30. November 2016
Parallel zur Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft in Magdeburg trafen sich vom 25.11.-27.11.2016 14 Referenten und Dozenten der Schiedsrichterausbildung der Länder zur Weiterbildung. Dies war das erste Treffen dieser Art und die Möglichkeit des gegenseitigen Austauschs wurde sehr positiv von allen Teilnehmern aufgenommen.
Weiterhin empfand ich es als sehr nützlich, dass dieser Lehrgang parallel zu einer großen Meisterschaft stattfand. Dies machte einerseits die Organisation deutlich einfacher, andererseits bestand die Möglichkeit, weitere Schachfreunde, zumindest teilweise, in das Geschehen mit einzubinden. Spätestens beim abendlichen Bier konnte so der Austausch in einer größeren Runde durchgeführt werden.
Hauptziel dieser Maßnahme war es, die Ausbildung für Regionale Schiedsrichter (RSR) in den Ländern anzugleichen und gegenseitig von guten Ideen anderer Referenten zu profitieren. Wir haben aber auch einige aktuelle Dinge besprochen und die Teilnehmer machten der Schiedsrichterkommission Vorschläge, wie sie die Rahmenrichtlinien für Schiedsrichterausbildung anpassen könnte.
Neben dem Erfahrungsaustausch wurde in einem Referat von Klaus Deventer das aktuelle Thema „Anti-Cheating“ angesprochen. Er berichtete einerseits über die Regularien und Maßnahmen der Fide, andererseits konnte er über aktuelle Erfahrungen während der letzten Schach-Olympiade berichten. Neben den Maßnahmen, die gegen Betrüger getroffen werden müssen, ist es genauso wichtig, dass Schachspieler gegen falsche Anschuldigungen geschützt werden. Ich denke, dass uns dieses Thema noch die nächsten Jahre sehr beschäftigen wird.
Wie ich auf der Homepage der Schiedsrichterkommission schon berichtet habe, wird die Fide zum 1.7.2017 das Mindestalter für die National Arbiter Licence (nicht zu verwechseln mit dem NSR) auf 16 Jahre senken. Der DSB unterstützt alle Anträge von Schiedsrichtern zu dieser Lizenz, die zum Zeitpunkt des Antrags mindestens RSR sind. Aufgrund der Alterssenkung der FIDE ist die Diskussion entstanden, ob der DSB nicht auch das Mindestalter senken soll. Die Teilnehmer waren einstimmig der Meinung, dass in Zukunft das Mindestalter für den RSR 16 und für den NSR 18 Jahre betragen soll. Mit deutlicher Mehrheit wurde auch empfohlen, dass dann auch 16-jährige RSR die National Arbiter Licence der Fide beantragen dürfen. In der Diskussion wurde aber der Wunsch geäußert zu empfehlen, dass Minderjährige nicht allein verantwortlich (z.B. als Hauptschiedsrichter) Turniere leiten sollen. Die Schiedsrichterkommission wird sich am 7.1.2017 mit diesen Anträgen beschäftigen.
Viele wichtige Dinge wurde dann in vier Kleingruppen besprochen, wobei zwei Gruppen dasselbe Thema bearbeitet haben. In Gruppe 1 wurde die Zeitplanung und neue Ideen für die Gestaltung von RSR-Lehrgängen besprochen. Hier sollte unter anderem berücksichtigt werden, dass die Situation in einzelnen Landesverbänden deutlich unterschiedlich ist. So wurden Zeitpläne für Lehrgänge entwickelt, die an einzelnen Tagen mit täglicher Reise stattfinden. An anderen Orten sind nur Lehrgänge mit Übernachtung möglich. Ein großes Problem stellt hierbei die Dauer der Lehrgänge dar. Einerseits braucht man viel Zeit, um die Dinge vernünftig darzustellen, andererseits möchte man die zeitlichen Ressourcen, aber auch die Kosten der Teilnehmer schonen. Hier muss ein guter Kompromiss gefunden werden. Die praktischen Inhalte sollen erhöht werden, dies kann aber auch durch Erfahrung vor oder nach den Lehrgängen erreicht werden.
In Gruppe 2 wurde die didaktische Aufbereitung des Stoffes beleuchtet. Hier wurde angeregt, dass man möglichst viele Inhalte durch aktive Teilnahme erarbeitet und den klassischen Frontalunterricht reduzieren muss. Als Beispielprojekt wurde hier ein (theoretischer) Mannschaftskampf genannt, den die Teilnehmer von der Mannschafts- bis zur Ergebnismeldung, incl. möglicher Problemfälle selbst erarbeiten sollen.
In Gruppe 3 wurde dann das wichtige Thema der Prüfung behandelt. Die Teilnehmer der Gruppe waren skeptisch gegenüber der Multiple-Choice-Prüfung. Sie schlagen vor, dass man mündliche Prüfungen für „Wackelkandidaten“ ansetzen sollte. Weiterhin wurde gewünscht, dass der Großteil der Prüfung über die Fide-Regeln gehen sollte. Ein kreativer Vorschlag war die „Verteidigung“ eines interessanten Falls. Die Gruppe schlägt vor, dass man eine Prüfungsfragen-Datenbank aufbauen sollte.
Sehr erfreulich war, dass die Teilnehmer gegenseitig Prüfungsfragen und Unterrichtsmaterialien ausgetauscht haben. Neben diesen Materialien stehen in einem Downloadbereich (für die Teilnehmer) die ausgearbeiteten Gruppenergebnisse zur Verfügung.
Im Schlussgespräch wurden noch weitere Maßnahmen beschlossen. Es wurde einstimmig empfohlen, die Mindestdauer der RSR-Ausbildung auf 20 (Unterrichts-)Stunden anzuheben. Mit großer Mehrheit soll auch die RSR-Fortbildung auf 14 Stunden angehoben werden. Die Teilnehmer waren insgesamt sehr zufrieden mit diesem Lehrgang. Leider hat am Ende die Zeit gefehlt, die einzelnen Konzepte der Landesverbände für die Ausbildung unterhalb des RSR vorzustellen (alter Turnierleiter, Vebandsschiedsrichter, Mannschaftsführertraining). Interessant wäre hier auch eine Diskussion, wie sich eine solche Ausbildung auf die Ausbildung der RSRs auswirkt. Alle Teilnehmer haben gesagt, dass ein solcher Lehrgang mal wiederholt werden soll und dass dann die Hoffnung besteht, dass noch mehr Landesverbände teilnehmen.
Jürgen Klüners
// Archiv: DSB-Nachrichten - Schiedsrichterkommission // ID 21524