Schacholympiade Tag 8: Frauen wieder im Rennen, Männer mit knapper Niederlage gegen Usbekistan

Die Nationalmannschaft der Frauen um Bundestrainer Yuri Yakovich gelingt in Runde acht der 44. Schacholympiade die angestrebte Aufholjagd mit einem verdienten Sieg gegen Vietnam. Die Männermannschaft um Teamkapitän Jan Gustafsson musste hingegen eine knappe Niederlage gegen das Team der usbekischen Supertalente hinnehmen. Dabei wäre bei etwas glücklicherem Matchverlauf durchaus auch ein Unentschieden möglich gewesen.

Offenes Turnier

Deutschland wurde im offenen Wettbewerb durch unseren Routinier Liviu Dieter Nisipeanu gut ins Match gebracht. Mit Schwarz spielte Dieter eine scharfe Eröffnungsvariante, in der er sich offensichtlich besser auskannte als seinem usbekischen Gegner. In der Konsequenz zog dieser die Notbremse und wickelte in ein ausgeglichenes Endspiel ab. Mit der Punkteteilung waren beide Spieler daher auch einverstanden. Eine Schwarzpartie überstanden, nun hieß es, an den Weißbrettern Druck machen. Doch so leicht sollte dies nicht werden.

Rasmus Svane gelang es ebenfalls, einen halben Punkt zum Mannschaftsergebnis beizusteuern. Vielleicht „nur“ ein halber Punkt, hatte er zwischenzeitlich zumindest die Chance, seinen Gegenspieler mehr unter Druck zu setzen. In einer symmetrischen Stellung verpasste es Rasmus, die wackligen schwarzen Zentralspringer zu trennen und entscheidend Material zu gewinnen. Als sich der Rauch nach der Zeitkontrolle lichtete, war das resultierende Turmendspiel nicht mehr zu gewinnen.

Am zweiten Weißbrett zauberte Vincent Keymer einen nicht mehr für möglich gehaltenen halben Punkt aus dem Hut. Gegen Schnellschachweltmeister Nodirbek Abdusattorov geriet er in eine tiefe Vorbereitung seines Gegenspielers. Vincent bekam einen Bauern zum Fraß vorgeworfen, musste sich dafür aber mit schlechterer Entwicklung und einem wackligen König herumschlagen. Der Usbeke verpasste zu seinem Glück einige aussichtsreichere Chancen, sodass Vincent den Laden zusammenhalten konnte.

Beim Stand von 1,5:1,5 hing damit alles an der Partie von Europameister Matthias Blübaum. Bisher hatte der Lemgoer noch nicht in seinen Rhythmus gefunden und geriet gegen den zweiten usbekischen Nodirbek (Yakubboev) ausgangs der Eröffnung ins Hintertreffen. Ein sich tief in Matthias Stellung hineingefräßter Freibauer sorgte für beständige Unruhe. Und obwohl es durchaus berechtigte Hoffnungen gab, dass Matthias mit seinem perfekt platzierten Springer womöglich eine nicht zu stürmende Festung errichten könnte, fand der Usbeke schlussendlich doch den entscheidenden Ausheber zur 1,5:2,5 Niederlage aus deutscher Sicht.

Frauen

Die Frauenmannschaft um Yuri Yakovich setzt ihre Aufholjagd fort. Gegen die gefährlichen Vietnamesinnen gelang ein souveräner 2,5:1,5 Sieg. Den entscheidenden Punkt holte die in Fabelform befindliche Jana Schneider. In einer spanischen Partie belagerte sie erst einen zu weit vorgerückten gegnerischen Bauern und gewann in der Folge sogar eine Figur, als ihrer Gegnerin bei der Verteidigung ein Missgeschick unterlief.

Einzige größere Sorgenfalten gab es zwischendurch bei Josefine Heinemann am zweiten Brett. Gegen die Caro-Kann-Verteidigung kam sie mit Weiß spielend in der Vorstoß-Variante eigentlich zu einer guten Position mit großem Raumvorteil. Als dann jedoch über die c-Linie Gegenspiel drohte und die Türme vom Brett verschwanden, gaben die schwarzen Figuren plötzlich den Takt vor. In die Defensive gedrängt behielt Josefine im langwierigen Manövrierkampf die Übersicht und nutzte die erstmögliche Chance, auf ein Remis durch dreimalige Zugwiederholung zu reklamieren.

Am Drücker hingegen war Elisabeth Pähtz am ersten Brett mit den schwarzen Figuren. Über die ganze Partie hinweg stellte sich nur die Frage, ob sie aus ihrer Initiative irgendetwas nachhaltig Verwertbares erzielen könnte. Ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit vielen auf der für sie richtigen Felderfarbe festgelegten Bauern bot optisch auch Gewinnchancen, doch ihre Gegnerin behielt die Nerven und sicherte das Unentschieden mit einer Reihe von präzisen Zügen ab.

Somit blieb es an Dinara Wagner am dritten Brett, den Mannschaftssieg einzutüten. Zwar kam sie mit Schwarz spielend aus der Eröffnung mit ein wenig Anlaufschwierigkeiten heraus, konnte aber ihre Probleme nach und nach lösen. Im Doppelturmendspiel sah es sogar kurzzeitig danach aus, dass vielleicht sogar mehr als der notwendige halbe Punkt möglich gewesen wäre. Nach einigen weiteren Vereinfachungen jedoch war die Punkteteilung und der deutsche Mannschaftserfolg unterschriftsreif.

Damit stehen beide Teams nun bei 12:4 Punkten nach acht Runden und haben durchaus noch bei einem entsprechenden Schlussspurt die Möglichkeit, um die ganz vorderen Plätze ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Voraussetzung dafür ist es aber, dass morgen gepunktet wird.

Die deutschen Frauen bekommen es mit den starken Spielerinnen aus England zu tun, während die Männer sich ihrer Haut gegen Litauen erwehren müssen. Live mitfiebern und Daumen drücken ist daher angesagt. Ab 11:30 Uhr deutscher Zeit kommentieren GM Klaus Bischoff und Gernot Leusch auf SchachdeutschlandTV die Olympiade für euch auf unserem Twitchkanal. Die Begeisterung vor Ort ist jedenfalls unglaublich groß und der Zuschauerandrang kaum zu bewältigen, wie ein von uns aufgenommenes Video zeigt. Schachhype pur:

Die Nationalmannschaft spielt mit freundlicher Unterstützung der UKA-Gruppe, einem der führenden deutschen Energieparkentwickler.

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