4. Mai 2021
Zwei 3:1-Siege gegen die Nationalmannschaften der Schweiz zum Auftakt lassen unsere Nationalspieler heute gut schlafen. Damit setzen sowohl die Männer als auch die Frauen ein Ausrufezeichen.
Die 39. Auflage des Mitropa-Cups ist die erste, die aufgrund der Corona-Pandemie hybrid durchgeführt wird. Unsere Nationalspielerinnen und Nationalspieler bestreiten ihre Partien von Magdeburg aus, während die anderen Nationalmannschaften jeweils an einem Ort in ihrem jeweiligen Land versammelt sind. Technisch lief im deutschen Turniersaal alles glatt, was auch den engagierten und erfahrenen Schiedsrichter:innen ISR Jens Wolter und FSR Claudia Münstermann zu verdanken ist.
Ganz besonders zufrieden dürfte dabei der Kapitän der Frauen, Daniel Fridman, gewesen sein. Als Spieler konnte er einen wichtigen halben Punkt am Spitzenbrett der Männer zu deren Erfolg beisteuern. Und als Trainer der Frauen lief auch alles nach Plan:
3:1 zum Auftakt gegen den Gastgeber gewonnen, das läuft ja gut an! Was können wir von den Frauen in diesem Turnier noch erwarten, was ist Euer Ziel?
Der Sieg ist super! Leider hat Hanna Marie verloren, aber Annmarie hat von Anfang an stark gespielt und eine überlegene Stellung bekommen. Vielleicht wäre der Sieg auch schneller drin gewesen, aber nach der Zeitkontrolle hat sie alles präzise gerechnet und sauber nach Hause gebracht. Also was soll’s? Bei Jana und Fiona kam die Vorbereitung perfekt aufs Brett. Jana hat eine ausgeglichene Stellung mit 40 Minuten mehr auf der Uhr und ihre Gegnerin dann langsam unter Druck gesetzt, bis diese dem Druck nicht mehr Herrin wurde. Fiona hat sich auch an alle Motive der Vorbereitung erinnert und ihre früh aussichtsreiche Stellung in einen vollen Punkt verwandelt.
Ein konkretes Ziel für das Turnier haben wir nicht. Klar, wir gehören zum Favoritenkreis mit Italien, Frankreich, Tschechien. Natürlich hängt es in so einem Turnier auch immer etwas vom Glück ab, aber wir haben eine homogene, starke Mannschaft. Das kann uns als Team im Turnier noch weit tragen, weil es auch im gemeinsamen Training ungemein hilfreich ist, dass alle auf einem Level sind. Wir nehmen es am Ende wie es kommt!
Br. | Schweiz | Elo | 1:3 | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | WGM Ghazal Hakimifard | 2265 | 0:1 | FM Jana Schneider | 2296 |
2 | WGM Monika Mueller-Seps | 2243 | 1:0 | WGM Hanna Marie Klek | 2302 |
3 | WIM Gundula Heinatz | 2131 | 0:1 | WIM Annmarie Mütsch | 2271 |
4 | Gilda Thode | 1987 | 0:1 | WIM Fiona Sieber | 2259 |
Auch den bei Männern gab es reichlich Grund zur Freude. Gegen die bärenstarken Schweizer, die bei der Eröffnungszeremonie angekündigt hatten, zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Cup holen zu wollen, trat der deutsche Herrenvierer sogleich als Spielverderber auf. Während die Kapitäne Daniel Fridman und Michael Prusikin an den Spitzenbrettern halbe Punkte beisteuerten, waren es vor allem unsere Nachwuchshoffnungen und C-Kaderspieler Ashot Parvanyan und Ruben Gideon Köllner, die mit ihren Siegen für Jubelstimmung sorgten.
Bei Ashots Stellung schien zu Beginn ein wenig der Wurm drin zu sein, aber hören wir einmal selbst, wie er die Lage einschätzt:
Mit Deinem Sieg hast Du die deutschen Männer in Führung gebracht! Glückwunsch dazu. Wie kam es dazu?
Ich hatte eigentlich 3. Sd2 vorbereitet, es kam aber 3. Sc3 und 4. Sge2. Ich konnte mich nicht mehr so recht an meine Analysen erinnern, nach der Eröffnung stand ich dann nicht so gut. Dann hat er aber die Qualität geopfert und die Stellung wurde unklar. Mit 25. … c5 habe ich einen wichtigen Zug gefunden und am Ende waren wir beide einfach in Zeitnot. Er hat als erstes einen Fehler gemacht und das konnte ich nutzen.
Klaus Bischoff hatte in der Eröffnung Sorge darum, dass Dein Damenläufer nicht mehr das Licht der Welt erblickt. Wie hast Du die Lage eingeschätzt?
Ich habe mir auch Sorgen um ihn gemacht! Ich wollte ihn irgendwie ins Spiel bringen, entweder von a6 aus oder über e8, damit er wenigstens den h5-Bauern angreift.
Br. | Schweiz | Elo | 1:3 | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Sebastian Bogner | 2577 | ½:½ | GM Daniel Fridman | 2610 |
2 | GM Noel Studer | 2584 | ½:½ | GM Michael Prusikin | 2547 |
3 | IM Oliver Kurmann | 2437 | 0:1 | IM Ashot Parvanyan | 2436 |
4 | IM Fabian Baenziger | 2394 | 0:1 | FM Ruben Gideon Köllner | 2412 |
Den entscheidenden vollen Punkt zum Mannschaftssieg brachte schlussendlich Ruben Gideon Köllner unter Dach und Fach. Der amtierende Deutsche Meister U16 zeigte ein weiteres Mal am Brett seine große Klasse:
Von Deinem ehemaligen Trainer Jonathan Carlstedt weiß ich, dass er eine Deiner großen Stärken immer im Endspiel gesehen hat. War das heute wieder ein Beweis dafür, wie bärenstark Du im Umgang mit wenigen Figuren bist?
Puuuuuhhhh! Was für eine Partie! Nachdem mein Gegner in der heutigen Partie angefangen hat, die Türme vom Brett zu nehmen, war es für mich ein Kinderspiel. Ohne lange nachzudenken machte ich einen guten Zug nach dem anderen, bis Stück für Stück seine Stellung immer schlechter wurde und er sie schließlich nicht mehr halten konnte.
Dadurch hat sich meine Stärke im Endspiel erneut gezeigt.
Schauen wir am besten gleich mal in die entscheidende Phase der Partie!
Morgen geht’s für die beiden Mannschaften gegen den nächsten Nachbarn: Österreich. Drücken wir unseren Nationalspielerinnen und Nationalspielern die Daumen! Ab 15:15 Uhr können die Partien wie gewohnt auf unserer Website oder gleich über SchachdeutschlandTV auf Twitch verfolgt werden. Die heute aufgetretenen technischen Probleme bei der Kommentierung der Live-Partien bitten wir zu entschuldigen. Wir arbeiten fieberhaft daran, dass der morgige Stream ohne Unterbrechungen laufen wird.
Die Fragen stellte Kevin Högy.
// Archiv: DSB-Nachrichten - Nationalmannschaft // ID 10633