden-Baden | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | Hannes Leisner | 2229 | ½:½ | GM Arkadij Naiditsch | 2706 |
2 | Wilko Stubbe | 2157 | 0:1 | GM Michael Adams | 2672 |
3 | Max Weber | 2187 | 0:1 | GM Sergej Movsesjan | 2648 |
4 | Rüdiger Kürsten | 2116 | 0:1 | GM Jan Gustafsson | 2631 |
2 | SK Zehlendorf | DWZ | ½:3½ | Sfr. Bad Emstal/Wolfhagen | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Jakob Meister | 2394 | 0:1 | GM Juri Kusubow | 2627 |
2 | IM Raphael Lagunow | 2407 | ½:½ | GM Pawel Ponkratow | 2575 |
3 | FM Leonid Sawlin | 2382 | 0:1 | GM Wladimir Onischuk | 2610 |
4 | FM Daniel Malek | 2309 | 0:1 | GM Alexander Riazanzew | 2642 |
Das Finale war aus Sicht des Baden-Badener Mannschaftsleiters Patrick Bittner eine klare Angelegenheit: "Als Teamchef vor Ort muß ich aber ganz ehrlich sagen, dass die Niederlage verdient war. Natürlich war es längere Zeit nicht absehbar, aber nach ca. 3 Stunden beschlich mich ein ungutes Gefühl beim Betrachten der Stellungen." Zu diesem Zeitpunkt war selbst beim späteren einzigen Sieger Jan Gustafsson kein positives Endergebnis in Aussicht. Deutlich schlimmer lief es bei Michael Adams. "Bei Michael ging heute irgendwie alles schief. Er überliess seinem Gegner den Damenflügel und ich erwartete ständig seinen Köningsflügelangriff mit g4, der aber erst kam als es zu spät war." Trotz der knappen Niederlage am Ende freute sich Bittner über die Saison: "Gratulation an mein Team und nächstes Jahr greifen wir wieder an. Ein zweiter Platz ist wahrlich keine Schande. Nicht zu vergessen, dass die Saison sowieso fantastisch war mit dem Gewinn des 13. Meistertitel in der Schachbundesliga! Auch für uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel und somit gratulieren wir herzlich Bad Emstal/Wolfhagen zum Gewinn des Deutschen Mannschaftspokals 2019!" (Quelle: www.zugzwang.de)
Im Duell um Platz 3 saßen sich der SK Zehlendorf und der Greifswalder SV gegenüber. "Auch nach zwei Stunden ist noch keine Entscheidung in Sicht. Alle halten ihre Partien offen." schrieben die Greifswalder auf ihrer Website. Nach über fünfeinhalb Stunden läuft nur noch die Partie zwischen Rüdiger Kürsten und Daniel Malek. Während der Berliner versucht ein Turmendspiel mit Mehrbauern zu verwerten, läuft parallel bereits die Pokalübergabe. Die Emswölfe und Baden-Baden waren da schon lange fertig. Greifswald: "Wir haben die Badener gestern ja auch 'müde gespielt' ;-)"
F | OSG Baden-Baden | DWZ | 1½:2½ | Sfr. Bad Emstal/Wolfhagen | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Arkadij Naiditsch | 2706 | 0:1 | GM Pawel Ponkratow | 2575 |
2 | GM Michael Adams | 2672 | 0:1 | GM Juri Kusubow | 2627 |
3 | GM Sergej Movsesjan | 2648 | ½:½ | GM Alexander Riazanzew | 2642 |
4 | GM Jan Gustafsson | 2631 | 1:0 | GM Wladimir Onischuk | 2610 |
3 | Greifswalder SV | DWZ | 1:3 | SK Zehlendorf | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | Hannes Leisner | 2229 | 0:1 | GM Jakob Meister | 2394 |
2 | Max Weber | 2187 | 0:1 | FM Leonid Sawlin | 2382 |
3 | Rüdiger Kürsten | 2116 | ½:½ | FM Daniel Malek | 2309 |
4 | Wilko Stubbe | 2157 | ½:½ | IM Raphael Lagunow | 2407 |
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - Spielbetrieb // ID 10037